Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 60

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Herr Klubobmann Scheibner ist genau auf dieser Linie und hat sich auch öffentlich entspre­chend geäußert. Aber ich merke in unseren Gesprächen auf Klubobmannebene oder auf ande­ren Ebenen nichts davon, aber schon gar nichts, dass mit dieser Maßnahme ernst gemacht wird.

Das ist in meinen Augen aber der Kernpunkt! Selbst Herr Vizekanzler Haupt wäre dieser Mei­nung, denn anders kann das Ende der Zeit für solche „Uraltpolitikerpensionen“, für „Politiker­pensionen-alt“ nicht kommen. Alles andere ist Beiwerk, ist Symptomkorrektur. Die Erhöhung des Solidarbeitrages ist selbstverständlich, die Anhebung des Pensionsantrittsalters ist selbst­verständlich – aber der Kernpunkt ist das!

Meine Damen und Herren! Übel stößt es einem schon auf, wenn Sie Maßnahmen vorschlagen, die, wie man aus entsprechenden Falluntersuchungen weiß, Menschen, die im nächsten Jahr 700 € oder 800 € Pension zu erwarten haben, diese ihre Pension um 10, 20 Prozent kürzen würden. (Beifall bei den Grünen.)

Mag sein, dass durch Ihre Maßnahmen von heute diese Kürzung auf 15 oder 10 oder 5 Prozent zurückgeht, aber ich sage Ihnen eines: Ich als Beamter habe eine höhere Pension zu erwarten, und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine politische Partei Pensionen von 600, 700, 800, 1 000 € überhaupt zum Kürzen sozusagen ausschreibt! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen.) Es hätte ja eine Generallinie der Pensionsreform sein müssen, diese Pensionen, von denen man ohnedies kaum leben kann, nicht anzutasten.

Diejenigen, die eine „Uraltpolitikerpension“, wie es Herr Vizekanzler Haupt so treffend bezeich­net hat, beziehen, stellen eine Altherrenriege, muss ich leider sagen, dar. Frauen kommen darin selten vor, deswegen erwähne ich sie auch nicht. Sie kommen zwar im Altsystem vor, aber im Wesentlichen ist es eine Herrenriege. Ich bringe einige Beispiele: Herr Vizekanzler Haupt: rund 12 000 € Pensionsanspruch, Herr Bundeskanzler Schüssel: rund 12 000 € Pen­sionsanspruch, Herr Fasslabend: rund 12 000 € Pensionsanspruch (Abg. Dr. Trinkl: Was bekommt eigentlich ein Universitätsprofessor?), Herr Staatssekretär Kukacka: rund 12 000 € oder etwas weniger Pensionsanspruch, Herr Stummvoll: rund 12 000 € Pensionsanspruch.

Das stößt einem schon irgendwie auf! – Warum? (Abg. Mag. Molterer: Mich haben Sie aber jetzt nicht erwähnt!) – Sie habe ich jetzt nicht erwähnt.

Im ASVG-System, über das Sie ja jetzt so intensiv herziehen, beträgt der Deckel meines Wissens rund 2 300 €. Bei diesen „Uraltpolitikerpensionen“, wie es Herr Vizekanzler Haupt formuliert, beträgt der Deckel fast 13 000 € – nicht 2 300 €, sondern fast 13 000 €. Doch nicht nur das! Das ist der Deckel für eine Zusatzpension, meine Damen und Herren.

Ich traue mich zu wetten, dass jeder der hier Genannten außerdem noch entweder als Beamter oder im ASVG-System oder im GSVG-System oder irgendwo anders noch separat versichert war. (Abg. Jakob Auer: Wie viel erhält ein Universitätsprofessor?) Vielleicht halten Sie mir noch vor, dass ich in meinem Zivilberuf Universitätsprofessor bin. Das ist zwar Ihr gutes Recht, aber ich finde daran nichts Ehrenrühriges. (Abg. Jakob Auer: Was erhält ein Universitätsprofessor? 100 Pro­­zent!) Ich werde als Beamter hoffentlich, wenn Sie das nicht verhindern, eine Pension beziehen, aber ich bin im neuen Politikersystem. (Abg. Jakob Auer: 100 Prozent Ihres Letzt­bezuges!) Ich kann auf diese Zwischenrufe schlecht eingehen, weil ich sie akustisch kaum verstehe. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Jakob Auer: Ja, das kann ich mir vor­stellen! – Abg. Dr. Trinkl: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!)

Der Vollständigkeit halber: Herr Gusenbauer bekommt eine ASVG-Pension. Das hat ihn nicht gehindert, Vorsitzender der SPÖ zu werden – von wegen Anreizeffekte oder sonst irgend­etwas; das habe ich zumindest der Zeitung entnommen. Mein Kollege Öllinger, ein Sozial­experte, wird eine ASVG-Pension bekommen. Das hat ihn nicht gehindert, ein prominenter Poli­tiker zu werden.

Ich will damit sagen: Wir brauchen diese Altlasten nicht! Ich hoffe sehr, dass wir in diesem Punkt einen Vier-Parteien-Konsens zustande bringen werden. Kollege Scheibner und ich sind


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