Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 197

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Sie brauchen als erste Hilfe einmal auch die Zeit, die sie für die Kinder aufwenden müssen. Sie brauchen die Unterstützung, die positive Unterstützung – das ist unter anderem auch positive Motivation –, und nicht immer nur die Negativ-Zurufe von einer Seite der Regierungskoalition, die knapp vor Ferienbeginn wahrscheinlich auch wieder damit anfangen wird, sie zu diffamieren. Das haben wir im letzten Jahr sehr schön vorgeführt bekommen.

Was sie ebenfalls brauchen, ist, dass von Seiten der Regierung wahrgenommen wird, dass Kinder, die Probleme machen, natürlich Probleme haben. (Abg. Schwemlein: So ist es!) Das kommt nicht von ungefähr. Diese Probleme bringen sie mit, die haben sie in ihrem sozialen Umfeld, und dafür brauchen sie professionelle Hilfe. All das fehlt teilweise in der Schule, und all das fehlt auch deshalb, weil Sie damit begonnen haben, in diesem System ganz brutal den Sparstift anzusetzen.

Sehr verehrte Damen und Herren von den Regierungsparteien! Jetzt gehen Sie her und bekämpfen genau dieses Symptom, das Symptom einer Krankheit, die Sie selbst verursachen, indem Sie Lehrerinnen und Lehrern die Zeit nehmen, sich mit den Schülerinnen und Schülern entsprechend auseinander zu setzen. Es hilft keine wie immer geartete Erziehungsvereinbarung, vor Ort wirklich das Problem zu lösen, das einzelne Schüler mitbringen oder im sozialen Gefüge einer Klasse haben. Das hilft dort überhaupt nichts, denn das löst das Problem nur vor Ort, und als letzte Konsequenz wird eine solche Schülerin oder ein solcher Schüler von der Schule verwiesen. Was passiert dann? – Er macht wahrscheinlich in der anderen Schule wieder das gleiche Problem.

Das heißt, Sie beschäftigen sich nicht mit den Wurzeln. Sie beschäftigen sich nicht damit, warum ein Kind Probleme hat und daher in unserem Schulsystem Probleme macht. (Abg. Dr. Brinek: Wieso wissen Sie, dass es automatisch wieder so sein wird? Das ist eine Unterstellung!)

Verehrte Damen und Herren! In dieser Frage bin ich einig auch mit einigen Personen, die das – in der morgigen "Kronen Zeitung" kann man es nachlesen – auch in einer Umfrage festgestellt haben. Dort sagt zum Beispiel – ich entnehme das verschiedenen Beispielen, die dort aufgelistet sind, Sie können es selbst nachlesen – ein Angestellter:

"Die ganze Sache ist eine Augenauswischerei. Was an den Schulen wirklich fehlt, sind die Mittel für kleinere Klassen und für eine bessere psychologische Beratung. Ich würde auch daheim in der Familie keine Regeln aufstellen wollen, die auf Effizienz und Strafen aufbauen, so wie es jetzt in den Schulen geplant ist. Eine Nachdenkpause tut beim Verhaltenskodex gut."

Ich denke, das wäre ein wichtiger Hinweis für alle. Eine Nachdenkpause würde gut tun. Ich glaube, dass wir hier sehr wohl gemeinsam eine Lösung hätten finden können, wenn Sie nur wirklich gewollt hätten und wenn Sie konstruktiv mit uns verhandelt hätten – aber nicht auf diese Art und Weise, wie Sie es uns heute und auch in den letzten Tagen hier vorgeführt haben (Abg. Gaugg  – ein rotes Heftchen vorweisend –: Für diese Rede bekommen Sie die rote Karte!), denn einen Tag vor der Abstimmung tatsächlich in Verhandlungen einzutreten – Kollege Amon, Sie wissen das ganz genau –, ist keine Kultur des gemeinsamen Arbeitens! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

21.56

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

21.56

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Kollegin Schasching! Ich habe vergebens darauf gewartet, zu hören, was Sie als Alternative für die Schule und für einen besseren pädagogischen Output anbieten. Aus Ihrem Zitat am Schluss habe ich am ehesten herausgehört, dass ein paar Psychologen mehr in die Schule gehören – wenn ich Sie richtig verstanden habe. (Abg. Schwemlein: Ihren pädagogischen Background kennen wir ja!) Ich denke, Sie unterliegen noch immer dem Irrtum, dass finanzieller Input in die Schule a priori verbesserten Output in pädagogischer und inhaltlicher Sicht bedeutet. So geht das nicht.


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