Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 97

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Eder: Schau mal, wer drin wohnt!) Das aber nicht, weil Ihnen die Mieter am Herzen liegen, sondern weil es natürlich sehr angenehm ist, bei den Wohnungen am Vergabehebel zu sitzen, nachschauen zu können: Wer ist denn der Betreffende, was macht er, wie steht es mit dem Parteibuch?

Sie wollen Gemeindewohnungen nicht hergeben und nicht privatisieren, deswegen legt sich Wien quer, und genauso wenig gefällt es Ihnen, wenn auf Bundesebene der Hebel angesetzt wird und die Wohnungen Privaten übergeben werden.

Kollegin Moser sagte, die Kosten für die Beratung seien zu hoch. Zuerst muss man das Ergeb­nis der Beratung abwarten, und dann kann man beurteilen, ob die Beratung gut war oder nicht.

Sie reden von Milchmädchenrechnung. Das ist einfach zu erklären. Bei Einzelvergabe der Woh­nungen bekommt man mehr, als wenn man sie an Investoren verkauft. Das stimmt, aber Sie müssen Folgendes bedenken: Es gibt eine Zeitverschiebung von 15, 20, 25 Jahren. In dieser Zeit gibt es zusätzliche Erhaltungskosten der Objekte, Zinserträge gehen verloren, weil ja das Kapital noch nicht vorliegt. Es fallen erhebliche Verwertungskosten an, denn die Wohnungen müssen beworben und besichtigt werden, eventuell müssen Makler eingeschaltet werden, denn das sind nicht nur Wohnungen im Topzustand oder in Toplagen, sondern durchaus auch Woh­nungen, die im Verkauf – auf das Einzelobjekt bezogen – nicht denselben Preis bringen wie dann, wenn sie im Ganzen verkauft werden.

Ihre Anfrage ist irgendwie ein bisschen hinter... – das sage ich jetzt nicht –, ein bisschen unfair. Hätte der Herr Bundesminister die Fragen 4 bis 9 beantworten können, dann hätte er sich ja die Berater ersparen können. Ich halte es für richtig, dass er sagt: Ich habe Berater und ... (Abg. Eder: Das hat er doch eh gewusst!) – Ihr arbeitet ständig mit denselben Unterstellungen. Kolle­gin Bures sagt, das seien „seine Berater“, aber nicht, weil er sie ausgewählt hat, sondern es soll so dargestellt werden ... (Zwischenruf des Abg. Eder.) – Ich kann jetzt nicht einen roten Finger nehmen, nur damit du glücklich bist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es ist so, dass das nicht seine Berater sind, sondern von ihm ausgewählte Berater. Wenn ich die Zeitungen nicht so lese wie Sie, nämlich nur das Schlechte herauslese, dann weiß ich, dass das eine Video-Vergabe gewesen ist, bei der man genau hat verfolgen können, dass nichts „ge­dreht“ und niemand bevorzugt worden ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Zeigen Sie einmal, wie Sie Gemeindewohnungen in Wien privatisieren (Abg. Eder: Wollen wir ja gar nicht!), um sie von der Vergabewillkür zu lösen, dann können Sie über dieses Thema weiter reden! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der övp.)

15.25


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Finanzen. Die Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Minister.

15.26


Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Hohes Haus! Ich möchte vorausschicken, dass die österreichische Bundesregierung sowohl in der letzten als auch in dieser Legislatur­periode gleichermaßen die Privatisierungsinitiative angestrebt hat, weiter durchführen wird und dabei bislang schon einen sehr erfolgreichen Weg gegangen ist.

Wir haben in der letzten Legislaturperiode gesagt, wir sind der grundsätzlichen Überzeugung, dass privat besser ist als der Staat. Wir haben gesagt, wir privatisieren, und zwar im österrei­chischen Interesse, um den Mitarbeitern in den Unternehmen bessere Möglichkeiten auf den Märkten in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit zu geben, um die Wertschöpfung in den Unter­nehmen nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verbessern und um damit für den Wirtschafts­standort und für den Arbeitsstandort auch den entsprechenden Beitrag leisten zu können.

Ich darf Ihnen präsentieren, meine Damen und Herren, dass wir die Schulden der ÖIAG, die wir von Ihnen übernommen haben und die sich damals auf 6 Milliarden € belaufen haben, in nur


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