Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 55

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Aber nicht nur in Österreich, sondern überall in Europa und auch darüber hinaus müssen sich die Parlamente, muss sich der Parlamentarismus erst in seiner neuen Rolle in dieser Zeit der Einigung und in dieser Zeit der Globalisierung finden. Es besteht die Notwendigkeit, neue inter­nationale und regionale Zusammenarbeitsformen, Gedankenaustauschformen der Parlamente zu finden, die parlamentarische Diplomatie weiter zu entwickeln, die Bürger wieder stärker mit einzubeziehen, Allianzen mit NGOs auf nationaler Ebene zu schließen.

Dass in jedem Land die parlamentarischen Rechte ausgebaut werden, ist auch ein Punkt, der notwendig ist. Das muss selbst dann geschehen, wenn es mühsam und zeitraubend ist. Wie oft im Leben geht auch das nicht mit einem großen Wurf, sondern nur als Summe von so ge­nannten Kleinigkeiten. In Österreich gibt es diese Kleinigkeiten, und das sind Bereiche, in welchen aber gerade in den letzten Jahren der Parlamentarismus stark ausgedünnt wurde.

Wir sollten uns Folgendes vornehmen, meine Damen und Herren: Es soll keine radikalen Ein­griffe in das Begutachtungsrecht durch Setzung von kürzesten Fristen für die Begutachtung mehr geben, und es sollte natürlich auch keine Umgehung des Begutachtungsrechtes mehr geben.

Es sollten natürlich auch einer Regierungsfraktion alle Rechte zustehen, aber sie sollte diese sehr sparsam nutzen. Es sollte keine exzessive Nutzung von Oppositionsrechten durch Regie­rungsfraktionen geben, wie zum Beispiel Verlangen auf Sondersitzungen, Dringliche Anfra­gen, Anträge auf Einsetzung von Untersuchungsausschüssen et cetera, denn in Österreich ist es so wie in allen Demokratien, wo die Wurzel des Parlamentarismus im 19. Jahrhundert liegt: Da ist ohnedies eine große Menge an Rechten der Regierungsmitglieder und der Minister auch im Parlament vorhanden, wie zum Beispiel Wortmeldungen, Redezeit et cetera. Es hat die Regierung ohnedies auch im parlamentarischen Getriebe schon von vornherein einen Bonus, sodass es notwendig ist, das dadurch auszugleichen, dass Regierungsfraktionen ihre parla­mentarischen Rechte nicht so nutzen, dass sie Oppositionsrechte damit ausschließen.

Wir sollten vereinbaren, dass Ausschüsse einberufen werden, wenn es Gesetzesvorlagen gibt, und zwar auch dann, wenn es nur Anträge sind, und nicht nur dann, wenn es Regierungsvor­lagen sind, wie es manchmal geschehen ist. Wir sollten nicht mehr zulassen, dass die Behand­lung von Gesetzesanträgen permanent vertagt wird und dadurch Oppositionsanträge nicht ein­mal behandelt werden können – abgelehnt können sie ohnehin werden. Wir sollten nicht zulas­sen, dass die Öffentlichkeit von Expertenhearings in Ausschüssen ausgeschlossen wird. Wir sollten für öffentliche Ausschusssitzungen sein.

Außerdem sollten wir, wo doch ohnedies der Arbeitsaufwand des Parlaments durch die Übertra­gung von Agenden an die EU zurückgegangen ist, darauf achten, dass dem Plenum nicht noch Dinge weggenommen werden, weil man unbedingt eine Enderledigung im Ausschuss erzwin­gen oder EU-Debatten nicht hier im Plenum führen will, sondern nur im Hauptausschuss selbst. Wir sollten darüber hinaus schauen, dass wir uns nicht mehr der Ladung von Auskunfts­personen verweigern.

Meine Damen und Herren! Die Regierung selbst sollte dazu beitragen, dass die Kontrolle ihrer Arbeit möglich ist. Es sollten Anfragen ordentlich und nicht oberflächlich beantwortet werden, wie es gerade in den letzten Jahren sehr oft der Fall war.

Meine Damen und Herren! Es gibt viele Dinge, wo wir im eigenen Bereich Sachen verbessern könnten, wenn wir nur wollten. Aber wollen muss es die Mehrheit in diesem Hohen Haus, und da ist vor allem die Regierungsfraktion gefordert. Sie muss hier wollen und dazu bereit sein. Aber die Bereitschaft muss von allen mitgetragen werden. Meine Fraktion ist dazu bereit. (Bei­fall bei der SPÖ.)

12.25


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte.

12.25


Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin sehr froh darüber, dass Herr Abgeordneter Schieder jetzt hier – ich nehme an bezie-


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