Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 155

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bei es darum geht, dass man die Zwangsbestimmung betreffend die Einführung von Deutsch­kursen in die Richtung abändert, dass diese Kurse auf freiwilliger Basis angeboten werden.

Das gibt mir Gelegenheit, grundsätzlich einige Sätze dazu zu sagen. Meine Damen und Herren! Wir bekennen uns zur Integrationspolitik, diese ist notwendig, und wir brauchen sie. Und es ist auch richtig, dass Menschen, die in unser Land kommen, die Möglichkeit haben müssen, unse­re Sprache zu erlernen. Wir meinen aber, dass dies in Form einer Zwangsmaßnahme eher kontraproduktiv ist.

Es wäre wesentlich gescheiter – und wir werden im Innenausschuss sicherlich die Möglichkeit haben, über diese Frage zu diskutieren –, diesbezüglich Anreize zu schaffen und diese Integra­tionsvereinbarung zu einer echten Vereinbarung zu machen. Derzeit ist sie nämlich ein Diktat: Es wird vom Ausländer verlangt, dass er Deutsch zu lernen hat, und angedroht, dass er, wenn er es nicht tut, bestraft oder abgeschoben wird. Andererseits hat er in Wirklichkeit keine Rechte, Herr Abgeordneter beziehungsweise Herr Bundesminister Strasser! (Abg. Dr. Strasser: Das ist die Unwahrheit!)

Ich meine, dass man in Wirklichkeit zweifellos bei vielen Menschen, die in unser Land kommen, mit Motivation sehr viel erreichen könnte, denn viele wollen die Sprache erlernen. Motivierend könnte zum Beispiel eine Belohnung dafür, dass jemand rasch einen solchen Deutschkurs ab­solviert, in der Form sein, dass derjenige dann eben früher als innerhalb von fünf Jahren seine Niederlassungsbewilligung bekommt. Statt Zwang sollte es einen entsprechenden Anreiz geben!

Kollege Miedl! Als Zweites wollte ich sagen, dass das Angebot in weiten Bereichen fehlt. Eine besondere Ausnahme ist die Stadt Wien, wo der Integrationsfonds schon im Jahr 2001, also vor dieser gesetzlichen Maßnahme, sehr gute Arbeit geleistet und mehr als 2 500 Menschen in über 170 Kursen eine entsprechende Möglichkeit geboten hat.

Herr Bundesminister! Wir müssen auch darangehen, das Problem zu lösen, dass es derzeit eine Reihe von Anbietern gibt, die nicht die notwendige Qualität bieten, nämlich das verlangte A-Niveau. Die Folge davon ist, dass es Ausländer gibt, die einen Deutschkurs absolvieren, der nicht anerkannt wird. (Abg. Dr. Strasser: Es gibt 500 Anbieter!) Das ist noch nicht deutlich genug geworden, wir werden jedoch im Ausschuss noch Gelegenheit haben, darüber zu reden.

Kollege Miedl! Ein Problem sollten wir auch sehen, nämlich die Frage: Was werden wir mit je­nen Frauen tun, die als Analphabetinnen nach Österreich kommen, ihre eigene Muttersprache de facto zwar sprechen, aber nicht schreiben können und nicht in der Lage sind ... (Abg. Dr. Stra­sser: Sie sind von den Bestimmungen ausgenommen!) Es wird aber immer eine Frage bleiben, wie man das nachweist!

Herr Bundesminister! Ich meine, das sollte man sich sehr genau anschauen! (Abg. Dr. Stras­ser: Als Redner sollte man auch ein bisserl etwas wissen!) – Eine sehr lustige Bemerkung, Herr Bundesminister! Wir werden im Ausschuss ja sehen, was Sie dazu zu sagen haben und in welcher Art und Weise Sie bereit sind, auf diese Probleme einzugehen.

Wir bekennen uns zur Integrationspolitik. Uns geht es auch um die Menschen, die in unser Land kommen. Ich habe nur die Sorge, dass die Politik, die Sie bis jetzt betrieben haben, nämlich dass man versucht, die Menschen in ein Korsett zu zwingen, und zwar nach der berühmten Methode von Schwarz-Blau in das Korsett von Law and Order, ganz einfach nicht die Möglichkeiten bietet, welche die Menschen brauchen, um sich in unserem Land wohl zu fühlen und Bürger dieses Landes zu werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.39


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Walch. Die Uhr ist auf 5 Minuten gestellt. – Bitte.

 


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