Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 158

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Er hat am Anfang gesagt, diese Regierung stehe für eine Politik, die die Dinge beim Namen nennt. Im Anschluss daran kam eine Aufzählung der schwierigen Probleme, die es derzeit gibt: die labile Lage im Nahen Osten, das Irak-Problem und ähnliche Dinge mehr.

Herr Bundeskanzler! Im Koalitionspakt haben Sie nicht den Mut gehabt, diese Fragen auch nur mit einem einzigen Wort zu erwähnen! – Das ist festzustellen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zweitens schreiben Sie gleich im nächsten Absatz – und Sie haben uns das auch hier so vor­getragen –, Sie hätten es bewusst vermieden, uns an die Seite irgendeiner Gruppe zu stellen. – Herr Bundeskanzler! Frau Außenministerin! Sie haben es bewusst vermieden, überhaupt eine Position zu beziehen, bevor klar ist, wer gewonnen hat. Das kritisieren wir! Das ist keine Politik, das ist einfach Mitläufertum. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie schreiben auf den nächsten Seiten, Sie würden den Wachstumsfaktoren Bildung, For­schung, Technologie und Infrastruktur noch größere Bedeutung beimessen und Prioritäten set­zen. Dafür nähmen Sie das Ziel für 2003, 2,5 Prozent Forschungsquote zu erreichen, zurück – und wollen das erst 2006 erreichen! Aber auch dafür investieren Sie zu wenig Geld, wie Ihnen heute schon vorgerechnet worden ist.

Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin Rauch-Kallat! Sie schreiben in dem Papier „Zukunft braucht: Verantwortung“ von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Sie verbessern wollen, sehen in Ihrem Programm aber keine einzige Maßnahme dazu vor. Wo sind die Maß­nahmen, die es berufstätigen Frauen erleichtern sollen, berufstätig zu sein und außerdem ein Kind zu haben, oder berufstätigen Männern erlauben sollten, beides miteinander zu vereinen, Herr Bundeskanzler? (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steibl: Können Sie nicht lesen? – Abg. Ross­mann: Das Kindergeld! – Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.)

Sie versprechen weiters, dass 2010 für alle Österreicherinnen und Österreicher eine deutliche Entlastung bei den Steuern spürbar sein soll, die Abgabenquote werde auf 40 Prozent zurück­gehen. – Herr Bundeskanzler! Versprechungen, die jenseits der Legislaturperiode sind, interes­sieren heute niemanden. Außerdem haben Sie dieses Versprechen schon das letzte Mal nicht gehalten. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie schreiben, Sie wollen in diesem Europa ein aktives, gleichberechtigtes Mitglied sein, das die Zukunft Europas mitgestaltet. Wo sind die Vorschläge, die Sie dazu machen? – Frau Bundes­ministerin! Herr Bundeskanzler! Die Vorschläge dazu fehlen. Das, was Ihnen dazu einfällt, ist die Schutzmachtfunktion für die deutschsprachige und die ladinische Minderheit in Südtirol und ähnliche Dinge.

Sie schreiben vom Verkehrsaufkommen und davon, dass es europäischer Lösungen bedarf. – Ja, es braucht auch europäische Lösungen. Aber haben Sie irgendwo in der vergangenen Legislaturperiode Vorschläge entwickelt oder gar realisiert, bei denen die österreichischen Mög­lichkeiten ausgeschöpft worden wären? Wo sind die österreichischen Lösungen, die auch mög­lich sind, die unsere Glaubwürdigkeit in Europa und die Bereitschaft unserer Partner in der Europäischen Union, Österreich in seinen Wünschen entgegenzukommen, beträchtlich erhöht hätten? Wenn wir in jenen Bereichen, die wir selbst lösen können, nicht selbst etwas tun, brauchen wir uns von den Partnern nicht allzu viel zu erwarten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Auf Bundesminister Strasser war bezogen, dass Österreich künftig auch weiterhin eines der sichersten Länder sein solle und bleibe, und dazu brauche es, so steht hier, eine gut motivierte Exekutive. – Herr Bundesminister Strasser! Mit der Art, wie Sie im Innenministerium in den letzten drei Jahren „herumgeackert“ haben, werden Sie keine motivierte Exekutive finden; da werden Sie eine Exekutive finden, die sich fürchtet, aber nicht eine, die motiviert ist. Das ist nicht das, was wir brauchen, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

 


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