Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 32

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Nun, wir sind im Jahr 2003. Das wäre das Ende der letzten Legislaturperiode gewesen. Und worin besteht die Ernte? – Die Ernte besteht darin, dass Sie sich wieder herstellen und neue Belastungen für die Österreicherinnen und Österreicher verkünden und wieder darauf verwei­sen: Aber am Ende wird die Ernte kommen. – Nun, meine Damen und Herren, wenn die Ernte in immer neuen Belastungen besteht, dann wird sich die österreichische Bevölkerung schön bei Ihnen bedanken, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es stellt sich überhaupt die Frage, ob dieser Kurs, den Sie hier vorstellen, wirtschaftspolitisch richtig ist. Ist es nicht notwendig, dass Staat und Gesellschaft in Zeiten, in denen sich die Wirt­schaft nicht so dynamisch entwickelt, jene Aktivitäten setzen, die dafür sorgen, dass die Wirt­schaft angekurbelt wird, etwa im Bereich der Infrastruktur, im Bereich der Verstärkung der Nachfrage durch die Bevölkerung, im Bereich von Forschung und Entwicklung? Wir sollten doch nicht warten, bis sich die Wirtschaft von selbst irgendwann erholt, um dann zu irgendeiner Art von Verteilung zu kommen. Staatliche und politische Verantwortung besteht doch darin, in Zei­ten, in denen die Wirtschaft Hilfe braucht, diese Hilfe zu geben. Dies wäre jetzt, im Jahr 2003, und nicht im Jahr 2005 notwendig, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie die soliden Staatsfinanzen ansprechen, dann muss ich sagen: Ich bin höchst er­staunt! Was heute hier stattgefunden hat, war, mit schönen Worten das Ziel des Nulldefizits zu begraben, und zwar letztendlich zu begraben, denn wenn man sich das ansieht, was Sie im Regierungsabkommen ausgemacht haben, dann sieht man, dass dort nichts anderes drinsteht, als dass selbst in den Jahren 2005 oder 2006, in denen Sie damit rechnen, dass die Wirtschaft sich wieder gut entwickeln wird, die Defizite nicht nach unten gehen werden, sondern das Gegenteil der Fall ist. Selbst in jenen Zeiten, in denen Sie eine wirtschaftlich gute Lage pro­gnostizieren, werden nach Ihren Vorstellungen die Defizite wieder nach oben gehen.

Da stelle ich, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Frage: Worin besteht der Sinn einer solchen Vorgangsweise? Wir waren uns im Hohen Haus doch immer einig darüber, dass man danach trachten soll, der Wirtschaft in wirtschaftlich schlechten Zeiten zu helfen und in wirt­schaftlich guten Zeiten das Budget zu konsolidieren. Wenn Sie aber nun nicht einmal für wirt­schaftlich gute Zeiten ein Nulldefizit vorsehen, dann frage ich: Wann soll es denn dann kommen?

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Was in diesem Regierungsübereinkommen festge­halten ist, das ist der Abschied vom Nulldefizit und von einer soliden Finanzpolitik und bedeutet neue Schulden für die Zukunft! (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben auf einige Aspekte von Reformen der letzten Legislaturperiode hingewiesen, unter anderem auf die Zukunft der Universitäten. Die Zukunft der Universitäten ist mit Sicherheit von entscheidender Bedeutung für das Bildungs- und Forschungsniveau unseres Landes und daher ganz entscheidend für das, was wir als Zukunftssicherung bezeichnen.

Aber glauben Sie wirklich, dass, wenn Sie einzelne Ewiggestrige in die Universitätsräte entsen­den, mit solchen Leuten die Zukunft unseres Landes zu gewinnen ist? – Ich glaube das nicht, Herr Bundeskanzler und meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Daher muss ich Ihnen sagen: Ich habe den Eindruck, bei dem, was Sie als Reform bezeich­nen – man könnte das noch in vielen anderen Bereichen belegen –, findet sich immer das Wort Reform, aber der Inhalt ist meistens Belastung. Ich habe den Eindruck, Sie schrecken vor den wirklichen, grundsätzlichen Reformen, die unser Land benötigt, zurück.

Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: Jeder in Österreich würde sich ja fragen, wieso nach zweieinhalb Jahren des Kabinetts Schüssel I auf einmal so ein enormer Reformbedarf vorhan­den ist. Was hat die letzte Regierung zweieinhalb Jahre lang gemacht, wenn gerade jetzt dieser enorme Reformbedarf besteht? Und natürlich würden die Menschen mit Recht sagen: Offen-


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