Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 37

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Mein Vorredner ist bereits auf den ersten Schwerpunkt eingegangen. Der erste Schwerpunkt be­steht darin, dass wir im Rahmen des Einkommensteuergesetzes im Hinblick auf die ersten Praxiserfahrungen wesentliche Verbesserungen bei der Pensionsvorsorge, bei der Zukunfts­vorsorge beschließen wollen. Das sind lauter Anregungen, die aus der Praxis an den Gesetzge­ber herangetragen wurden, nämlich: erstens die Reduzierung des Aktienanteils von 60 auf 40 Pro­zent, zweitens eine Präzisierung des Produktkatalogs, drittens die ebenfalls aus der Praxis angeregte Änderung bei der Nachversteuerungspflicht – nicht 6 Prozent des Kapitals, son­dern 25 Prozent der Erträge –, und letztlich heben wir auch die zeitliche Befristung mit En­de 2004 für die Prämienzahlungen bei Pensionskassen auf, um eine Unbefristetheit zu haben.

Wir haben zweitens wichtige Maßnahmen im Bereich des Umsatzsteuerrechts gesetzt. Es hätte durch das europäische Recht, was das PKW-Leasing betrifft, eine Benachteiligung des Wirt­schafts­standortes Österreich gedroht. Wir stellen sicher, dass bis Ende 2005 eine steuerliche Gleichbehandlung besteht, egal, ob dieses PKW-Leasing im Ausland oder im Inland vorge­nommen wird.

Wir werden weiters einen Schritt zur weiteren Modernisierung des Finanzsystems insofern tref­fen, als es möglich sein wird, in Zukunft auf elektronischem Weg Umsatzsteuer-Voranmel­dun­gen abzugeben. Und letztlich geht es um die Frage der Erbschafts- beziehungsweise Schen­kungs­steuerpflicht bei Sparbüchern.

Kollege Matznetter hat das Beispiel gebracht – ich sage immer, jeder hat natürlich seine Beispie­le, die in die Argumentationslinie passen –, welchen Unterschied es macht, ob man ein Spar­buch oder Bargeld schenkt. – Ich kann genauso gut die Frage stellen: Muss ich zuerst ster­ben, damit ich ein Sparbuch steuerfrei übertragen kann, oder kann ich das als Lebender auch machen? – Jeder hat also seine Beispiele, meine Damen und Herren.

Ich möchte ganz kurz, da auch Kollege Matznetter sowohl im Ausschuss als auch hier ein biss­chen grundsätzlich und ordnungspolitisch auf das Thema Pensionsvorsorge, Zukunftsvorsorge, Pensionssicherung eingegangen ist – worüber ich froh bin –, auch ein paar Worte dazu sagen. Es ist gar keine Frage, Herr Kollege Matznetter, dass sich unsere Positionen in diesem Bereich un­ter­scheiden. Sie unterscheiden sich dadurch, dass Sie offensichtlich immer noch in hohem Maße Anhänger jener Philosophie sind, die ich aus den siebziger Jahren kenne, als etwa der da­malige Sozialminister Weißenberg wörtlich erklärt hat: Die staatliche Vorsorge muss so aus­reichend sein, dass der Einzelne keinerlei Rücklagen zur Risikosicherung zu bilden braucht.

Das ist die These von der Null-Eigenvorsorge. Er war damals – damals schon! – im Wider­spruch zum damaligen Vizekanzler Androsch, der seine „drei E“ gepredigt hat: Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Eigenvorsorge. – Ich gebe zu, die diesbezügliche Position der SPÖ ist nicht einheitlich, aber es scheint zu überwiegen, dass man sagt: Wir wollen eigentlich, dass der Staat alles absichert, du brauchst dich um nichts zu kümmern, wir brauchen keine zweite und dritte Säule, oder wir haben kein Geld dafür oder wollen kein Geld dafür haben, Herr Kollege Matznetter.

Lassen Sie mich dazu etwas sagen: Wir vertreten eine andere Position. Wir sagen: Wir müssen Eigen­­verantwortung, Eigeninitiative, Eigenvorsorge fordern, wir wollen den eigenverantwortli­chen Menschen – egal, ob es die Altersvorsorge oder die Gesundheit betrifft. Wir haben uns ver­abschiedet von der Philosophie: Der Staat kümmert sich um alles. – Ich glaube, der Staat ist nicht mehr in der Lage, dieses Versprechen zu erfüllen, das stelle ich fest, wenn ich mir etwa auch die Perspektiven für die nächsten Jahre im Staatshaushalt anschaue.

Herr Kollege Matznetter, wir haben schon im Ausschuss darüber diskutiert: Ist es wirklich nur Auf­gabe des Gesetzgebers, des Steuergesetzgebers, darauf zu schauen – die Wichtigkeit ist un­bestritten! –, dass die Bezieher der kleinsten Einkommen eine entsprechende Altersvorsorge ha­ben? – Gar keine Frage, das ist eine wichtige Aufgabe! Wir sagen aber, es ist genauso Auf­gabe des Gesetzgebers und des Staates, in der Steuerpolitik darauf zu schauen, dass auch der Mittelstand und die Leistungsträger in einer Gesellschaft – ich betone: auch die Leistungs­träger in einer Gesellschaft! – Anreize erhalten, in Richtung dritter Säule etwas zu tun.

 


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