Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 111. Sitzung / Seite 76

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Sehr geehrte Frau Kollegin Petrovic! Ich glaube, dass man, wenn nunmehr die Kritiker an den durch das Universitätsgesetz 2002 geschaffenen neuen Gremien im Saal stehen, auch anerkennen muss, dass heute etwa bei den Wahlen an den einzelnen Fakultäten oder an den Kliniken die Drittelparität auf Seiten der Studentenvertretungen – in völlig legitimer und demokratischer Art und Weise auf Grund der Hochschülerschaftswahlen – überwiegend von Vertreterinnen und Vertretern der beiden Oppositionsparteien auf Hochschulebene wahrgenommen wird. Ich glaube daher, wenn Sie, Frau Abgeordnete Petrovic, Ihre Kritik an den neuen Institutionen und an der neuen Organisation am Argument der Frauenquote an unseren Universitäten unter den Habilitierten und Ordinarien festmachen, dann sollten Sie nicht vergessen, dass Sie auch ein Erziehungsproblem bei Ihren Studentinnen- und Studentenvertretern haben, wenn es darum geht, das, was Sie hier im Hohen Hause im Interesse der Frauen vertreten, auch dort, wo diese StudentInnenvertreter wahlberechtigt sind, entsprechend zu berücksichtigen.

Das ist etwa in meinem Bereich unübersehbar, und Herr Professor Grünewald wird mir Recht darin geben, dass im medizinischen Bereich die Frauen in den letzten 20 Jahren einen erheblichen Durchmarsch durch die Institutionen bis hin zu bestqualifizierten Habilitationen geschafft haben, dass sie aber dort eingebremst worden sind, wo die Drittelparität sie im Wege der Wahl auch in leitende Positionen hätte bringen können. Denken Sie an die Universitätsklinik in Innsbruck: Wie viele Frauen haben Sie dort in den leitenden Positionen? Oder: Wie viele Frauen haben Sie an der Universitätsklinik in Graz, und wie viele Frauen haben wir an der Universitätsklinik in Wien?

Ich glaube daher, wenn man einerseits die Anzahl der Habilitierten betrachtet und andererseits die Anzahl jener Habilitierten, die dann tatsächlich auch erfolgreich sind, dann werden Sie mir Recht geben, wenn ich sage, dass hier noch immer – auch durch die Wahl auf der Grundlage der Drittelparität – eine Disparität zum Nachteil der Frauen besteht. Es kann also die derzeitige Struktur alleine nicht ausschlaggebend dafür sein, das vorliegende Gesetz als positiv oder negativ für die Frauen zu betrachten.

Ich glaube vielmehr, dass die Zahlen, die diese Bundesregierung im sekundären Bildungsbereich vorzuweisen hat – wonach nämlich bei den Mittelschulen nunmehr die weiblichen eindeutig vor den männlichen Jugendlichen liegen, auch in Relation zur Gesamtpopulation –, in Zukunft auch erwarten lassen, dass sich im Bereich der universitären Ausbildung der in der derzeitigen Statistik noch als solcher zu betrachtende Rückstand sukzessive abarbeiten wird.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf Sie auch darauf aufmerksam machen, dass in dem seit dem Jahr 1992 mit den Universitäten konkurrierenden Bereich, in den auch die Wirtschaft – die hier im Parlament von manchen Rednerinnen und Rednern der Opposition immer ganz besonders wegen ihrer angeblichen Frauenfeindlichkeit angegriffen wird – eingebunden ist, nämlich im Bereich der Fachhochschulen, die Frauenquoten, und zwar auch in den technischen Studienrichtungen der Fachhochschulen, deutlich höher liegen als in den drittelparitätisch bestellten Gremien der Universitäten.

Ich glaube daher, sehr geehrte Damen und Herren, dass wir auch im Zusammenhang mit der Autonomie, wenn wir Frauenpolitik an den Universitäten betreiben wollen, nur dann erfolgreich sein werden, wenn wir diesbezüglich einen Umdenkprozess bei den Verantwortlichen im Bereich der Autonomie – und nicht nur bei den Verantwortlichen hier im Parlament und an den politischen Schaltstellen dieser Republik – herbeirufen, denn die Zahlen sprechen deutlich dafür.

Ich glaube auch, dass die Behauptung, dass es primär die Wirtschaft ist, die frauenfeindlich sei, nicht haltbar ist, denn im Bereich der Fachhochschulen, wo die Wirtschaft einen maßgeblichen Einfluss bei ihrer Gründung gehabt hat und auch heute noch im Fachhochschulrat und bei der Gründung neuer Studienrichtungen die Überlegungen betreffend die zukünftige Bildungslandschaft in diesem Staate sehr einflussreich mitgestaltet, haben wir diesbezüglich deutlich bessere Zahlen als im autonomen Bereich.


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