Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 119

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Wir können es uns aussuchen, Herr Matznetter: Entweder verdoppelt sich der Bundeszuschuss bis 2030 oder die Beitragssätze steigen um 50 Prozent, oder die Pensionen sind um 45 Prozent zu kürzen, oder das Antrittsalter ist um elf Jahre anzuheben. Wollen Sie das? (Abg. Eder: Das ist lauter Unsinn!)

Ich könnte aber noch damit leben, meine Damen und Herren von der Opposition, wenn Sie nur das Problem verdrängen wollten und uns unsere Arbeit machen ließen. Aber Sie konterkarieren das, was wir zu tun haben, nämlich bei gegebenem Handlungsbedarf auch zu handeln, noch dadurch (Zwischenrufe bei der SPÖ), dass Sie Unwahrheiten verbreiten, den Menschen Angst machen, dass Sie den Wirtschaftsstandort schädigen und politische Streiks anzetteln und dass Sie auf sehr populistische Art und Weise polemisch einen Verteilungskampf um begrenzte Budgetmittel anzetteln.

Da Sie es mir nicht glauben, bringe ich erstens einige Beispiele zu Unwahrheiten. Auf Seite eins Ihres Dringlichen Antrages behaupten Sie, dass die Pensionssicherungsreform für Personen mit 45 Beitragsjahren mindestens 18 Prozent weniger Pension bringe. Auf Seite zwei widerlegen Sie das selbst, da Sie ein Beispiel anführen, wonach jemand mit 45,5 Beitragsjahren nur 9 Pro­zent verliert. Ja, was stimmt jetzt? – Vermutlich beides nicht. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matz­netter.)

Zum Zweiten, meine Damen und Herren: Kollegin Silhavy behauptete vorhin, wir wollen die Notstandshilfe abschaffen. – Das ist eine Halbwahrheit! Tatsache ist, dass im Regierungs­programm steht, dass sie umgewandelt werden soll. Tatsache ist aber auch, dass sie ohne materielle Verschlechterung für die Betroffenen umgewandelt werden soll. (Abg. Mag. Pram­mer: Das steht nicht drinnen! – Abg. Gradwohl: Wo steht das?)

Das ist eine bewusst verwendete Halbwahrheit, Frau Kollegin! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gradwohl: Ihr macht aus einer Versicherungsleistung eine Bittsteller­leistung!)

Weiters zur Schädigung des Wirtschaftsstandortes durch Streiks: Sie nehmen Unbeteiligte, in diesem Fall die Wirtschaft, die Unternehmer als Geiseln, zetteln einen Streik an, der inzwischen unsere Volkswirtschaft 100 Millionen € gekostet hat und kündigen jetzt sogar noch – Kollege Bittner von der Druckergewerkschaft meinte das – an: Wenn das alles nichts nützt, dann werden wir bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst mögliche Verluste der Pen­sionisten einfordern.

Das heißt, Sie gehen sogar noch her und sagen, wenn der, von dem ich das Lösegeld fordere, nicht bezahlt, dann verlange ich es von der Geisel. Das ist eine Unverschämtheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Sie gehen sogar noch weiter: Sie blockieren den Betrieb einer Abgeordnetenkollegin dieses Hohen Hauses mit dem Hinweis darauf, sie sei Mitglied einer Regierungspartei und vertrete diese Pensionsreform. Sie machen wirtschaftlichen Druck auf frei gewählte Abgeordnete. Das ist ein demokratiepolitischer Skandal ersten Ranges! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Stummvoll: Ungeheuerlich!)

Meine Damen und Herren, nun zur populistischen Agitation in einem Verteilungskampf. Budget­mittel, die wir dem Pensionssystem zuschießen, sind Steuermittel. Steuermittel müssen erwirt­schaftet, verdient werden, vor allem in der Wirtschaft. Aber wir haben auch andere Aufgaben in unserem Staats­system: Bildung, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung, Sicherheit. Für alles bräuchten wir in Wirklichkeit mehr Geld.

Sie stellen jetzt einen Dringlichen Antrag und betiteln ihn mit „Pensionsraub für Abfangjäger“.

Meine Damen und Herren! Zunächst: Mit dem Wort „Pensionsraub“ kann ich nichts anfangen, ich werde in der Folge das Wort „Pensionsreform“ verwenden.

 


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