Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 57

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Die eigentliche Herausforderung für den jetzigen Umwelt- beziehungsweise Landwirtschafts­minister wird sich erst dann stellen, meine Damen und Herren, wenn wir die Informationsstufe mit dieser Regierungsvorlage absenken, denn dann gibt es einen neuen Rahmen, und dieser neue Rahmen wird eine Reihe weiterer Maßnahmen erforderlich machen.

Eine dieser Maßnahmen – das habe ich auch schon im Bundesvoranschlag nachgelesen – sollte die Einführung schwefelärmster Treibstoffe mit 1. Jänner 2004 sein. – Die Botschaft hör ich wohl, meine Damen und Herren, allein mir fehlt der Glaube. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich flächendeckend mit 1. Jänner 2004 umgesetzt werden kann. Aber selbst wenn es gelingt, muss ich sagen: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Rufe bei der ÖVP: Sommer!) Okay, Sommer. Ob wir den angesichts der auf uns zukommenden Ozonbelastung noch erleben, werden wir erst sehen.

Meine Damen und Herren! Schon jetzt gibt es Regionen, die in der heißen Jahreszeit eine derart hohe Ozonkonzentration aufweisen, dass nicht einmal mehr die Ansiedelung neuer In­dustriebetriebe genehmigt wird; ich denke hier vor allem an das Unterinntal. Es ist bedauerlich, dass in einer Zeit, in der das möglich gewesen wäre, nämlich in der letzten Gesetz­gebungs­periode, keine weiteren Maßnahmen zur Verringerung von Vorläufersubstanzen gesetzt worden sind – das trifft nicht Sie (in Richtung des auf der Regierungsbank sitzenden Bundesministers Dipl.-Ing. Pröll), aber Ihren Vorgänger; er sitzt hier, meine Damen und Herren (auf Abg. Mag. Molterer weisend) –, obwohl das bestehende Ozongesetz dies durchaus ermöglicht hätte. – So viel zur Regierungsvorlage.

Nun einige Bemerkungen zur letzten Sitzung des Umweltausschusses, die mir vom Verlauf her überhaupt nicht gefallen hat. Ich finde es sehr schade, dass der Antrag der Grünen, mit dem bestimmte landwirtschaftliche Sonderstellungen im Umweltschutz beseitigt werden sollten, leider Gottes vertagt wurde. Auch der SP-Antrag, konkret von Kollegin Sima, in dem es darum ging, die Einwegpfänder beziehungsweise die Einwegabgaben einzuführen, um in Hinkunft noch mehr Verpackungsabfall zu vermeiden, wurde auf die lange Bank geschoben, sprich ver­tagt. Kollege Scheuch von den Freiheitlichen hat uns gefragt, weshalb uns eine Ablehnung lieber sei als eine Vertagung. – Eine Vertagung ist noch schlimmer, denn sie bedeutet, dass das Thema ohnehin nicht mehr auf die Tagesordnung kommt beziehungsweise erst dann, wenn es unter Umständen nicht mehr aktuell ist.

Die Regierungsparteien verstehen sich darauf zu beobachten. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien: Wie lange wollen Sie beobachten? So lange, bis wir in Österreich im Müll versinken? – Ich werde die dafür notwendige Geduld sicher nicht aufbringen, auch meine Fraktion nicht und, wie ich glaube, die Bevölkerung umso weniger! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein weiterer Antrag der sozialdemokratischen Fraktion hatte die Aufstockung des EuratoM-Kreditrahmens zum Inhalt. Geplant ist, wie Sie alle wissen, eine Aufstockung von 4 auf 6 Mil­liarden €. Mit diesen Mitteln – wie wir ebenfalls aus Brüssel wissen, meine Damen und Herren – sollen nicht unsichere Reaktoren geschlossen werden, wie das eigentlich in unserem Sinne wäre, sondern es werden voraussichtlich unsichere Reaktoren saniert, deren Lebensdauer wird verlängert, und es werden bevorzugt in den östlichen Ländern Europas neue Reaktoren gebaut. – Dem können wir doch nicht zustimmen! Daher wollten wir gemeinsam mit Ihnen und der kleineren Oppositionspartei der Bundesregierung den klaren Auftrag erteilen, dieser Auf­stockung in Brüssel nicht zuzustimmen.

Weshalb wurde dieser Antrag vertagt? Wollen wir vielleicht erst dann darüber reden, wenn bereits alles beschlossen ist und die Umsetzung in der Form erfolgt, wie wir sie nicht wollen? –Ich denke, meine Damen und Herren, wir sollten dieser Unsitte des Vertagens, die nun auch im Umweltausschuss immer mehr um sich greift, ein Ende bereiten. (Beifall bei der SPÖ.) Reden wir im Plenum über diese Themen, Sie können es ja ohnehin nicht verhindern!

 


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