Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 49

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Kollege Molterer, es gibt den alten Usus, dass wir Versuche des Präsidenten, die Sache so gut es irgendwie geht zu machen, weder mit Lob noch mit Tadel kommentieren.

Kollege Scheibner hat sich ebenfalls zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet. – Bitte.

12.07


Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident Fischer, Sie sagten, man soll das nicht kommentieren. – Man kann hier aber Anträge stellen, und ich stelle daher den Antrag – auch im Hinblick darauf, für welche Aussagen heute schon Ordnungsrufe erteilt wurden –, Abgeordnetem Verzetnitsch für diesen Vergleich, nämlich dass er einen Gesetzentwurf, den wir hier im demokratischen Rahmen beraten, mit einer strafbaren Handlung verglichen hat, einen Ordnungsruf zu erteilen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Rufe bei der SPÖ: Das Protokoll vorlegen! – Abg. Schieder: Das Protokoll anschauen!)

12.08


Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Abgeordneter! Ich habe so gehandelt, wie ich glaube, dass ich es am besten verantworten kann – und möchte es dabei belassen. (Abg. Scheibner: Für „Heckenschütze“ kriegt man einen Ordnungsruf und ...!)

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. – Bitte.

12.08


Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Präsident Verzetnitsch, ich wollte es Ihnen eigentlich ersparen, persönlich zu wer­den. Aber ich nehme das ernst, was Sie gesagt haben. Sie haben gemeint: Harmonisieren wir die Pensionssysteme! (Die Rednerin stellt eine Tafel auf das Rednerpult, auf der zu lesen steht: „ÖGB-Präsident Verzetnitsch Pension 10 000 Euro monatlich – durchschnittlicher Ver­dienst einer Handelsangestellten 1 000 Euro monatlich“.)

Ihre Pension, Herr Präsident Verzetnitsch, wird einmal 10 000 € monatlich betragen. (Zwischen­rufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Gegenrufe bei der SPÖ.) – Das Einkommen einer Han­delsangestellten beträgt 1 000 €. (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich nehme das auch sehr ernst! (Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ. – Unruhe im Saal.)

Sie, Herr Präsident Verzetnitsch, haben gesagt, Sie wollen eine Existenzsicherung für arme Men­­­schen. – Ich auch, aber: Gehen wir doch gemeinsam vor und ändern wir die Politiker­pen­sionen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Aussage vom „typischen sozialen Klima in Ös­ter­reich“ ist doch nicht nur so dahergeredet, sondern das ist doch tatsächlich ein besonderer Wert, etwas, was letzten Endes auch dazu geführt hat, dass es in Österreich doch noch immer Wohlstand gibt, während es in unseren Nachbarländern bereits ganz große Schwierigkeiten sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch auf dem Wirtschaftssektor gibt.

Ich meine daher, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass dieses typische soziale Klima Ös­terreichs, dieses Konsensklima, geradezu einen Eckpfeiler der österreichischen Politik dar­stellt. – Ich weiß nicht, ob Ihnen von der SPÖ klar ist – Ihnen, Herr Präsident Verzetnitsch, und auch anderen in Ihrer Partei –, dass Sie mit Ihrer Vorgangsweise der vergangenen Wochen und Tage dazu beitragen, dieses österreichische Konsensklima zu demolieren! Generalstreiks hat es in Österreich noch nie gegeben! (Abg. Gradwohl: Von welchem Generalstreik sprechen Sie, Frau Kollegin?)

Mit diesem Generalstreik – das haben auch Journalisten geschrieben – und mit dem Aufruf zu weiteren Streiks (Abg. Gradwohl: Bleiben Sie bei der Wahrheit! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) haben Sie bereits begonnen, diese Konsenspolitik in Österreich zu zerstören, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ! (Abg. Gradwohl: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht einmal mit Kieselsteinen werfen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


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