Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 121

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Sie ganz einfach politisches Kleingeld aus dieser Pensionssicherungsmaßnahme schlagen wollen, die für die Bevölkerung zwar schmerzhaft, aber notwendig ist. – Aber wahrscheinlich stimmt beides, und beides ist ganz einfach gleich verwerflich, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Sie haben – so wie wir alle – vom Finanzminister gehört, was ohnehin jeder weiß, was ei­gentlich eine Binsenweisheit ist: Niemand kann auf Dauer mehr ausgeben als einnehmen. Das gilt natürlich auch für den Staat. Was jeder für den privaten Haushalt weiß, das soll plötz­lich für den Staat nicht mehr gelten? – Das muss man der Bevölkerung auch klarmachen. Ich bin überzeugt davon, dass das jeder versteht. Herr Abgeordneter Cap hat gesagt, wir sollen zu der Bevölkerung gehen und mit den Leuten reden. – Das tun wir ja auch, und die Leute sehen ein, dass es notwendig ist, einschneidende Maßnahmen zu treffen, weil sie während der letzten 20 Jahre nicht getroffen wurden. (Abg. Scheibner – in Richtung SPÖ –: Ihr habt euch zehn Jahre versteckt vor der Bevölkerung!)

Es ist schon angeschnitten worden: Österreich hat das teuerste Pensionssystem der Welt und leider ein System, durch das die Pensionen bis ins Jahr 2020 oder 2030 nicht gesichert sind. Selbst unverdächtige Sachverständige, zum Beispiel aus der Arbeiterkammer, haben fest­ge­stellt, dass innerhalb der nächsten 40 Jahre entweder die Beiträge um 53 Prozent erhöht wer­den müssten oder die Pensionen um 45 Prozent gesenkt oder das Pensionsantrittsalter um zehn Jahre erhöht, wenn die Pensionsreform nicht durchgeführt wird.

Was glauben Sie, wie lange das gut geht? Wie lange, glauben Sie, werden sich die dann arbeitenden Menschen das gefallen lassen, dass sie die Hälfte ihres Einkommens abliefern müssen, damit die Pensionisten zu ihrer Pension kommen? Dann wird der Generationenvertrag sicher auseinander brechen, und das wollen wir verhindern, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wir wollen keine Politik machen, die gerade von heute auf morgen hält, sondern wir wollen eine Politik machen, durch die die jungen Menschen, die heute ins Arbeitsleben eintreten, auch noch mit einem gewissen Vertrauen auf ihren Lebensabend schauen können und wissen, dass diese Generation, die jetzt in der Regierung ist, auch dafür Verantwortung getragen hat, dass es ihnen auch noch gelingt, zu einer Pension zu kommen.

Die heutige Generation, die eben die Regierung stellt, muss den nötigen Weitblick haben und muss auch alles Mögliche tun, damit die heute jungen Menschen auch noch im Jahr 2020 und im Jahr 2030 einen Pensionsanspruch haben.

Wie unseriös Ihr Dringlicher Antrag ist, das geht auch schon aus dem ersten Satz hervor. Sie schreiben, es werde eine massive Belastung für kranke Menschen geben, durch unsoziale Selbstbehalte. Das einzig Richtige an diesem Satz ist, dass es eine Ermächtigung für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger gibt, einen Selbstbehalt einzuführen. Wie hoch er ist, in welcher Form er kommt, das steht überhaupt noch nicht fest (Abg. Mag. Kogler: Das Einzige, was feststeht, sind die Abfangjäger!), und Sie behaupten bereits jetzt, dass er unsozial sein wird, dass die kranken Menschen massiv belastet werden.

Das ist Ihre Erfindung, und ich finde das eigentlich schäbig – ich weiß nicht, ob ich dafür einen Ordnungsruf erhalte, aber ich bekenne mich zu dieser Formulierung –, dass Sie eine derartige Verunsicherung hier im Parlament betreiben und das auch noch hinaustragen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratischen Partei! Schon jetzt ist sichergestellt, dass die chronisch Kranken, die sozial Schwachen und die Kinder nicht unter diesen Selbstbehalt fallen. Nehmen Sie das doch wirklich zur Kenntnis und verbreiten Sie nicht weiterhin solche unwahren Behauptungen!

Wissen Sie, das erinnert mich an Folgendes: Als das Kabinett „Schüssel I“ ins Amt getreten ist, war auch von Selbstbehalten die Rede, und Herr Kostelka, damals Klubobmann der Sozialdemokratischen Partei, hat im Fernsehen in der Sendung „Offen gesagt“ behauptet, jeder


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