Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 38

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Lassen Sie mich eines auch einmal sehr deutlich sagen, meine Damen und Herren: Ich höre im­mer: Die Reichen müssen selbst schauen, dass sie zu etwas kommen. – Es gibt Bevölkerungs­gruppen – meine Damen und Herren, das sollten wir nicht vergessen! –, bei denen der Pen­sions­versicherungsbeitrag fast ein Viertel des Bruttoeinkommens ausmacht, und vom Rest zah­len sie noch einmal 50 Prozent Steuern. Wenn man da sagt: Das sind Menschen, die zwar zur Solidarität unglaublich viel beitragen im Vergleich zu jenen 1,5 Millionen Steuerpflichtigen, die gar keine Steuern zahlen, aber das ist nicht unser Thema, wir kümmern uns nur um die Bezie­her von ganz kleinen Einkommen!, dann muss ich sagen: Hier unterscheiden sich unsere Posi­tio­nen, Herr Kollege Matznetter!

Wir sind dafür, auch den Leistungsträgern in unserer Gesellschaft (Beifall bei der ÖVP), also jenen, die mehr tun, als sie tun müssten, und von denen letztlich unsere Gesellschaft, unsere Wirt­schaft lebt, sehr wohl Anreize zu bieten, zusätzlich zur staatlichen Pension etwas für ihre Eigen­vorsorge zu tun. – Hier haben wir unterschiedliche Positionen, das ist gar keine Frage. Ich bin froh, dass Sie, Herr Kollege Matznetter, uns die Möglichkeit geben, diese unterschiedlichen ge­sellschaftspolitischen und ordnungspolitischen Positionen entsprechend zu deponieren.

Ich habe ein bisschen den Eindruck – und das soll jetzt keine Polemik sein –, dass Ihre Philo­so­phie nach dem Motto erfolgt: Vorwärts, Genossen, zurück in die Vergangenheit! – Es ist die Phi­lo­sophie, der Staat sorgt für alles vor, der Einzelne braucht sich um nichts zu kümmern, be­zie­hungsweise wir haben nicht den Mut, zu sagen: Jawohl, auch für jene, die das Fundament und die Leistungsträger unserer Bürgergesellschaft sind, sollen entsprechende Anreize geboten wer­den.

Ich frage immer: Was heißt Bürgergesellschaft? – Das ist ein spröder Ausdruck. Es ist aber ganz einfach. Bürgergesellschaft heißt, es gibt Menschen in diesem Land, die mehr tun, als sie tun müssten, und von denen lebt unsere Gesellschaft, von denen lebt unsere Wirtschaft, Herr Kolle­ge Matznetter. Diese Menschen zu bestrafen oder auszunehmen halte ich für nicht gerecht. Da haben wir beide ein anderes Gerechtigkeitsempfinden. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ich habe schon im Ausschuss gesagt: Kollege Matznetter ist neu im Bud­getausschuss, er wird neu im Finanzausschuss sein, aber ich kann heute schon sagen, er ist eine Bereicherung für diese Ausschüsse. Es werden zwar in Zukunft die Sitzungen viel län­ger dauern, weil er sich mit Abstand am häufigsten zu Wort meldet, aber dafür ist es immer sehr lustig. In diesem Sinne: auf eine gute Zusammenarbeit, Herr Kollege! (Beifall bei der ÖVP.)

10.29


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Auch er möchte 8 Minuten lang sprechen. – Bitte.

10.29


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolle­ginnen und Kollegen! Ich möchte auf zwei Aspekte eingehen: Der erste Aspekt ist die Fra­ge der Steuerstruktur in Österreich. Nicht nur im Ausschuss, sondern auch in der Öffent­lich­keit wurde von einzelnen ÖVP-Vertretern ventiliert, es handle sich bei der Erbschafts- und Schen­kungssteuer um eine Bagatellsteuer. Das Zweite ist die Frage der künftigen Gestaltung unserer Pensionssysteme.

Zum Ersten: Es mag vielleicht hinsichtlich der Einnahmen eine Bagatelle sein, ob diese Frist, die wir jetzt noch ein Jahr verlängern – oder nicht –, zum Tragen kommt. Darüber diskutieren wir jetzt meiner Ansicht nach nicht mehr, darüber gibt es eine größere Übereinstimmung.

Man sollte sich eher darüber Gedanken machen, wieso – Kollege Matznetter hat es ange­spro­chen – in Zeiten der Budgetkonsolidierung, in Zeiten einer heftigen Debatte über die Steuer­struk­tur an sich, in Zeiten, in denen es immer um internationale Benchmarkings geht, in Öster­reich die Erbschafts- und Schenkungssteuer überhaupt eine Bagatellsteuer sein muss, denn auf dieser Basis kann man bald einmal sagen: Geben wir sie weg, weil sie ohnehin nichts mehr bringt. Das ist die Frage!

 


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