Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 217

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sie wollen nur zum Ausdruck bringen, dass auch Zellot diesem Pflanzenschutzmittelgesetz im Nationalrat zugestimmt hat, und ihn somit als "Gift-Nationalrat" bezeichnen. Ich mache das zum Wohle der Bauern, weil sie mit diesen Dingen sorgfältig umgehen. (Beifall und Bravorufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

21.42

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Parfuss. – Bitte.

21.42

Abgeordnete Ludmilla Parfuss (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Ich muss feststellen: So klar wie heute hat sich der Interessenkonflikt zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsminister noch nie gezeigt. (Bundesminister Mag. Molterer: Gut gelöst!) Herr Minister! Als Umweltminister müssen Sie dafür sorgen, dass die Ressourcen unseres Landes schonend behandelt werden und die Umwelt frei von Gift gehalten wird. (Bundesminister Mag. Molterer: Das tue ich!) Kurz gesagt, ein hoher Umweltstandard sollte Ihr politisches Ziel sein. Obwohl Sie als Umweltminister diesen Auftrag haben, lassen Sie als Landwirtschaftsminister mit dieser Gesetzesänderung mehr statt weniger Pestizide in unser Land. (Abg. Wenitsch: Das stimmt überhaupt nicht!)

Statt die Kontrollen zu verstärken, werden illegale Importe aus Deutschland, die es ja gegeben hat, einfach legalisiert, und zwar im Namen des Wettbewerbes, Herr Bundesminister.

Wir dürfen eines nicht vergessen – und das sollten wir auch ansprechen –: Die Problematik durch die Art der landwirtschaftlichen Betriebe entsteht ja erst. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen konventioneller Landwirtschaft und hohem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Dünger und Energieverbrauch. Dabei – und das wissen Sie noch viel besser als ich, Herr Bundesminister – gibt es einen bewiesenen und vorexerzierten Ausweg aus der Sackgasse, nämlich den biologischen Landbau, der das auch beweist.

Sie haben in Ihrer Rede gesagt, Ihr Ziel sei der restriktive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Ich möchte hier eine Studie anführen, die Sie vielleicht kennen, eine über 20 Jahre gehende Studie aus der Schweiz, die zu dem Resultat kam, dass der biologische Weizenanbau nur ein Drittel an Dünger und um 56 Prozent weniger Energie als der konventionelle Weizenanbau benötigt. Der Einsatz von Schädlingsvernichtungsmitteln war um sagenhafte 97 Prozent geringer, also quasi fast null. Zusätzlich war die Artenvielfalt auf den ökologisch bewirtschafteten Äckern bedeutend größer, und die Böden waren fruchtbarer und stabiler. Sie werden jetzt nach dem Ertrag fragen. – Der Ertrag war um nur 10 Prozent geringer als jener auf den konventionell bewirtschafteten Feldern.

Die Experten, die diese Studie veröffentlicht haben, folgern sozusagen als logische Konsequenz, der organische Landbau sei eine realistische Alternative zu konventionellen Anbausystemen. (Abg. Schwarzenberger: In der Schweiz!)

Herr Bundesminister! Angesichts dieser Fakten wäre es meiner Ansicht nach doch nur klug, endlich einen Schwenk in der Landwirtschaftspolitik hin zum Biolandbau zu machen, wie ihn Herr Abgeordneter Gradwohl und die SPÖ schon seit Jahren fordern. Dann müssten wir heute auch nicht über ein neues Pflanzenschutzmittelgesetz streiten, denn dann bräuchten wir ohnehin keine Pflanzenschutzmittel. (Bundesminister Mag. Molterer: Im Biolandbau ist Österreich in Europa Nummer eins!)

Herr Bundesminister! Sie sagen immer wieder – ich habe es gehört –, die Landwirtschaftspolitik der EU gehe in eine völlig andere Richtung, und entschuldigen damit Ihr Desinteresse an den Biobauern. Herr Bundesminister, das mag für den Moment stimmen, aber vor 15 Jahren haben wir auch noch geglaubt, dass die Berliner Mauer ewig stehen würde. Ich meine, Änderungen sind möglich, auch in der Landwirtschaft, Herr Bundesminister. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

21.46

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite