Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 39

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Schauen wir uns kurz einmal die OECD-Steuerstatistik an! Siehe da – ich habe die Zahlen bis 2000; das ist keine parteipolitische Auseinandersetzung, denn wie die alten Regierungen zu­sam­mengesetzt waren, darf als bekannt vorausgesetzt werden –, der Anteil am Gesamtsteuer­auf­kommen aus dem Titel Erbschafts- und Schenkungssteuer liegt in Österreich bei 0,14 Pro­zent, in Deutschland bei 0,41 Prozent – drei Mal so hoch –, in Frankreich bei 1,20 Prozent – noch viel höher – und in der Schweiz ebenfalls viel höher, nämlich bei 1,13 Prozent. Von den USA will ich nicht sprechen, dort liegt dieser Wert noch höher, aber da muss man im Vergleich anerkennen, dass es dort insgesamt eine andere Steuersystematik gibt.

Aber es gibt vergleichbare Länder, und dort ist das Aufkommen um ein Vielfaches höher, so­dass die Frage umzudrehen ist, Herr Staatssekretär – von Ihnen stammt unter anderem auch die­ses Zitat –: Warum ist die Erbschafts- und Schenkungssteuer in Österreich tatsächlich eine Ba­gatelle?

Wollen wir jetzt konsolidieren und uns überlegen, wie wir die Steuerstruktur umgestalten, damit man tatsächlich von einer Steuerreform – und nicht von einer Senkung über alle Tarife und Be­mes­sungsgrundlagen, die nun einmal da sind – sprechen kann, dann wird man sich diese Frage stellen müssen. So einfach ist es.

Ich meine, es muss nicht bei 0,14 Prozent bleiben. Es besteht aber auch kein Anlass, die Sache über Nacht völlig zu verändern. Nur eines muss klar sein: Wenn wir bei allen möglichen ande­ren Steuern über OECD-Vergleiche sprechen, dann muss es auch hier möglich sein. Ich hielte das für sinnvoll! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Steuerstruktur, die wir im österreichischen Steueraufkommen haben, wird neben dieser Fra­ge – die sicher nicht die gravierendste ist; das sieht man alleine schon, wenn man die jetzigen Quantitäten betrachtet, was die Vermögenssteuer betrifft, das ist ganz klar – an anderer Stelle noch einmal unter die Lupe genommen werden müssen.

Wir haben im OECD-Vergleich viel zu hohe Belastungen – nämlich auch steuerliche und abga­benmäßige – der so genannten Arbeitskosten. Die ökologische Dimension ist relativ gering aus­geprägt. Was daraus folgt, ist als bekannt vorauszusetzen, deshalb gibt es die Vorschläge der Grünen in diesem Bereich.

Wenn wir eine Steuersenkung vornehmen würden, immer unter dem Diktat – das sage ich ganz be­wusst – eines relativ konsolidierten Budgetpfades, dann müsste auch eine solidarische Kom­ponente stark ausgeprägt sein, das heißt meinem Verständnis nach die Senkung der Steuer­belastungen auf die mittleren und unteren Einkommen überproportional ausfallen.

Wir brauchen eine F & E-fördernde, also eine forschungs- und entwicklungsfördernde Steuer­anreiz­systematik. Das ist nicht so leicht zu finden, ich gebe es zu, aber da wird Konsens herzu­stellen sein.

Wir brauchen letztlich auch, was den Standort betrifft, investitionsanreizende Elemente. Auch da kann, so glaube ich, Konsens erzielt werden. Ich möchte bei diesem Punkt an den Beitrag des Kollegen Stummvoll anknüpfen, der angedeutet hat, dass sich auf Grund der diversen Ver­handlungs- und Sondierungsvorgänge der letzten Wochen in gewisser Weise zumindest mehr gegen­seitiges Verständnis etabliert hat, und ich darf das an dieser Stelle zum Ausdruck brin­gen. (Demonstrativer Beifall des Abg. Dr. Stummvoll.)

Ich sehe also etliche gemeinsame Zielsetzungen, was eine tatsächliche Steuerreform betrifft. Ich sehe aber noch keine gemeinsame Maßnahmenbündelung dazu. Die Debatte der nächsten Wochen wird hoffentlich an das öffentliche Licht bringen, welche Fraktion welche Vorstellungen einzubringen hat.

Viel spannender ist, so glaube ich, die Annäherung beziehungsweise die nicht geglückte An­näherung zwischen den verschiedenen Fraktionen im Haus, was die zukünftige Systematik der Pensionen betrifft.

 


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