Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 66

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12.54


Bundesminister für Inneres Dr. Ernst Strasser: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Klubobmann Molterer hat es, glaube ich, auf den Punkt gebracht: Österreich ist an diesem Konflikt nicht beteiligt, aber die Österreicher sind von diesem Krieg sehr betroffen, und zwar in mehrfacher Hinsicht – auf der einen Seite durch die Bilder, die wir jeden Tag in unsere Wohnzimmer bekommen, auf der anderen Seite aber auch im Zusammenhang mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl, das jeden von uns persönlich und jeden, der hier im Saal mitentscheidet, auch politisch betrifft.

Und so haben wir uns in aller Stille, aber sehr konsequent, über Monate auf diese Nacht von Donnerstag auf Freitag letzter Woche vorbereitet. Als die ersten kriegerischen Auseinanderset­zungen begonnen haben, haben wir die Sicherheitsvorbereitungen entsprechend verschärft und folgende sechs Sofortmaßnahmen getroffen:

Erstens wurden zusätzliche Personen- und Objektschutzmaßnahmen getroffen, und zwar insbe­sondere zum Schutz jener Einrichtungen und Vertretungsbehörden, die in diesen Konfliktfall involviert sind, sowie von in Österreich angesiedelten Wirtschaftsniederlassungen aus exponier­ten Nationen und den Sicherheitsbeamten, die dafür tätig sind. Wir stehen mit ihnen in einem sehr guten Dialog.

Wir haben zum Zweiten den Flughafen und alle internationalen Anbindungen Österreichs abge­sichert. Die Sicherheitsstufe 2 wurde wieder aktiviert.

Drittens gibt es eine enge Koordination innerhalb der Bundesregierung. Bereits am Freitag um 8.00 Uhr früh hat der Herr Bundeskanzler die Sicherheitskoordination zu sich gebeten. Es wurden mit dem Herrn Vizekanzler, mit der Frau Außenministerin, mit dem Verteidigungs­minister und dem Justizminister die Sofortmaßnahmen besprochen und die entsprechenden Anweisungen gegeben.

Wir haben die Kundgebungen gesichert, und ich möchte auch von dieser Stelle aus für die her­vorragende Zusammenarbeit und die großartige Kooperation der Kundgebungsorganisatoren Dank sagen. Es ist wieder einmal gelungen, all jenen in Österreich, die für ein gutes Anliegen ihre Kundgebung durchführen wollen, dies völlig konfliktfrei im Rahmen des Versammlungs­rechtes zu gewährleisten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Republik Österreich hilft Flüchtlingen, wo es notwendig ist und wo wir das können. Das soll in erster Linie in der Region selbst geschehen. Ich habe in Übereinstimmung und im Einvernehmen mit dem UNHCR Vorsorge dafür getroffen, dass die Europäische Union die Vorarbeiten, die Durchführung und auch die notwendigen Mittel gewährleistet, damit bis zu 600 000 Flüchtlinge in der Region Aufnahme finden können. Wir können heute sagen, dass etwa 400 000 solcher Plätze geschaffen wurden, und dass diese Lager für jene, die aus dem Kriegsgebiet flüchten müssen, zur Verfügung stehen.

Zur Aufklärung für Herrn Klubobmann Van der Bellen: Wir haben – worüber ich mich natürlich sehr freue – als erstes Land in Europa, und zwei Tage, bevor Frau Abgeordnete Petrovic das gefordert hat, die Asylverfahren ausgesetzt, was bedeutet, dass all jene, die aus dem Kriegs­gebiet nach Österreich kommen und um Asyl ansuchen, selbstverständlich den Schutz der Kon­vention bekommen, dass wir aber Asylverfahren zurzeit nicht durchführen, weil wir ja nicht wissen können, wie sich die Situation entwickelt und es zudem zweierlei Arten von Flüchtlingen geben kann. Es können Flüchtlinge aus der Region kommen, die unter dem Regime gelitten haben, und es können Flüchtlinge kommen, die durch die jetzige Bedrohung einen ganz anderen Status haben.

Daher macht diese Maßnahme Sinn, und ich bin ein bisschen stolz darauf, dass wir das erste Land in Europa waren, das genau diesen vollständigen, umfassenden Schutz für Flüchtlinge gewährleistet hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir gehen unseren Weg für die innere Sicherheit sehr konsequent. Niemand kann eine hundert­prozentige Sicherheitsgarantie abgeben, aber wir tun das Menschenmögliche, damit wir uns in


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