Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 31

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Wenn es um eine Reform im Pensionssystem geht, so kann man sich doch nicht damit begnü­gen, irgendwann in dieser Legislaturperiode ein einheitliches Pensionssystem einzuführen, das irgendwann im Jahr 2030 oder 2033 endgültig wirksam wird. Mit einer solchen Vorgangsweise werden die Pensionen in den nächsten Jahrzehnten nicht zu sichern sein!

Jene Maßnahmen, die Sie, Herr Bundeskanzler, heute genannt haben, sind Maßnahmen, die unter Umständen die Finanzierungslücke im Jahr 2006 schließen, aber nicht darüber hinaus­gehend. Und Sie machen denselben Fehler, den Sie bereits im Jahr 2000 gemacht haben: Sie sprechen von „langfristiger Pensionssicherung“ und setzen Maßnahmen, die einen Teil der Be­völkerung erheblich belasten, aber eine weitere Reform im Jahr 2006 notwendig machen. Und das ist wirklich keine Reform, sondern reine Belastungspolitik, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube, wenn wir offen über Fragen wie Generationensolidarität diskutieren – Sie, Herr Bun­deskanzler, haben über „lebendige Solidarität“ gesprochen, die es Ihrer Meinung nach erst im Jahr 2010 geben soll; ich würde den Anspruch stellen, dass wir diese Solidarität schon heute verwirklichen sollten –, dann müssen wir doch auch zur Kenntnis nehmen, dass es heute in Österreich Menschen gibt, die über sehr, sehr hohe Pensionseinkommen verfügen – über viel, viel mehr, als überhaupt ein „normaler“ Angestellter oder Arbeiter jemals erreichen könnte.

Wenn es um eine gerechte Reform des Systems geht, dann ist es doch nur recht und billig, auch von jenen einen Beitrag einzufordern, die heute über ganz hohe Pensionen verfügen. Es würde einem pensionierten Minister oder Staatssekretär kein Stein aus der Krone fallen, wenn er heute einen Solidaritätsbeitrag leistete, damit die Pensionen heute und auch in Zukunft gesichert sind, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Lassen Sie mich einen zweiten Bereich nennen, wo Sie über Reformen sprechen. Sie sagen, die Schulen sind die Stätten, wo die Zukunft unseres Landes stattfindet, wo es jene jungen Talente gibt, die die Zukunft unseres Landes gestalten werden.

Ich gebe Ihnen Recht, aber ich stelle die Frage: Was wird für die künftigen Talente unseres Lan­des gemacht? Für mich sind Talente nicht nur jene, die in einem oder in vielen Bereichen über­durchschnittlich sind. Ich bin der Meinung, Österreich kann auf überhaupt niemanden verzich­ten – egal, ob die schulische Leistung eine unterdurchschnittliche oder überdurchschnittliche ist. Aber ich stelle Ihnen die Frage: Was machen Sie für diese Menschen?

Wenn wir heute feststellen, dass wir auf dem zehnten Platz in der Welt liegen, während unsere Bildungsausgaben an der Spitze liegen, dann stelle ich die Frage: Wo ist hier die Zielsetzung, dass Österreich ein Bildungssystem möchte, das uns von Platz 10 auf Platz 1 führt? Wo sind die Maßnahmen, dass über Ganztagsschulen auch eine individuelle Begabungsförderung mög­lich ist? Wo sind die Vorschläge für eine echte Bildungsreform, die eine neue Schule des 21. Jahrhunderts begründen würden?

Herr Bundeskanzler! Ich habe den Eindruck, auch in diesem Bereich sind Ihre Vorschläge weder nachhaltig noch mutig, sondern in erster Linie kurzfristig ausgerichtet, interessenpolitisch und mutlos. Das sind nicht die Reformen, die wir für Österreich brauchen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie haben mit Recht darauf hingewiesen, dass wir uns in einer wirtschaftlich schwierigen Situa­tion befinden. Und meine Frage ist: Was wird in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation ge­tan?

Sie verweisen wieder auf das Jahr 2005 und sagen, im Jahr 2005 kommt auf einmal durch eine große Steuerreform der große Segen über die Österreicherinnen und Österreicher.

Nun, ich möchte Sie daran erinnern: Am Beginn des Jahres 2000 sind Sie hier gestanden und haben gesagt: Am Anfang sind jetzt die starken Einschnitte notwendig, damit es das Nulldefizit gibt, und am Ende der Legislaturperiode wird es eine ganz große Steuerreform geben, wo dann die Ernte eingefahren wird. (Abg. Dr. Fischer: Zeit der Ernte!)

 


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