Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 206

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setzen als diese 100 Millionen Schilling, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es hat sich nämlich gezeigt, dass wir damit ein Auffangnetz bilden sollen, und ein Auffangnetz ist immer davon abhängig, wie man es dotiert; das hat die Vergangenheit immer gezeigt. Würde man es jetzt bei 400 Millionen Schilling ansetzen, würde es ebenfalls zu 90 Prozent genützt werden. Das Auffangnetz ist jedoch die teuerste und, Herr Kollege Riepl, die am weitesten vom Markt entfernte Maßnahme. Überdies – das möchte ich schon sagen – stammt das Geld zum Großteil überhaupt von den Betrieben, denn es wird aus dem EFZG-Fonds abgeleitet.

Daher ist die effizienteste Maßnahme, darauf zu setzen, dass der Markt funktioniert. Da müsste sich eigentlich einiges tun, um auf die Betriebe zu schauen, was manchmal sehr unbequem ist: Es ist nämlich sehr unbequem, auf das Instrument der Vorlehre zu setzen. In ganz Österreich gibt es 151 Jugendliche, die im Bereich der Vorlehre gemeinsam mit den Betrieben ihre Versuche unternehmen, dann in eine Lehrtätigkeit zu kommen. Was ist das Problem? – Das funktioniert nur, wenn das AMS das entsprechend unterstützt. Das AMS tut das aber nur teilweise. In Kärnten beispielsweise funktioniert das sehr gut, denn dort liegt die Vermittlungsquote, dass dann tatsächlich im Betrieb ausgebildet werden kann, bei 50 Prozent.

Daher ist es meine beziehungsweise unsere Meinung: Wenn wir jetzt mit 100 Millionen Schilling dotieren und wenn das dann auch noch erhöht oder de facto möglicherweise verdoppelt wird durch die Länder, dann ist das auf Basis der jetzt vorliegenden Zahlen ein wirklich ausreichender Ansatz, um all jene, die Schwierigkeiten haben, unterbringen zu können. Ich glaube daher, dass man mit Fug und Recht sagen kann, dass die Bundesregierung wirklich alles unternimmt, um möglichen Ausbildungsproblemen die Spitze nehmen.

Daher würde ich mich freuen, jetzt über diese 100 Millionen Schilling zu diskutieren – und nicht schon wieder über Ausweitungen, die ja auch jemand finanzieren müsste. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

23.10

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schwemlein. Er hat das Wort.

23.11

Abgeordneter Emmerich Schwemlein (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich habe dieser Debatte sehr interessiert zugehört, und glauben Sie mir, dass ich als Berufsschullehrer, der jetzt 29 Jahre lang in der Schule tätig ist, an dieser Auseinandersetzung natürlich sehr interessiert bin.

Ich frage Sie, Herr Kollege Stummvoll: Was soll ich einem Vater, einer Mutter antworten – und es vergeht keine Woche, ohne dass ein Vater/eine Mutter bei mir im Büro erscheint –, die mich fragen: Können Sie mir helfen, meinem Kind, meinem Sohn, meiner Tochter einen Lehrplatz zu besorgen? Glauben Sie wirklich, dass ich denen dabei helfen kann, wenn ich ihnen sage: Leider nein, das kann ich nicht – aber Österreich ist Weltmeister beziehungsweise Vizeweltmeister, was Facharbeiter anlangt? Das nützt mir überhaupt nichts!

Der entscheidende Punkt ist – und ich lade alle dazu ein, im Besonderen jene Vorredner, die sich permanent mit Statistiken auseinandergesetzt haben –: Gehen wir von den Zahlen weg, denn hinter all den Zahlen stecken Menschen mit Schicksalen! Daher haben wir diese Einzelschicksale zu betrachten und zu überlegen, wie wir helfen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Noch einen Satz, meine Damen und Herren, der mir in dieser Sache sehr wichtig ist. Ich bin sehr viel in Verbindung mit Ausbildnern, mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die dankenswerterweise Lehrlinge ausbilden, und ich teile diesen Dank auch mit – aber tun wir doch bitte nicht gleichzeitig so, als würden alle Unternehmerinnen und Unternehmer, die Lehrlinge ausbilden, das als sozialen Akt sehen! Tun wir nicht so, als wäre das ein Gnadenakt ihrerseits, denn: Sie alle ziehen einen Nutzen aus diesen jungen Menschen! Und je mehr sie dazu beitragen, dass die Qualität der Ausbildung der Jugendlichen eine bessere ist, desto mehr an Rentabilität können sie daraus erzielen.


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