Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 111. Sitzung / Seite 74

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und FunktionärInnen aufzuputschen und ihnen ihre eigene Sicht der Dinge zu zeigen. Hätten Sie das Gesetz gelesen, hätten Sie die möglichen Auswirkungen, diesen Befreiungsschlag für Ihre Universität und auch für sich selbst erkannt, müssten Sie nicht hier demonstrieren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich zitiere diesbezüglich einen unverdächtigen Zeugen, Professor Stefan Karner, der in der "Presse" meint:

"Die ... Universitätsreform schlägt ... hohe Wellen." "Ein Streik ist angesagt. Viele werden daran teilnehmen, ohne zu merken, dass sie gegen ihren eigenen Vorteil streiken!"

Das sagt Herr Professor Karner, und er bestätigt, wie eigentlich alle vernünftig Denkenden innerhalb und außerhalb der Universität, dass die Situation an den Universitäten im Argen liegt:

"Die Studien dauern viel zu lange", "Die Qualität der Ausbildung ... ist schlecht", "Ein ... unflexibles und pragmatisiertes Uni-Personal" behindert den Fortschritt, und: "Eine zunehmend starke Konkurrenz im Inland (Fachhochschulen ...) und im Ausland (Colleges ...) baut sich auf".

Gefordert sind "Leistung, Effizienz, mehr Wettbewerb, klarere Entscheidungsstrukturen ..., eine bessere ... Ausbildung".

Das fordert Herr Professor Karner, und er, der auch das Gesetz in seiner Entstehung mitverfolgt hat, ist vom Ergebnis beeindruckt, wie wir aus einer jüngsten Pressenachricht erfahren.

Meine Damen und Herren! Was ist also "Verbrecherisches" geschehen? – Die Universitäten hatten in den letzten Jahren durchaus zu Kostensteigerungen geführt – und ich spreche das Thema Kosten sehr bewusst an, habe ich doch vor wenigen Tagen anlässlich einer Verteilung von Maturazeugnissen von einem sozialdemokratischen Schuldirektor erfahren, dass, wer so weit gehe, die Kosten der Bildung anzusprechen, die Bildung zu einer Ware mache. Und die Bildung zur Ware zu machen, ohne die Auswirkungen dessen zu erkennen, das sei – seiner speziellen Ansicht nach – das Ziel dieser Reform beziehungsweise das Ziel des Bildungswesens in Österreich überhaupt.

Aber wir sollten uns nicht scheuen, den Steuerzahlern, der Bevölkerung auch zu sagen, was Bildung kostet! – Derzeit zahlt der Österreicher für einen Studierenden an einer österreichischen Universität für seine gesamte Ausbildung im Durchschnitt 1,1 Millionen Schilling. Der OECD-Schnitt beträgt 620 000 S. In Euro: 87 000 € in Österreich, 45 000 € im OECD-Durchschnitt. Von den OECD-Ländern greifen die Vereinigten Staaten, die Schweiz und Kanada für die Studierenden tiefer in die Tasche, aber weit hinter Österreich liegen etwa Deutschland, Italien, selbst Japan, aber auch England und andere Länder.

Das heißt, sie ist uns schon etwas wert, die Bildung, sie sind uns schon etwas wert, die Universitäten, und das ist gut so. Aber man darf doch die Zahlen auch vergleichen! Das Studium dauert in Österreich zu lange, und es ist teuer: 17 Milliarden Schilling oder 1,3 Milliarden € wurden im Jahre 2001 für die Universitäten ausgegeben. Vor 20 Jahren waren es weniger als die Hälfte! Es ist richtig: Die Universitäten haben einen beträchtlichen Zuzug erfahren – man spricht von den Massenuniversitäten, und diese kosten mehr. Aber es ist nicht richtig, wenn Herr Kollege Gusenbauer einleitend das Beispiel "seines" Institutes als die Norm für Österreich verkauft. Er hat gesagt, es gibt dort zehnmal mehr Studierende, und die Menge der Lehrenden ist gleich geblieben.

Wahr ist, dass sich von vor 20 Jahren – das, nehme ich an, war etwa die Zeit, als Sie an der Universität waren – bis heute die Zahl der Universitätsangehörigen von damals 8 000 auf inzwischen 19 000 erhöht hat. Zugegebenermaßen ist in erster Linie das nichtwissenschaftliche Personal, das Verwaltungspersonal an den Universitäten in seiner Zahl explodiert, und das ist schlecht.

Es wird an den Universitäten selbst liegen, diese Verhältnisse in die richtige Ordnung zu bringen. Sie haben jetzt Personalhoheit, sie haben jetzt Budgethoheit, sie haben ein Dreijahres


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