Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 30

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Wenn nun die Krankenversicherungsbeiträge für Arbeiter und Angestellte gleichgestellt werden, so ist das ein positiver Schritt in die richtige Richtung. Wenn für die Behinderten in unserem Land mehr getan wird im „Jahr der Behinderten“, so ist das auch ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.

Wenn wir gemeinsam versuchen, die Herausforderungen der wirtschaftlichen Modernisierung und des Wettbewerbs in Österreich wahrzunehmen, so sind hierin auch Aspekte enthalten, die ich für absolut richtig erachte.

Wenn einer der Hauptfehler der vergangenen Legislaturperiode im gesellschaftspolitischen Be­reich, nämlich die Beseitigung des Frauenministeriums, jetzt endlich korrigiert und wieder ein Frauenministerium eingeführt wird, so wird es von Seiten der sozialdemokratischen Parla­mentsfraktion dafür auch die Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Ell­mauer.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat aber auch darauf hinge­wiesen, dass man aussprechen solle, was ist. – Dabei sollte man bitte nicht in den Fehler verfal­len, immer nur über einen Teil der Realität zu sprechen und einen anderen Teil auszublenden. Mit Sicherheit ist es so, dass Österreich zu den besten Wirtschaftsstandorten in Europa gehört, aber nichtsdestotrotz, Herr Bundeskanzler, ist die Zahl der Jugendlichen ohne Arbeit in den letzten Jahren gestiegen, ebenso die der Älteren in unserem Lande, die keinen Arbeitsplatz haben. Und obwohl die österreichischen Arbeitnehmer zu den fleißigsten in ganz Europa gehö­ren – nur so ist die hohe Produktivitätssteigerung zu erklären –, bekommen die österreichischen Arbeitnehmer netto Kassa dafür die geringsten Zuwächse in ganz Europa.

Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, sagen, es solle ein Ziel sein, dass Österreich im Jahr 2010 zu den drei besten Ländern gehört, so sind sicher alle bereit, dem zuzustimmen, aber es stellen sich dabei schon folgende Fragen: Für wen sollen wir die Besten sein? Und: Wem soll es am besten gehen?

Wenn Sie sagen, dass die österreichischen Arbeitnehmer ihren gerechten Anteil an der höheren Wertschöpfung bekommen sollen und damit im Jahr 2010 Nummer drei in Europa sein sollen, kann ich zustimmen, Herr Bundeskanzler, aber ein abstraktes Ziel, das niemandem nützt, hilft auch niemandem, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn ich in diesem Zusammenhang Ihre Reformvorschläge, die Sie uns heute unterbreitet haben, prüfe, so entsteht bei mir schon manchmal der Eindruck: Es steht zwar „Reform“ drauf, aber bei genauerem Hinschauen ist eigentlich nur Belastung drinnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie, Herr Bundeskanzler, haben auch über die Sicherung der Pensionen gesprochen – das ist eine der wesentlichen Herausforderungen für Österreich –, und wenn man Ihnen genau zuge­hört hat, hat man bemerkt, dass es da eine erhebliche Veränderung geben soll. Bisher sind wir in Österreich davon ausgegangen, dass der älteren Generation eine Pension zukommt, die existenzsichernd und lebensstandarderhaltend sein soll. – In Ihrer heutigen Regierungserklä­rung jedoch, als Sie über die Pensionen der künftigen Generation gesprochen haben, war in diesem Zusammenhang nur mehr von „existenzsichernd“ die Rede. Das bedeutet doch nichts anderes, als dass die heute aktive Generation von Arbeitnehmern zwar Beiträge einbezahlt, die sowohl zur Existenzsicherung als auch zur Lebensstandardabsicherung beitragen, aber die heute aktive Generation in Zukunft nur mehr eine Pension erhalten wird, die existenzsichernd ist.

Was bedeutet denn das anderes, meine sehr verehrten Damen und Herren, als eine drastische Kürzung der Pensionen für jene Menschen in Österreich, die heute durch ihre tägliche Arbeit dieses System aufrechterhalten? – Das hat doch nichts mit Reform zu tun, sondern stellt eine Belastung auf Kosten künftiger Generationen dar, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

 


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