Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 40

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Stellen wir uns einmal gemeinsam die Frage, warum alles, was die Absicherung der Pensionen betrifft, in Zukunft so „apokalyptisch“ sein soll. Diese Frage wird ja politisch und rhetorisch mas­siv in den Raum gestellt.

Wenn wir in den nächsten Jahren oder möglicherweise sogar in den nächsten Jahrzehnten ein Real­wachstum von jährlich mindestens 1 Prozent, eher an die 2 Prozent, haben werden und gleichzeitig die Bevölkerung relativ konstant bleibt, dann sehe ich für apokalyptische Visionen we­­nig Anlass. Die Frage, die tatsächlich daraus resultiert, ist doch in Wahrheit eine Um­ver­tei­lungs­frage, und zwar zunächst eine zwischen den Generationen, aber wie immer auch – das sage ich vereinfacht – zwischen Arm und Reich.

Das sind die relevanten Fragen, die gestellt werden müssen, wenn man Antworten darauf ge­ben will, welche Systemkomponenten die zukünftigen Pensionssysteme haben sollen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Daraus abgeleitet stellen sich weitere Fragen: Was soll der Staat tun? Soll er sich völlig zurück­ziehen? Soll er ein bestimmtes Element besonders fördern, oder soll er ein anderes fördern oder stützen?

Dass der Staat derzeit bestimmte Systeme unterstützt und Zuschüsse aus der Steuerleistung in die erste Säule gewährt, ist bekannt. Ich darf an dieser Stelle festhalten, dass es für die Grünen jedenfalls nicht so ist, dass das ohne Plafond so weitergehen kann. Ganz im Gegenteil: Es ist uns bewusst, dass der Budgetzuschuss zur Pensionsabsicherung seine Grenze finden muss – unserer Meinung nach hat er diese Grenze schon erreicht. Deshalb haben wir uns in mehreren Ge­sprächen darauf verständigt, dass auch bei den kurzfristigen Maßnahmen die Ausgaben­steigerung eingebremst werden muss.

Das resultiert aus dieser Erkenntnis. Die tatsächliche Frage ist aber, wie die Pensionssysteme in 30 Jahren ausschauen sollen, und die Entscheidungen dazu fallen heute. Noch einmal: Die Frage ist: Was soll der Staat begünstigen, und was soll er nicht begünstigen?

In der hier vorgesehenen Novelle wird in einem kleinen Teil eine Korrektur angebracht, im Übri­gen eine Maßnahme, die dazu führt, dass dieses System überhaupt einmal funktionieren kann, denn die erste diesbezügliche Vorlage war dermaßen verpfuscht, dass das gar nicht greifen konnte. Das ist zwar eine kleine Korrektur, aber die Grundintention dieser Gesetzesmaterie geht doch in die Richtung, dass die so genannte private Säule begünstigt werden soll.

Darüber kann man verschiedener Auffassung sein, Herr Kollege Stummvoll. Ich kenne Ihr Argu­ment, und ich kann es mittlerweile nachvollziehen. Es geht Ihnen darum, dass im Alter niemand unter jenen Lebensstandard fällt, den er sich vorher erworben hat. Das kann ich nachvollziehen, das hat etwas für sich, weil möglicherweise der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet ist, wenn größere Teile der Bevölkerung, vornehmlich jene der mittleren Einkommensstufen, im Al­ter ihren erworbenen Lebensstandard durch die erste Säule nicht mehr in der Form gesichert sehen.

Aber ich frage Sie: Ist es wirklich die Aufgabe des Staates, private Säulen zu stützen? Oder ist es die Aufgabe des Staates, zunächst dafür zu sorgen, dass es zunächst einmal eine Mindest­sicherung für alle gibt, eine Grundsockelung, von der auch jene profitieren (Beifall bei den Grü­nen), die sich in den mittleren Einkommensschichten befinden? (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist keine Frage „entweder-oder“, sondern „sowohl als auch“! Sowohl als auch!)

Im Ergebnis ist der einzige Unterschied der – das muss man einfach auf den Tisch legen –, dass es über die Umverteilungskomponenten zu anderen Ergebnissen führt. Ich will das gar nicht verschweigen, das folgt aus der plumpen Arithmetik. Das ist der Unterschied der Zugänge, und ich habe gesagt, wofür die Grünen eintreten. Sie haben etwas anderes vor Augen. Aber dann müssen Sie und wir das so auf den Tisch legen und schauen, ob es irgendwo einen Kom­promiss geben kann.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite