Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 134

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Der Herr Bundeskanzler hat gesagt, er kenne die Zahlen nicht, aber vielleicht will er sie hier nicht sagen. – Ich könnte sie ihm nachliefern, aber ich tue es hier nicht, ich sage Ihnen nur so viel: Wir kennen die Zahlen, und ich kann Ihnen die Differenz genau vorrechnen. In dem einen Fall wäre es immerhin die erkleckliche Summe von 200 Millionen €. Es ist für mich nicht nach­vollziehbar, warum ausgerechnet das teuerste Produkt gekauft werden muss. Die Antwort auf diese Frage sind Sie schuldig geblieben. – Jetzt ist der Herr Bundeskanzler leider nicht im Saal, aber er wurde genau das und nichts anderes gefragt, und ich finde es eigenartig, dass man sich da derart über den Dingen schwebend fühlen muss und über den Gehalt dieser Dringlichen An­frage so drübergeht – auch wenn sie zweigeteilt war. Das muss nicht sein.

Die Frage der vergaberechtlichen Zuwiderhandlungen bei diesem Beschaffungsvorgang ist eine eigene. Dazu sagt der Rechnungshof, Herr Kollege Scheibner und Herr Kollege Bösch, über­haupt noch nichts, denn der Rechnungshof hat bis jetzt lediglich geprüft, ob die Ausschreibung überhaupt korrekt zustande gekommen ist, und sonst gar nichts. Den nächsten Bericht werden wir nicht übermorgen vorliegen haben, wie Parteiobmann Haupt suggerierte, sondern erst in ein paar Monaten und nicht vorher. Da werden Sie Ihre Koalitionsverhandlungen noch ein bisschen in die Länge ziehen müssen, wenn das ein Kriterium sein soll.

Warum aber – zurückkommend – vergaberechtliche Zuwiderhandlungen? – Wenn ein Anbieter die Möglichkeit bekommt, sein Angebot von 24 auf 18 Stück zu reduzieren, dann muss diese Möglichkeit auch dem potentiellen Mitbieter eröffnet werden, auch wenn vorher schon eine Typenentscheidung gefallen ist. Das ist doch ganz klar! Da verstehe ich nicht, warum Sie sich dieser Logik so widersetzen. In Wahrheit müsste ein Vergleichsangebot von „Gripen“ eingeholt werden – wie ich weiß, hat „Gripen“ eines vorgelegt –, und das müsste neu bewertet werden. Doch Sie weigern sich, das zu tun, wir wissen das. Erklären Sie das einmal! Das werden Sie in der Öffentlichkeit noch erklären müssen! Sie haben da mehrere vergaberechtliche Fehler be­gan­gen, die in Wirklichkeit auf einen vergaberechtlichen Mega-GAU hinweisen.

Das ist jetzt der Punkt: Ich diskutiere an dieser Stelle nicht die Frage: Abfangjäger: ja oder nein?, sondern die Frage: Warum „Eurofighter“? – Genau so lautete die Anfrage, und die haben Sie nicht beantwortet.

Wenn Sie hier die Gegengeschäfte als nächstes Argument ins Treffen führen wollen, dann wird zu fragen sein, ob die so toll sind oder nicht. – Bis jetzt ist überhaupt nichts an sinnvollen Gegengeschäfts-Vereinbarungen bekannt. Im Gegenteil, es wird versucht, Geschäfte, die ohne „Eurofighter“-Kauf zustande gekommen sind, hier hineinzureklamieren. Das gute alte Spiel! Eine ganze Latte von Fehlern, die da passieren, sind 1 : 1 aus der Chronologie der Thomson-Beschaffung übernommen. Dass es damals nicht ganz korrekt zugegangen ist, das wissen wir auch alle. Es wird die gleiche Regie geführt: Am Schluss müssen die Gegengeschäfte her­halten, um andere Kriterien noch einmal in Frage zu stellen.

Wir werden in Zukunft den Beweis antreten – es ist heute noch nicht die Zeit dazu, es ist noch zu früh –, und es ist mir jetzt wichtig, Ihnen zu sagen: Sie haben diese entscheidenden Fragen nicht beantwortet! – Würden Sie das bitte, Herr Bundesminister, stellvertretend für den Herrn Bundeskanzler entgegennehmen wollen.

Selbiger Bundeskanzler hat uns beim Wahlkampfauftakt seiner Partei erklärt: Das Ganze wird jetzt aus dem Wahlkampf herausgehalten, der Beschaffungsakt ist auf Eis gelegt. Es werde an einer Wirtschaftsplattform gebastelt, wo das Ganze besonders günstig abfinanziert wird! – Der Koordinator dieser Wirtschaftsplattform ist ein gewisser Kollege Farnleitner, und zwar Kollege aus der Sicht des Herrn Bundeskanzlers.

Wenn man Herrn „Kollegen“ Farnleitner dazu befragt, dann sagt er, er sei kein Koordinator für irgendetwas in dieser Sache, er habe nur einmal den Tipp abgegeben, dass man vielleicht ein Lease-and-lease-back-Verfahren andenken könnte. – So schaut das aus!

Das erinnert ja 1 : 1 an die Vorgangsweise bei der unseligen „Euroteam“-Affäre: Da sind auch immer irgendwelche Koordinatoren für irgendwelche Vorgänge und Plattformen genannt wor-


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