Vor neun Jahren hat diese Geschichte begonnen, und heute findet im Konsens die Beschlussfassung einer Novelle statt, die eine wichtige Weichenstellung für den Fachhochschulsektor darstellt, nämlich die Einführung des Bachelor und des Master und in der Folge auch die Möglichkeit eines Doktoratstudiums im Bereich der Fachhochschulen, wobei das Doktoratstudium natürlich an der Universität stattfinden wird.
Das österreichische Parlament trägt damit der Bologna-Erklärung Rechnung, die zum Ziel hat, einen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Wir verbessern die Übertrittsmöglichkeiten zwischen Fachhochschulen und Universitäten. Ich möchte aber gleichzeitig festhalten, dass es nicht das Ziel ist, dass das in einer konsekutiven Abfolge geschieht – also Bachelor, Master, Doktorat –, sondern dass es im Sinne lebensbegleitenden Lernens sehr sinnvoll wäre, diese Phasen auch auf später aufzuteilen, das heißt, dass Berufsphasen dazwischen liegen.
Wir haben auch im Ausschuss ausdrücklich festgestellt – es ist für mich sehr erfreulich, dass wir diesbezüglich einen Konsens gefunden haben –, dass diese Novelle nicht zu einer praktisch automatischen Verlängerung des Fachhochschulstudiums führen darf, indem es nämlich dann nicht vier Jahre, sondern generell fünf Jahre dauert, sondern dass der Bachelor der reguläre und der in erster Linie in Anspruch genommene Abschluss ist, der ins Berufsleben führt.
Hohes Haus! Der Hauptzweck dieser Novelle ist es, für unsere Studierenden, unsere Absolventen der Fachhochschulen die Chancen in ganz Europa, aber darüber hinaus auf der ganzen Welt zu verbessern, indem sie Abschlüsse haben, die mit dem vergleichbar sind, was europäischer und internationaler Standard ist. Das, glaube ich, ist etwas, was wir unserer Jugend schuldig sind.
Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, hinsichtlich dessen kein Konsens zu finden war und wir daher auch getrennte Abstimmung verlangen: die Frage nach der Kompetenz für die Standortfestlegung.
Ich darf in diesem Zusammenhang aus einem Brief zitieren, den der Vorsitzende des Fachhochschulrates, Dr. Claus Raidl – Sie kennen ihn –, an alle Abgeordneten und auch an das Ministerium geschrieben hat.
Dr. Raidl schreibt: Als die für die Qualitätssicherung des österreichischen FH-Angebots zuständige Behörde appelliert der Fachhochschulrat daher eindringlich an den Gesetzgeber, die Standortfrage nicht aller Sachlogik und allen Erfahrungen widersprechend von seiner ihm vom Gesetzgeber übertragenen Aufgabe, eine qualitativ hochstehende Fachhochschulausbildung zu sichern, zu entkoppeln. Fällt die Prüfung der Standortfrage von FH-Studiengängen nicht mehr in die Kompetenz des Fachhochschulrates, so wird es in Zukunft für den FHR nicht mehr möglich sein, den Gesetzesauftrag der Qualitätssicherung und Steigerung im FH-Bereich im erforderlichen Ausmaß zu gewährleisten. – So weit Claus Raidl.
Das sind schon sehr drastische Worte, die Claus Raidl da findet und die ernster genommen werden sollten, als dies die Regierungsparteien tun, dass es nämlich Sinn macht, die Entscheidung darüber, wo ein Standort einer Fachhochschule ist – und da geht es um viele, viele neue Standorte, die jetzt in Diskussion sind –, beim Fachhochschulrat zu belassen. Wir treten dafür ein, dass das dort belassen wird, und wir werden daher diesen Passus der Novelle in einer getrennten Abstimmung auch ablehnen.
Ich darf aber die Gelegenheit der Behandlung des Fachhochschulsystems im Nationalrat dazu nützen, auch einige konkrete Vorschläge und Forderungen der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion zu formulieren.
Es muss der Zugang für jene ohne Matura wieder gestärkt werden. Da haben wir eine rückläufige Tendenz. Es war das Ziel des Fachhochschulsektors, nicht nur für Maturantinnen und Maturanten, sondern auch für Lehrlinge, für Absolventen berufsbildender mittlerer Schulen einen Zugang zu einem sehr praxisorientierten und komprimierten Studium zu schaffen, aber der Anteil dieser Studierenden ist sukzessive rückläufig: von 11 Prozent auf 9 Prozent und jetzt auf 8 Prozent. Das muss Anlass zur Sorge geben, und da möchten wir darauf hinweisen, dass