Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 177

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(Abg. Huber: Da redet gerade der Richtige!) Liebe Kollegin Bauer! Ihre Ausführungen zur Agrarpolitik sind grenzenlos. Sie sind bekannt, aber leider nicht tragfähig. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

In der heutigen "Presse" schreibt eine junge Dame, die Veterinärmedizin studiert: Wer billig kauft, kauft teuer. – Ein gutes Geschäft zu machen, etwas billig zu erstehen, freut jeden. Aber würden Sie nicht doch misstrauisch werden, wenn plötzlich etwas ganz unter seinem Wert verkauft wird, zum Beispiel ein Auto zu einem Bruchteil des Listenpreises? Da würde jeder vorsichtig werden, würde sagen: Nein, das möchte ich testen lassen, das würde ich gerne überprüfen lassen, da gehe ich lieber zu einem Fachhändler.

Nur bei den Produkten, die als Lockartikel im Lebensmittelhandel, im Großhandel sehr oft angeboten werden, fragt man nicht, was dahinter steht, welche Erzeugung, ob hier sorgsam gewirtschaftet, nachhaltig produziert wurde. Nein, wichtig ist, es soll nichts oder ganz wenig kosten. Da scheut man auch nicht die Mühe, über die Grenze zu fahren, wo es keine hygienischen Standards, keine Vorschriften gibt. Wichtig ist: Billig ist gekauft! Das ist das Entscheidende. Und wehe, wenn ein Becher Joghurt um einen Schilling teurer wird oder gar die Milch 8 S kostet. Das ist einem Verbraucher nicht zumutbar!

Meine Damen und Herren! Sie sollten froh sein, dass es eine derartige österreichische Qualität gibt. Unterstützen Sie eine derartige Produktion! Freuen Sie sich mit uns, dass es eine derartige Garantie für die österreichischen Lebensmittel gibt! Ich sage daher auch: Freuen wir uns, dass mit der heutigen Beschlussfassung in den verschiedensten Bereichen die Finanzierung sichergestellt ist, freuen wir uns, dass Regelungen getroffen werden, die tragfähig sind! Denn entscheidend ist, dass für die Konsumenten eine Garantie gegeben ist, entscheidend ist, dass sich die Landwirtschaft darauf verlassen kann, dass auch in Zukunft Futtermittel produziert werden, die einwandfreien Qualitätskriterien unterzogen worden sind. Und freuen wir uns, dass es letztlich gelungen ist, eine faire Kostenaufteilung zwischen Bund, Ländern, den Konsumenten und den Bauern zu finden! Ich bin auch dankbar dafür, dass es möglich ist, aus dem Katastrophenfonds entsprechende Mittel zu erhalten.

Meine Damen und Herren! Es ist auch bemerkenswert, wie sich die Kosten der Entsorgung verringert haben, nämlich von ursprünglich rund 3 000 S pro Tonne auf heute immerhin 1 260 S. Und wenn es gelingen könnte, diese Materialien energetisch noch besser zu verwerten – in der Nachfolgekette quasi (Beifall des Abg. Hornek )  –, dann müsste noch einmal eine Verbilligung denkbar sein.

Die Expertin der Freiheitlichen Partei hat – und das hat mich gefreut – im Finanzausschuss klar dargelegt, dass Österreich auf Grund der vorausschauenden Agrarpolitik, auf Grund der Struktur, auf Grund der Maßnahmen BSE-frei ist und, so können wir hoffen, auch bleiben wird. Wir haben daher in Österreich keine BSE-Krise im tatsächlichen Sinn, aber wir hatten eine Krise der medialen Berichterstattung (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen), und manches Mal hatte ich den Eindruck, meine Damen und Herren – ich sage ausdrücklich: den Eindruck –, als ob manche Kollegen der einen oder anderen Fraktion es fast nicht erwarten konnten, dass auch in Österreich ein derartiger Fall auftreten würde. (Abg. Böhacker: So ist es!)

Meine Damen und Herren! Bauer-Sein, die Tätigkeit in Landwirtschaft ist – und das sollten wir wissen – eine Lebenseinstellung, aber es ist auch ein Beruf, und letztlich muss jeder Bauer danach trachten, etwas zu erwirtschaften. Und da gibt es zwei Möglichkeiten, wenn er ständig Verluste schreibt: entweder billig produzieren oder aufhören. Billig produzieren heißt Massentierhaltung, heißt Tiermehlverfütterung und so weiter.

Bleiben wir bei der sorgsamen österreichischen Agrarpolitik – im Interesse aller in unserem Land! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

18.34

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gradwohl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte.


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