Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 92. Sitzung / Seite 57

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Aber die Rede des Kollegen Grollitsch ist an Rückgratlosigkeit unüberbietbar, liebe Freunde. (Beifall bei der SPÖ.) Vor drei Jahren hat Kollege Grollitsch noch gewettert, dass man die Forstwege für die Radfahrer und für die Mountainbiker öffnen sollte, und jetzt macht er einen Kotau vor der Landwirtschaftslobby der ÖVP. Ihr tut mir ja Leid, denn ihr dürft ja nichts mehr machen, nichts mehr entscheiden! Es ist schade, weil es um die Sache schade ist.

Sie dürfen nicht jenen Standard herstellen, der in Europa Status ist. Bayern, Südtirol, Schweiz, Slowenien, Italien: In all diesen Ländern darf man als Mountainbiker Forststraßen über 1,5 Meter Breite benützen. Ich bin selbst Mountainbiker. Kein Mensch will durch den Wald fahren, sondern nur diese Straßen benützen! (Abg. Miedl: Wie lange waren Sie für den Sport zuständig?)

Es ist sachlich nicht gerechtfertigt, was Sie hier machen, und es ist schade, dass Sie nicht mehr Rückgrat bewiesen haben, denn auch Sie haben diese Meinung vertreten. Ich habe auch mit der Frau Vizekanzlerin gesprochen. Sie hat gesagt, sie wäre sofort dafür, gäbe es ihren Koalitionspartner nicht. (Vizekanzlerin Dr. Riess-Passer schüttelt verneinend den Kopf.) Na dann springen Sie einmal über diesen Schatten!

Frau Vizekanzlerin! Zwei Aussagen von Ihnen möchte ich schon berichtigen:

Die erste Sache ist, dass die Medaillenprämie für die Behinderten nicht Ihre Erfindung ist, die ist nämlich schon in Nagano ausgeschüttet worden. Damals – daran darf ich erinnern – war noch ich Sportstaatssekretär. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Das gibt es also schon wesentlich länger und ist nicht auf Ihre Fahnen zu heften. (Beifall bei der SPÖ.)

Zweite Sache: Selbstverständlich sind wir dafür, dass der Behindertensportverband als Vollmitglied in die BSO kommt, aber es kann nicht so sein, dass man das zulasten der jetzigen Sportverbände macht und die Behindertenverbände dann sozusagen aus dem selben Topf speisen muss und die Behinderten und die Nichtbehinderten gegeneinander ausspielt. Das ist doch klar, dass eine zusätzliche Dotierung auch für die Behinderten gefordert werden muss und auch kommen muss! (Beifall bei der SPÖ.)

Das heißt, man kann es sich nicht so einfach machen, zwar zu fordern, aber letztendlich dann die Behinderten gegen die Nichtbehinderten auszuspielen. (Abg. Mag. Schweitzer: Mach einen Vorschlag!) Das, finde ich, ist eine unfaire Argumentation. Das kann man nicht der BSO umhängen, denn das liegt in Ihrer Verantwortung, dass dafür auch das Geld aufgebracht wird, dass die Behindertenverbände auch dotiert werden, zusätzlich dotiert werden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Schweitzer: Mach einen Vorschlag!)

Weiters möchte ich sagen: Grundsätzlich ist diese Rubbelaktion als Vorschlag und als Finanzierungsmöglichkeit zu begrüßen, und ich stehe nicht an, mich auch hier im Namen der Behinderten zu bedanken. Da ist wirklich etwas geschehen, und da wird es Geld geben. Das ist grundsätzlich eine uneingeschränkt positive Aktion. (Abg. Mag. Schweitzer: Mach einen Vorschlag! Einen konstruktiven Vorschlag! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Aber um auf das Thema zurückzukommen: Ich erwarte von einem meiner Nachredner, dass er mir dann diese Verkehrszeichen erklärt (der Redner hält die zu Beginn seiner Rede auf das Rednerpult gestellte Tafel in die Höhe), wonach man zwar mit Forstwagen und Forstgeräten bis 3,5 Tonnen auf Forststraßen fahren darf, aber als Radfahrer nicht. Das ist Ihre Politik! Die Tourismuswirtschaft wird sich bei Ihnen "bedanken". Alle Anrainerstaaten setzen auf diese Art des Tourismus, und mich wundert, dass der Hotelier Ortlieb hier nicht an das Rednerpult tritt und sagt: Das ist ein Blödsinn, was wir da beschließen! Wenn wir diese Straßen nicht öffnen, dann verweigern wir uns einem neuen Wirtschaftszweig und einer neuen Art des Tourismus!

Und das haben einzig und allein Sie zu verantworten: Nur deshalb, weil einige Bauern zusätzliches Geld verdienen wollen, weil einige Jäger die Öffentlichkeit aus dem Wald draußen halten wollen, machen Sie das. Und das sind dann die Vertreter des kleinen Mannes. Das schaue ich mir an! Sie vertreten eine Grundbesitzerlobby, Großgrundbesitzer, Jäger, reiche Leute, aber


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite