Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 118

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Wir müssen in Österreich erst ein Bewusstsein schaffen, dass es nicht mehr darum geht zu sagen, unser großer Nachbar ist das Vorbild, als das er lange Zeit gegolten hat, nicht mehr „Made in Germany“, sondern dass wir stolz sein können auf den Weg der letzten drei Jahre, der dazu geführt hat, dass es jetzt mehr um „Made in Austria“ geht. Wir werden uns die besten Länder der Welt und die besten Länder Europas zum Vorbild nehmen, und das wird gut sein für unsere Arbeitnehmer, für die Beschäftigung, für die Wirtschaft, für die Klein- und Mittelbetriebe und für die Industrie in unserem Land.

Der Bundeskanzler und der Vizekanzler dieser Bundesregierung, diese Koalition ist bereit, diese Verantwortung zu übernehmen, weil wir eine klare Konzeption für Österreich, ein Pro­gramm für Österreich haben: mittelfristig angelegt, transparent, überprüfbar, ein Programm, das in der Finanzpolitik drei wesentliche Zielsetzungen hat: erstens (Abg. Dr. Gusenbauer: Mehr Belastungen!) – ich betone es – einen ausgeglichenen Haushalt über den Konjunkturzyklus, zweitens eine grundlegende Entlastung – die größte Steuerreform in der Geschichte der Zweiten Republik ist unser Ziel – und drittens natürlich eine fokussierte Wachstumsstrategie dadurch, dass wir in Forschung und Entwicklung, in Bildung und in Infrastruktur investieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Eder: Ankündigungen, Ankündigungen, alles Ankündigungen!)

Wenn Sie gesagt haben, das Nulldefizit ist uns nicht mehr wichtig, dann sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, wir haben einen sichtbaren Wendepunkt geschaffen. Mit dem Jahr 2001 haben wir 0,3 Prozent Überschuss gemacht – in Österreich das erste Mal seit mehr als 30 Jah­ren. Wir hatten im Jahr 2002, in einem Jahr, das von einer weltweit schwachen konjunkturellen Situation geprägt war, ein Defizit von 0,6 Prozent – Deutschland hatte eines von über 3 Pro­zent, Frankreich eines von über 3 Prozent, Portugal eines von über 3 Prozent. Wir haben im inter­nationalen Vergleich hervorragend abgeschnitten, deshalb, weil wir von diesem Weg über­zeugt sind, deshalb, weil wir wissen, dass dauerhafte Defizite zu immer mehr Schulden führen (Abg. Dr. Gusenbauer: Wann kommt wieder das Nulldefizit?), dass immer mehr Schul­den zu immer mehr Zinszahlungen führen. 7 Milliarden € sind es, Herr Abgeordneter Gusen­bauer, die wir Ihrer Schuldenpolitik zu verdanken haben, und auf Grund dieser hohen Zinszah­lungen musste man natürlich die Steuern erhöhen. Wer zahlt es? Die Bevölkerung hat diese Zinsen zu zahlen, und damit wird weniger investiert in Österreich, wächst unsere Wirtschaft langsamer, und damit haben wir weniger Beschäftigung und mehr Arbeitslosigkeit.

Das ist ein Weg, den wir nicht wollen! Deswegen haben wir diese Wende vollzogen, deswegen sagen wir nach wie vor, Hochkonjunktur muss einen Überschuss bringen, Rezession ein Defizit, damit man gegensteuern kann. Das ist eine Politik mit Hausverstand, und das bleibt unsere Politik, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheit­lichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Wann gibt es wieder ein Nulldefizit? Wann? Wann?)

Sie fragen, wann es das nächste Nulldefizit gibt: Natürlich muss man die Konsolidierung fortset­zen, damit man sich diese Steuerreform leisten kann. Meine Damen und Herren, wenn Sie zu­rückdenken, was haben wir immer gesagt? Wir haben immer gesagt, wir brauchen ein Nulldefi­zit dafür, damit wir uns eine Steuerreform leisten können. Was tun wir jetzt daher? Wir setzen die Konsolidierung fort. Wenn Sie sich unseren Konsolidierungspfad vor der Steuerreform an­sehen, dann kommen Sie darauf, dass wir im Jahr 2005 praktisch wieder ein Nulldefizit haben, im Jahr 2006 einen Überschuss. Das war für uns immer die Grundvoraussetzung, um sagen zu können, wir können uns eine Steuerreform leisten, weil es uns wichtig ist, dass alle am erfolg­reichen Kurs dieser Bundesregierung teilhaben können. Und deswegen sind wir in der Lage, einen ersten Schritt nicht erst im biblischen siebenten Jahr zu machen, sondern bereits im fünften Jahr; wir sind also Gott sei Dank ein bisschen schneller.

Der erste Schritt wird 2004 gesetzt: Mehr als zwei Millionen Österreicherinnen und Österreicher werden durch die Steuerfreiheit des Einkommens bis zu einer Höhe von 14 500 € begünstigt – ein ganz wichtiger Punkt zur Armutsbekämpfung. Weiters kommt es zu einer Eigenkapitalstär­kung für unsere Betriebe dadurch, dass die nicht entnommenen Gewinne begünstigt besteuert werden, und zu einer Abschaffung der 13. Umsatzsteuervorauszahlung, weil auch in Österreich das Jahr nur zwölf Monate hat. Es ist wichtig, diese Belastung wegzunehmen.

 


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