Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 78

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Bundesminister Dr. Bartenstein: Was? Was?) Sie haben die Frauen eindeutig wieder vergessen, denn das, was wirklich notwendig wäre, berücksichtigen Sie weder in diesem Pen­sionskonzept noch sonst irgendwo. Was ist es denn, das es ausmacht, dass man zu einer fairen und vernünftigen Pension kommt? – Durchgängige Versicherungszeiten! Das ist zu­nächst die große Überschrift, das brauchen wir! Das heißt aber auch, dass wir den Frauen genauso wie ihren männlichen Kollegen die Chance geben müssen, dementsprechend be­schäftigt sein zu können. Und dazu braucht es Rahmenbedingungen! Wir haben hier in diesem Haus schon Hunderttausende Male über die Kinderbetreuungseinrichtungen gesprochen. Wir haben davon gesprochen, wie wichtig Arbeitsmarktmaßnahmen sind, damit Frauen dafür fit gemacht werden, auch nach der Kinderpause zurück in den Beruf zu finden. – Das alles ist für Sie aber nicht wichtig. Sie kürzen die Pensionen ganz besonders bei den Frauen, und heute präsentieren Sie sich als die großen „Retter in der Not“, indem Sie bei den Kindererziehungs­zeiten noch ein kleines Schräublein drehen. (Abg. Silhavy: ... bis 2028!)

Was drehen Sie denn da an diesem Schräublein? – Das sollten wir den Frauen schon auch deutlich sagen. Sie legen nämlich fest, dass tatsächlich der Durchrechnungszeitraum gedeckelt wird, aber irgendwann! Das heißt, das, was Sie heute vorschla­gen, greift im Jahr 2020 oder danach. Und auch das, was Sie vorgeschlagen haben, nämlich die Ausdehnung der pensions­begründenden Zeiten von 18 auf 24 Beitragsmonate, Frau Staats­sekretärin Haubner – weil Sie mir sehr aufmerksam zuhören, was mich sehr freut –, gilt erst für jene Generation – so steht es in Ihren Gesetzen –, die heute das Kindergeld bezieht. Es gilt nicht für jene Frauen, die in den letzten 20 Jahren Kinder betreut haben, sondern jene Frauen, die jetzt Kinder betreuen, haben dann vielleicht Glück und können diese Kindererziehungs­zeiten lukrieren. – Das ist die Diskri­minierung und die Benachteiligung, die die Handschrift der ÖVP und der Freiheitlichen trägt! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Aber das Ganze ist ja noch nicht genug: Thema Durchrechnungszeitraum. – Ich persönlich habe es bereits gesagt, auch hier an diesem Rednerpult, und ich wiederhole es gerne: Ich bin eine Befürworterin der lebenslangen Durchrechnung, und zwar zunächst deshalb, weil ich der Überzeugung bin, dass das gerecht ist. Es ist nämlich nicht gerecht, dass ich, wenn ich 45 Versicherungsjahre habe und davon 15 Jahre auf Basis der Höchstbeitragsgrundlage und den Rest knapp über der Geringfügigkeitsgrenze, dann bis an mein Lebensende die Höchst­pension erhalte. Das kann nicht gerecht sein. Die Frauen haben übrigens immer profitiert, wenn wir die Durchrechnungszeiträume verlängert haben, denn was ist dabei gleichzeitig immer auch geschehen? – Die Aufwertungsfaktoren wurden berücksichtigt! Wir können rechnerisch bewei­sen, dass Frauen, auch wenn es durchaus zu einer Lebensdurchrechnung kommt, dabei aber gleichzeitig eine faire Aufwertung jener Zeiten erfolgt, die lange zurückliegen – und in denen die Frauen in der Regel ihr gutes Einkommen hatten –, eine bessere Pension hätten, als sie sie jetzt haben – und vor allen Dingen auch eine bei weitem bessere Pension als jene, die sie nach Ihrem Konzept erhalten sollen.

Das wären unsere Vorschläge, aber das interessiert Sie nicht sehr. (Abg. Donabauer: Warum haben Sie das nicht gemacht?) – Das kann ich Ihnen gerne sagen. Ich werde gerne darauf eingehen. – Sie haben die sukzessiven Maßnahmen, die darauf ausgerichtet waren, dass Frauen durchgängige Versicherungszeiten haben, jäh unterbrochen, ganz abrupt unterbrochen. Können Sie sich erinnern, wann zum letzten Mal die Kindererziehungszeiten aufgewertet wurden? Könne Sie sich noch daran erinnern? – Es liegt lange zurück, ich gebe es ja zu. Das war im Jahr 1998! Da ist das letzte Mal unter Lore Hostasch aufgewertet worden. (Abg. Dona­bauer: Und vorher? Und vorher?) – Sie aber haben seither den Frauen immer nur die Karotte hingehalten, und immer, wenn sie danach gegriffen haben, haben Sie sie ihnen wieder wegge­zogen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Donabauer.)

Ich möchte noch etwas besonders hervorheben, nämlich das Thema Solidarabgabe. – Wie können Sie sich allen Ernstes in solch einer Debatte hier herstellen und beim Thema Solidar­abgabe die Augen zumachen und die Ohren zuhalten? – 7 Prozent aller Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich haben eine höhere Pension als die höchste ASVG-Pension. Das heißt, sie haben mehr als 2 360 € im Monat. 7 Prozent, so könnte man sagen, ist ja nicht viel, das ist ignorierbar. Nur: Diese 7 Prozent beziehen 22 Prozent des gesamten Pensions­volu-


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