Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 161

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dann wurde aus dieser Liste von 44 Personen der potentiellen Aufsichtsräte in Absprache mit der ÖVP, die da ja sonst nicht viel zu melden gehabt hat, eine "Shortlist" gemacht mit 14 Personen, die übrig blieben. Und aus dieser "Shortlist" durfte dann das Personalberatungsbüro oder Headhunter Kappel, sprich Zehnder, zehn Personen für den Aufsichtsrat herausfiltern. Eine "beachtliche" Leistung für 1,8 Millionen Schilling. Eine beachtliche Leistung!

Vor allem dürfte die Auswahl dieser zehn Personen deshalb nicht sehr schwer gefallen sein, weil man sich ja vorher schon kannte. Man musste also nur noch auf bestimmte Personen deuten und sagen: Den Herrn Sorger, den kennen wir, den Herrn Schalle,, den kennen wir, und so weiter und so fort. All diese Personen waren miteinander gut bekannt, stehen in freundschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Beziehungen zueinander, dienen einander gegenseitig als Aufsichtsräte und tun einander nicht weh. – Das kann man dazu sagen.

Frau Kollegin Pablé! So ist die Personalauswahl um 1,8 Millionen Schilling erfolgt. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich habe sie nicht gekriegt!) Aus 44 Personen wurden 30 herausgestrichen. Das ist relativ schnell gegangen. Das sind wahrscheinlich die gewesen, die man nicht gekannt hat. Und die 14, die man gekannt hat, sind dann übrig geblieben. 1,8 Millionen Schilling für diese verdienstvolle Tätigkeit für den Herrn Finanzminister und den Herrn Prinzhorn, die Freunde in der Wirtschaft aus einer Liste heraus zu erkennen und dann zu einem ÖIAG-Aufsichtsrat zu schmieden.

Dieser ÖIAG-Aufsichtsrat hat dann in verdienstvoller Form weiter gearbeitet, hat dem Herrn Ditz ein Mandat erteilt – und das möchte ich Ihnen doch schon noch vorführen –, das ja insgesamt zum politischen Vorhaben dieser Bundesregierung gehört hat, nämlich behutsam und professionell beispielsweise die Telekom zu privatisieren, behutsam und professionell – wie es diese Bundesregierung vorgegeben hat.

Behutsam und professionell hat man gewusst, der Ertrag dieser Viertelprivatisierung soll 30 bis 40 Milliarden sein. Der Herr Finanzminister kann sich jetzt nicht mehr erinnern. Es ist ihm auch, wie er mir in einer Anfragebeantwortung mitgeteilt hat, egal, was der Erlös ist, denn das interessiert ihn nicht. Er steht für die Republik als Eigentümer da, aber nicht, um Einfluss auf die ÖIAG zu nehmen. Deswegen ist es ihm auch egal, ob der Erlös 10, 9, 8 oder 7 Milliarden oder doch die 40 Milliarden ist, die man sich ursprünglich erhofft hat.

Der Herr Ditz hat diesen Auftrag zur behutsamen und professionellen Privatisierung jedenfalls sehr ernst genommen und hat gepusht, was das Zeug nur gehalten hat, um die Privatisierung der Telekom zum optimal ungünstigsten Zeitpunkt durchzuführen. Das ist ihm erfolgreich gelungen! Es ist das der absolut ungünstigste Zeitpunkt für die Telekom-Privatisierung gewesen. Man musste den niedrigsten Ausgabekurs festsetzen, den man nur finden konnte. 9 j  – das war das unterste Ende des Preisbandes, auf das man sich geeinigt hat, nachdem man schon gewusst hat, dass die ursprünglichen Erwartungen nicht einzuhalten sein werden. Diese 9 j hat man tatsächlich festgesetzt und darauf gehofft, dass zumindest daraus eine positive Kursentwicklung erwachsen wird.

Nachdem man sich auf die 9 j geeinigt hatte, war auch schon klar: Der Ertragserlös von 30 bis 40 Milliarden ist nicht zu halten. Na gut, wir sind irgendwo bei 15 Milliarden gelandet. Man ziehe dann die 3 Milliarden ab, die man an die Telecom Italia zahlen musste – das interessiert den Herrn Finanzminister nicht mehr, davon weiß er nichts, das interessiert nur die ÖIAG –, und man ziehe davon ab das Honorar für die emittierende Bank: rund 1 Milliarde Schilling. Dann bleiben nach meinen Schätzungen zirka 12 Milliarden Schilling übrig. Der Herr Finanzminister konnte uns keine Schätzungen dahin gehend vorlegen, was aus dem Börsegang übrig geblieben ist.

Stellen Sie sich das vor! Meine Damen und Herren! Mit 30 bis 40 Milliarden Schätzung ist der Herr Finanzminister angetreten (Bundesminister Mag. Grasser: Ich bin nicht damit angetreten!), der sich vorher von den UMTS-Erlösen auch noch etliches erhofft hatte. Nachdem das schon baden gegangen ist, Herr Finanzminister, nachdem die UMTS-Lizenzen baden gegangen sind, haben Sie gesagt: Na gut, dann wird die Privatisierung der Telekom umso erfolgreicher sein.


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