Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 76. Sitzung / Seite 134

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bringen. Sie können Apparate-Gemeinschaften benutzen, gemeinsam radiologisch-technische AssistentInnen einstellen et cetera. Daher muss man annehmen, dass es billiger kommen wird. Es kann sein, dass der Gewinn dadurch steigt, und man kann sich fragen – man muss es aber nicht –, ob nicht ein Teil dieses Gewinnes auch an die Kassen oder das Gesundheitssystem zurückgeführt werden könnte. Das frage ich jetzt einmal. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Staatssekretär Dr. Waneck: Wird jetzt schon!)  – Wird jetzt schon. Okay. Ich höre es und ich hoffe, es fehlt mir auch nicht am Glauben.

Etwas irritiert mich allerdings schon: Irgendjemand muss die Gruppenpraxen ja zahlen, und da kommt jetzt die Sozialversicherung dran. Es wird ja nicht billiger, wenn man all das einhält, was ich jetzt angerissen habe. Wie geht das? – Diese Frage bleibt jetzt offen gegenüber Minister Haupt und Staatssekretär Waneck, der ja vorgeschlagen hat, es sollten auf dem Ärztesektor 0,8 bis 1,3 Milliarden Schilling eingespart werden. Ich weiß zwar, dass es einen Zauberlehrling gibt, aber den gibt es bei Goethe, und das ist schon lange her. Wenn Sie etwas Neues geschrieben haben, lassen Sie es mich bitte lesen.

Ein weiterer Punkt ist noch zu erwähnen: dass es nämlich verabsäumt wurde – und das spricht doch etwas für eine sehr medikozentrische Sicht, das darf ich auch als Arzt ungeniert sagen –, anderen Gesundheitsberufen die Möglichkeit zu geben, sich in diese Gruppenpraxen einzuklinken. Das wäre sinnvoll bei PhysiotherapeutInnen und ErgotherapeutInnen, die das Recht der freien Berufsausübung haben oder zumindest demnächst erlangen sollten, sofern es nicht schon vorhanden ist. Also da bitte ich darum, das Standesdenken ein bisschen zu verlassen. (Abg. Dr. Leiner: Berufsrecht immer ...!) – Na ja, Berufsrecht, man kann alles ändern! Die Regierung ändert alles, wenn sie es nur will. Das haben wir ja heute schon gesehen. Da braucht man nicht weiter darüber zu diskutieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es kommt auch die Anzeigepflicht. Da muss ich schon sagen: Ich habe nicht ausgesprochen dünne Nerven, aber wenn ich zum wiederholten Male feststelle, dass es der Regierung "schnurzegal" ist, sage ich jetzt einmal, was Expertinnen und Experten sagen, was Fachbeiräte sagen, was Jugendanwaltschaften, Kinderanwaltschaften sagen, was die Vertretungsorgane dieser misshandelten, gepeinigten und missbrauchten Kinder sagen – und die haben zumindest so viel Erfahrung wie Herr Pumberger, auch wenn er uns jetzt fast in ..., nein, ich sage das jetzt nicht (Abg. Dr. Pumberger: Sagen Sie es doch!), aber so ähnlich wie Huemer acht Fälle vorträgt, die an Grauslichkeiten nicht zu überbieten sind; ich hätte es ihm nach dem zweiten Fall schon geglaubt –, dann, muss ich sagen, ist das auch etwas polemisch.

Warum glauben Sie denen nicht, wenn die durch die Bank sagen – auch vom Krankenhaus Klagenfurt –, dass sie mit der jetzigen Regelung zufrieden sind, dass sie fürchten, dass durch Ihre Gesetzesänderungen noch weniger Kindesmisshandlungen den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht werden und somit die Kinder Hilfe bekommen, weil die Leute Angst vor dieser sofortigen Anzeige haben, weil die Kinder natürlich zu Recht Angst haben, Verwandte, Bekannte beim Namen zu nennen – aber Kinder sind Kinder, und Erwachsene sind eben Erwachsene? Es werden therapeutische Interventionen bei Kindern schwieriger werden, weil familientherapeutische Behandlungskonzepte schwieriger durchzuführen sein werden. – Das sind Fachleute und keine Stümper, und ich bitte Sie, glauben Sie einmal den Fachleuten! Ich weiß, dass Sie ungeheuer fähig sind und sehr viel wissen, aber alles wissen Sie auch nicht. Dafür gibt es den lieben Gott, sofern man an ihn glaubt.

Dann komme ich zum letzten Punkt: Diskriminierung von Flüchtlingen. Sie haben jetzt etwas eingebracht, wovon Sie sagen, das wäre ein Abänderungsantrag, da könne der Herr Hochkommissär der Vereinten Nationen wieder zufrieden sein, der die Bundesregierung bittet, ersucht und gleichzeitig kritisiert. Aber wenn man sich das durchliest, dann sieht man, das ist blanker Zynismus und nackter Hohn! Da steht drinnen: Okay, die Asylantinnen, die Ärztinnen sind, die Asylanten, die Ärzte sind, brauchen jetzt nicht mehr österreichische Staatsbürger zu sein. – Ja, liebe Freunde, kennen Sie einen Asylanten, der österreichischer Staatsbürger ist und nach Österreich flieht? Es könnte allerdings, wenn Sie so weitermachen, sein, dass Österreicher aus Österreich fliehen und dann wieder zurückkommen und als ÄrztInnen arbeiten wollen. (Beifall


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