Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 131

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Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap. Die Redezeit beträgt 8 Minuten. – Bitte.

15.54

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Ich glaube, dass es ganz gut ist, dass wir hier noch einmal im Rahmen einer Dringlichen darüber diskutieren können, wie ernst es der FPÖ respektive dieser Bundesregierung war und ist, wirklich neu regieren zu wollen. Ich höre noch die vielen Reden einzelner Abgeordneter der ÖVP, aber insbesondere der FPÖ, und da ganz besonders des Abgeordneten Gaugg, der jetzt wahrscheinlich irgendwo in einem Hinterzimmer bibbernd am Lautsprecher zuhört, wie die Debatte hier vonstatten geht, der keinen einzigen Debattenbeitrag vorbeigehen ließ, ohne gegen die roten – und jetzt, ÖVP, bitte hinhören! – und schwarzen Bonzen in diesem Privilegienstaat zu wettern. Er ließ keine einzige Wortmeldung aus! Die ganze Zeit sang er das Lied von den Arbeitnehmerverrätern in diesem Land. Und er, Gaugg, war der einzig wahre, echte Vertreter der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, quasi die Spitze im Antiprivilegienkampf. Das haben wir uns hier anhören müssen, immer und immer wieder.

Nun, wer ist dieser Abgeordnete Gaugg eigentlich? – Das sollte man wissen, damit man einfach versteht, warum es diese Nibelungentreue gibt; die Nibelungentreue seitens des Sozialministers Haupt bis hin zum Misstrauensantrag, den er heute dafür abkassiert, und die Nibelungentreue des Jörg Haider gegenüber Gaugg. Ja, Gaugg ist ein Mann der ersten Stunde gewesen! Wir erinnern uns an die Machtergreifung Jörg Haiders in der FPÖ. (Abg. Ing. Westenthaler: Was heißt "Machtergreifung"? Das war ein Parteitag!) Das war dieser historische Parteitag, bei dem ein Delegierter damals gesagt hat: Mit dem Steger würde ich nicht auf Urlaub fahren, aber mit dem Haider ginge ich wieder nach Russland. (Abg. Mag. Schweitzer: Der Gusenbauer greift auch nach der Macht, aber er erwischt sie nicht!) Er hat damit ein bisschen was zur Geschichtsaufarbeitung des Zweiten Weltkrieges einbringen wollen, und er hat gesagt, er kann sich durchaus ein zweites Mal Stalingrad, aber unter der Führung Haiders vorstellen. – In der Literatur nachlesbar. (Abg. Mag. Schweitzer: Ist eine demokratische Wahl Machtergreifung?)

Der gute Abgeordnete Gaugg war ja damals auch einer von den zweien, die Jörg Haider auf ihre Schultern hoben. Wir sehen heute noch die Fotos, wo er Jörg aufhob. (Abg. Mag. Schweitzer: Du wirst nicht mehr auf die Schultern gehoben!) Also er war ein Mann der ersten Stunde und unter Steger wahrscheinlich ein Illegaler, der unter dem Revers das Haider-Abzeichen hatte und angedeutet hat, wenn Haider endlich die Macht ergreift, dann kommt er aus seiner Illegalität hervor und wird sich deklarieren. Und das hat er getan!

Und jetzt ist die Stunde der Dankbarkeit. Jetzt müssen Sie alle, die Sie hier sitzen, diese Diskussion aushalten. Die müssen Sie aushalten. Sie werden sich alle fragen, wieso Sie den Kopf hinhalten müssen, damit der Herr Gaugg in diese Superposition kommt. Aus purer Liebe ma-chen Sie das, weil Sie da gerade so mit glitzernden Augen schauen? Aus purer Liebe? – Nein, es ist die Dankbarkeit und die Nibelungentreue! (Abg. Ing. Westenthaler: Reihenweise fehlen die Abgeordneten bei Ihnen! Da gibt es keine Nibelungentreue!)

Sie haben sich geschworen: Dieser Mann muss in eine der wichtigsten Positionen der Republik! Mit Dienstwagen, 200 000 € und so weiter, und so weiter.

Dafür nehmen Sie alles in Kauf: dass Sie nicht mehr – es ist ohnehin schon fast unglaubwürdig, aber ein paar scheinen es geglaubt zu haben, wenn man die Wahlergebnisse betrachtet – die Antiprivilegienpartei sind, dass Sie nicht mehr die Partei sind, die gegen Postenschacher, gegen Parteibuchwirtschaft ist. (Abg. Dr. Ofner: Der Cap ist nur auf das Fernsehen eingestellt!) Da sind Sie alle hier herausgekommen. Sie auch da mit Ihrem Schmäh: So weit wird es gehen, bis die ÖVP herunterfliegt von den Bänken!

Ich sage Ihnen etwas: Sie sollten Postenbesetzungsseminare in der ÖVP-Akademie besuchen. Die können das nämlich besser als Sie. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Die werden Ihnen zeigen, wie man das macht. Butterweich und flächendeckend, ohne dass man es merkt. (Abg. Neudeck: Richtig!) Man macht eine Tür auf, und schon sitzt ein Schwarzer drinnen. Man macht die Tür zu, und der zweite ist mittlerweile hinter Ihrem Rücken auch schon drinnen. So


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