Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 106

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15.02


Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns über diese Frage der Abfangjäger – oder heißt es jetzt Kriegsflugzeuge oder Luftraumüberwachungsflugzeuge? – zu unterhalten haben. Wer heute die Budgetrede des Herrn Finanzministers verfolgt hat, wird gesehen haben, wie ein liebevoller Blick des ehe­maligen Verteidigungsministers dem Finanzminister zugeworfen wurde (Abg. Scheibner: „Liebe­voll“ ist übertrieben! Aufmunternd!), und dieser liebevolle Blick wurde vom Finanzminister auch erwidert.

Überhaupt ist mir das ein bisschen wie bei einer Maturaveranstaltung vorgekommen, denn der Herr Finanzminister hat wirklich darauf geachtet, dass sein Mentor, sein Professor, der Vorsitzende der Matura-Kommission, Herr Dr. Schüssel, immer schön zufrieden ist mit dem, was er heute von sich gibt. Und er kann ja zufrieden sein – nicht mit dem Budget, aber mit dem, der dazu gesprochen hat – in seinem Sinn möglicherweise, denn der Finanzminister hat plötz­lich einen Wechsel vorgenommen: Er hat heute nicht von Kriegsflugzeugen gesprochen, sondern – gerade dass er nicht gesagt hat: Luftraumtaxi, das wäre aber zu wenig beschreibend ge­wesen (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den Grünen) – er hat sich verstiegen zu der Erwartungshaltung Luftraumüberwachungsflugzeuge, um das zu verharmlosen und um nicht den wahren Hintergrund dieser Überlegungen darzustellen. (Abg. Scheibner: Den habt ihr er­funden, den Begriff! Das ist eine Erfindung der SPÖ, Herr Kollege!)

Aber wie es so ist bei der Matura – jeder von uns wird sich daran erinnern –: Nicht nur der Blick zum Mentor ist wichtig, sondern es wird auch viel geschummelt bei einer Matura, damit man eben irgendwie durchkommt. (Widerspruch bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen. – Abg. Scheibner: Ich hab’ nicht geschummelt! Ich weiß nicht, wie du die Matura gemacht hast!) So war das heute eigentlich auch. Ich hatte jedenfalls diesen Eindruck bei der Rede des Finanzministers. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich habe nicht geschummelt! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) – Habe ich Sie ertappt? Haben Sie alle geschummelt bei der Matura, weil Sie so nervös sind? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

So beurteile ich eben die Art und Weise, wie der Herr Finanzminister sich heute dazu geäußert hat.

Wenn ich mich jetzt zur Regierungsbank umdrehe (dort sitzen Bundeskanzler Dr. Schüssel und Bundesminister Dr. Bartenstein): Ich nehme an, zumindest diese beiden Regierungsmitglieder werden unseren Dringlichen Antrag genau studiert haben oder studieren lassen, vortragen lassen, sich Unterlagen geben lassen. Aber es ist die Anwesenheit dieser beiden Regierungs­mitglieder doch ein gewisses Signal: Erstens ist es Chefsache, Sache des Bundeskanzlers also – er ist ja geradezu fixiert auf dieses Projekt und will es durchziehen –, und neben ihm sitzt zweitens der Wirtschaftsminister, und damit soll auch irgendwie signalisiert werden, dass dieses Projekt irgendwo auch einen wirtschaftlichen Sinn hätte.

Nun kann ich mich erinnern – das hat ja alles schon eine längere Geschichte –, dass Herr Minister Bartenstein seinerzeit, als der Beschluss gefasst wurde, die Eurofighter anzukaufen, in seinem Ministerium eine Kommission einrichten musste, die genau kontrolliert, ob die Gegen­geschäfte auch wirklich Gegengeschäfte und nicht Schummelgeschäfte sind. Haben Sie, Herr Bundesminister, damals eigentlich nicht festgestellt: Drei Viertel der Gegengeschäfte, von denen wir alle in den Medien, im Radio und im Fernsehen, so locker vor uns hinplaudern, gibt es ja noch gar nicht! Also dürften wir nicht von Luftraumüberwachung sprechen, sondern korrekterweise müsste man hier von einem Luftgeschäft reden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.)

Nicht unzufrieden brummeln! Sie können nachher darauf eingehen, Herr Bundeskanzler, aber das war damals gewissermaßen die Begleitmusik, als das alles beschlossen wurde.

Jetzt hat offensichtlich eine Art „Schlaumeier-Virus“ zugeschlagen, denn nun kommen Budget­begleitgesetze, in die all das hineingepackt wird. Das ist wie auf einem Markt! Da finden sich 91 Novellierungen und weiß der Teufel, was da noch alles dazu kommt. Aber dass man quasi


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