Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 140

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dieser Konstruktion und bei diesem Aufsichtsrat eventuell nur am Rande einmal quasi als Gast einfindet.

Nun, der Aufsichtsrat wurde nicht durch eine internationale Ausschreibung, wie es vielleicht am besten gewesen wäre, bestellt, sondern der Aufsichtsrat wurde von einem Personalbüro vorgeschlagen. Die Ausschreibung für dieses Personalbüro war auch recht interessant zu beobachten. Vier Stunden, nachdem die Ausschreibung vorlag, bereits vier Stunden später war die Entscheidung gefallen, dass das Schweizer Büro Zehnder den Zuschlag erhielt. Der Geschäftsführer in Österreich ist Herr Joachim Kappel, seine Gattin war Mitarbeiterin des Herrn Präsidenten Prinzhorn, und auch Trauzeugen-Connections existieren. Vier Stunden hat es gedauert, bis das Personalbüro für den Aufsichtsrat klar war.

Weitere zehn Stunden hat es gedauert, bis eine Liste von 44 Personen aus der internationalen Managerwelt vorlag. Es dauerte nicht lange – vielleicht nur eine halbe Stunde –, und der Finanzminister hatte diese Liste auf 14 Namen zusammengestrichen. Und dann ging es ruck, zuck, und die Regierung wählte zehn Aufsichtsräte für die ÖIAG aus. Es gibt sicherlich Freunde des Herrn Prinzhorn aus der Papierindustrie, es gibt auch andere, aber sie alle haben eine große Gemeinsamkeit: Sie haben persönliche Beziehungen.

Es ist ein Clan, eine Seilschaft, die sich jetzt – das ist das Interessante laut ÖIAG-Gesetz – selbst immer wieder erneuern kann. Es gibt kein Hineinregieren mehr, es ist auch gar nicht notwendig. Wir brauchen keine Nabelschnur, wir brauchen keine Parteibücher, es funktioniert der Clan, die Seilschaft ist perfekt, bis es keine ÖIAG mehr gibt. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe gar nichts dagegen, dass dort sehr fähige Menschen – vielleicht sind sie es wirklich – sitzen, wenn sie diese Fähigkeiten auch unter Beweis stellen. Aber derzeit, meine Damen und Herren – lesen Sie die Wirtschaftsseiten des "Standard", der "Presse", der "Salzburger Nachrichten"! –, stellen diese tollen Kapazunder ihre Fähigkeiten, ihr Licht wirklich sehr unter den Scheffel.

Wie kann denn das sonst passieren? – Ich meine, sie müssen sich ständig verkleiden oder kostümieren, oder sie müssen sich anders verhalten, andere Fähigkeiten haben, als ihnen die internationale Managerwelt zuschreibt. Wir lesen ja immer wieder, es werden Aufsichtsräte umgefärbt und abgelöst, obwohl es noch gar keine Nachfolger gibt. Wir lesen etwa im "Trend", die Telekom wird an die Börse geschickt, obwohl der Zeitpunkt sehr ungünstig ist. Auch das Finanzministerium will die Telekom nicht zum Termin November an der Börse haben. Aber nein, da gibt es neue, ehrgeizige, fähige Aufsichtsräte, die sagen: An die Börse, auf Teufel komm raus! – Sie wollen das, sie haben den Ehrgeiz, und sie machen es. Der Kurs liegt jetzt bei 7,5 j , glaube ich. Gekauft hat man um 9, und ursprünglich hat man gemeint, 12 werden es schon werden.

Das ist das Resultat der Abnabelung, das Resultat der fähigen Köpfe. Das ist das Resultat des Regierens neu und Ihrer Reformpolitik. Lesen Sie selbst, Sie brauchen nur nachzuschlagen, zum Beispiel im "FORMAT", in dem Klaus Woltron, sicherlich kein Unbedarfter in Wirtschaftskreisen, deutlich erklärt: "Doch statt mit bombastischem Getöse und ohne jede Demut aufzutreten, täte ihnen" – den Aufsichtsräten – "etwas Ruhe und Besonnenheit gut. Sie sollten ihren neuen Managern in der staatsnahen Wirtschaft lieber ein Umfeld bieten, in dem sie arbeiten können." – Vorschlag aus der Wirtschaft an die Wirtschaft.

Warum verhalten sich diese Aufsichtsräte so eigenartig? – Da gibt es irgendwo im Hintergrund eine Ideologie oder einen wesentlichen Freund, sozusagen einen Patron über diesem ganzen System, und diese Ideologie und dieser Patron drängen darauf, etwas Bestimmtes zu tun – ganz egal, ob es sinnvoll ist oder nicht. Auslöffeln muss das dann wahrscheinlich auch Herr Ditz, der auf Druck des Herrn Heinzel herumgeschickt wird, der vielleicht wiederum auf Druck des Herrn Prinzhorn agiert, um ein Köpferollen zu veranstalten, das betriebsschädlich ist.

Das ist der Punkt, auf den ich zum Schluss noch zu sprechen kommen will. Herbert Krejci, der ehemalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung, betonte mehrfach: Diese Politik in der ÖIAG ist wirklich äußerst wirtschaftsgefährlich. – Ein Zitat aus dem "Falter": Das Spiel ist für die


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