Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 81

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Hohes Haus! Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herr Staatssekretär! Es ist bereits viel gesagt worden, und ich möchte auf einen Aspekt eingehen, den Kollege Grillitsch so beschworen hat, nämlich den Dialog. Er hat mehrfach dazu aufgefordert, wieder in einen Dialog einzutreten. Werte Kollegen von der ÖVP! Wer hat denn bitte fast ein Jahrzehnt lang diesen Dialog verweigert? – Das waren doch nicht die Parlamentsparteien auf dieser Seite (der Redner zeigt auf die linke Seite des Saales), sondern das waren Sie!

Verdrehen Sie also nicht die Tatsachen und versuchen Sie nicht, gleichzeitig mit dem Be­schwören des Dialogs – Kollege Grillitsch ist leider nicht anwesend, richten Sie ihm das bitte aus, er soll damit aufhören –, Vorwürfe gegenüber Grünen und Tierschützern zu formulieren, die sich immer um diesen Dialog bemüht haben und nach wie vor bemühen. Man kann einen Dialog doch nur dann sinnvoll führen, wenn man bereit ist zuzuhören! Und ich halte es jetzt für geboten, zuzuhören und auch auf das zu hören, was die Expertinnen und Experten im Rahmen der Enquete-Kommission formuliert haben. (Abg. Wittauer: Aber die Experten haben unter­schiedlich argumentiert!) – Das stimmt, Kollege Wittauer, sie haben verschiedene Positionen bezogen, aber zumindest in einem Punkt gab es eindeutig einen Konsens: Tiere sind leidensfähige Lebewesen, die artgerecht gehalten werden müssen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Wittauer: Das unterschreibe ich! Ja! Das unterschreibe ich!)

Sie haben gewisse Eigenschaften und ein bestimmtes Verhalten. Die neuere Wissenschaft kann genau zeigen, wie dieses Verhalten zu unterstützen ist, welche Stalleinrichtungen zu entwickeln sind, damit dieses artgerechte Verhalten auch realisiert werden kann. Ich glaube daher, dass man das außer Streit stellen sollte.

Die Grünen haben gerade dafür immer ein sehr gutes Konzept verfolgt, nämlich ein öster­reichisches wissenschaftliches Konzept, den von den Kolleginnen bereits angesprochenen Tier­gerechtheitsindex. Das ist eine Möglichkeit, spezifisch die Artgerechtheit der Tierhaltung zu bewerten, gut auch für kleinere Betriebe, und zwar einfach deshalb, weil damit die soziale Betreuung der Tiere durch die Bäuerinnen und Bauern mit beurteilt wird. Die Ausgestaltung der entsprechenden Stalleinrichtungen, die Liegeplätze, das Sozialverhalten, all das kann damit beurteilt werden. Daher wäre dieser Tiergerechtheitsindex ein wirklich gutes Maß für den Tier­schutz.

Werte Kolleginnen und Kollegen! Unsere Forderung, die auch im Rahmen dieser Enquete-Kommission von Experten mehrfach bekräftigt und bestätigt wurde, lautet daher: Es wäre als Folge dieser Diskussion sehr sinnvoll, eine Stelle einzurichten, die Stalleinrichtungen, Stall­systeme vorab auf ihre Artgerechtheit, auf ihre Tiergerechtheit prüft, damit Bauern und Bäuerin­nen nicht zu Tölpeln werden, die auf Fehlberatungen von Firmen hin Investitionen tätigen, die ihnen nachher auf den Kopf fallen. Das ist uns ein ganz wichtiges Anliegen. (Abg. Wittauer: Wenn es Förderungen geben soll, dann ist das ohnehin eine Voraussetzung!) – Kollege Wittauer! Es gibt bereits Investitionsförderungen für besonders artgerechte Tierhaltung, aber es fehlt die grundsätzliche Prüfung von Stalleinrichtungen. Das ist aus Sicht der Grünen ein ganz wichtiger Punkt!

Kollege Wittauer, Sie haben die Wettbewerbsbedingungen in Europa angesprochen. Gerade in dieser Hinsicht – das dürfen Sie nicht vergessen – ist ein Verbot der Käfighaltung und eine Umstellung in Richtung artgerechte Haltung der Legehennen ein Muss – ein Muss, weil gerade Nachbarländer Österreichs wie die Schweiz die Käfighaltung schon lange abgestellt haben. Auch in Deutschland wird die Käfighaltung ab 2007 verboten sein, nur für ausgestaltete Käfige gibt es eine Übergangsfrist bis 2012. Das sind derzeit die gesetzlichen Tatsachen in unserem größten Nachbarland.

Wenn Österreich im Bereich Ökologisierung der Landwirtschaft Vorreiter in Europa bleiben will, müssen wir hier nachziehen, müssen wir ein Tierschutzgesetz entwickeln, das diesen Standard ebenfalls einführt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wittauer: In Tirol haben wir schon die Käfighaltung verboten! In Tirol ist es schon Standard!) – Natürlich ist die Käfighaltung in Tirol und auch in anderen Bundesländern bereits verboten. Daher fordern wir ja zu Recht, dass diese Standards, die in einzelnen Bundesländern schon bestehen, nicht nach unten nivelliert werden


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