Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 47

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ration 1999, in der sich mehr als dreißig europäische Staaten zur Schaffung eines europäischen Hochschulraumes bekannt haben, und zweitens die gegenseitige Anrechnung von Studienleistungen. Das ist das wirklich Neue, das diese vorliegende Novelle aufzuweisen hat.

Bezüglich dessen, was zum Fachhochschul-Sektor insgesamt zu sagen ist, möchte ich mich dem anschließen, was schon gesagt worden ist, nämlich dass die Entwicklung der Fachhochschulen sehr erfreulich ist. Es gibt inzwischen, in der kurzen Zeit, seit es Fachhochschulen gibt, bereits insgesamt über 100 Fachhochschul-Studiengänge und insgesamt über 15 000 Studierende.

Das, was man kritisch anmerken muss, betrifft die Vorbildung, nämlich dass es nach wie vor nicht gelungen ist – so wie bei den Universitäten im Übrigen auch –, den Umstand zu verändern, dass ein Großteil der Studienanfänger, nämlich knapp 92 Prozent, über einem AHS- oder einen BHS-Abschluss und nur zirka 8 Prozent über einen dritten Weg, das heißt über einen Lehrabschluss oder eine Studienberechtigungsprüfung, an eine Fachhochschule kommen. Also das, was man sich vorgestellt hat, nämlich verstärkt Personen, die in der Berufsausbildung stehen, oder Personen, die schon in einem Beruf stehen, den Zugang zu einer Fachhochschule zu ermöglichen, ist leider nicht gelungen.

Wo die Fachhochschulen auch noch gegenüber den Universitäten nachhinken, das ist der Anteil der weiblichen Studierenden. Nur rund ein Drittel der Studierenden sind Frauen, was wahrscheinlich stark mit den technischen Studienrichtungen oder mit dem Großteil des Angebotes an technischen Studienrichtungen zusammenhängt.

Was man auch noch kritisch vermerken kann, das ist, dass auf einen neu aufgenommenen Fachhochschüler – zumindest nach dem Fachhochschulbericht 2000 – 2,73 Bewerbungen kommen. Das ist de facto ein Numerus clausus, es gibt nämlich Aufnahmsprüfungen. Die Fachhochschulen suchen sich ihre Leute aus. Ich will hoffen, dass es die Besten sind und nicht die sozial Stärksten, die da zum Zug kommen.

Nun auch eine kritische Anmerkung zur Frage der Studiengebühren: Die Studiengebühren an den Fachhochschulen werden differenziert gehandhabt. Es gibt Länder, wie zum Beispiel Kärnten, Oberösterreich und das Burgenland, wo es keine Studiengebühren gibt, andere Bundesländer heben Studiengebühren ein. An dieser Stelle möchte ich nachdrücklich jene Fachhochschulen, die keine Studiengebühren einheben und trotzdem das finanzielle Auslangen und die budgetäre Bedeckung finden, loben. Ganz besonders loben möchte ich die Fachhochschule Kärnten, wo der Vorsitzende oder der wesentliche Motor Herr Dr. Haselsteiner ist, der aus der Wirtschaft kommt und auf Studiengebühren verzichten konnte.

Gegen die Einhebung der Studiengebühren – die im Übrigen gegen Ihre eigene Überzeugung, Frau Ministerin, stattgefunden hat – kann man durchaus Kritik anmelden, da sie mittlerweile zu einem drastischen Rückgang der Zahl der Studierenden an den Universitäten, und zwar im Ausmaß von 20 Prozent, geführt hat. Das ist nicht nur bei den bereits Studierenden der Fall, sondern auch bei den Erstsemestrigen. Insgesamt haben sich 14 Prozent weniger junge Menschen entschlossen, ein Studium zu beginnen. Sie haben sich offensichtlich von den Studiengebühren abschrecken lassen.

Was positiv zu werten ist, das ist der Umstand, dass der Bund rund 1,1 Milliarden Schilling für die Fachhochschulen aufwendet. Das ist sehr günstig: Bei insgesamt 15 000 Studierenden kommt man auf rund 70 000 S pro Studierenden. Das ist ein sehr günstiger Schlüssel. Das beweist, dass die Entwicklung im Bereich der Fachhochschulen eine richtige war.

Was die Strukturfragen und die Frage der Standorte und der Konsolidierung der Standorte betrifft, gebe ich Ihnen völlig Recht, Frau Bundesministerin, im Gegensatz zum Vorsitzenden des Fachhochschulrates, Herrn Raidl, der im Ausschuss, offensichtlich durch seine starke Beschäftigung in der Wirtschaft ein bisschen – ich sage das jetzt unter Anführungszeichen – "deformiert", von Strukturbereinigung und kritischen Größen bei Labors und so weiter geredet hat.


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