Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 61

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Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig. – Bitte.

12.54


Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte noch auf einige Verteilungsaspekte und damit Gerechtigkeitsaspekte des Budgets und auch der Pensionsreform eingehen, vor allem aus dem Blickwinkel von jungen Leuten und von Frauen.

Es wird im Moment ein Spiel gespielt, bei dem Pensionsanwärter und -anwärterinnen, also jun­ge Leute einerseits und Pensionsbezieher, Pensionisten und Pensionistinnen andererseits ge­geneinander ausgespielt werden, und zwar mittels einer als solcher dargestellten großen demo­­graphischen Bombe, die angeblich diese unvermeidbaren tiefen Einschnitte in das Pensions­system notwendig macht.

In Wirklichkeit geht es aber um etwas ganz anderes. Ich würde mich sehr gut mit diesem System abfinden können, wenn man sich darauf einigen könnte, zu sagen: Der Staat, die Re­publik wird in den nächsten Jahren einen so und so großen Anteil des BIP, so und so viele Prozent davon, für die Pensionen ausgeben. – Das ist aber nicht der Fall!

Wenn die Zahlen, die die Oberösterreichische Landesregierung vorgelegt hat, stimmen, dann wird es im Jahr 2015 so weit kommen, dass der Bundeszuschuss für die ASVG-Pensionierten unter null sinkt! Das bedeutet, dass es bei dieser Pensionsreform um etwas ganz anderes geht, nämlich um die Abschaffung der Verantwortung des Staates und der Republik für die Pen­sionen und um deren sukzessive Befreiung von dieser Verantwortung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die jungen Leute werden in ein amerikanisches System hineingedrängt, das im Wesentlichen sehr viel risikoreicher ist, wobei das fiskalische Endziel dieser Reform dann darin besteht, dass der Staat für die zukünftigen staatlichen Pensionen nicht mehr ausgeben wird als für einen So­zialhilfeempfänger. Das sollten sich die jungen Leute einmal überlegen: ob man das bewährte System aufgibt – darum geht es nämlich – und in solch ein risikoreiches System umwechseln soll. Die Nutznießer davon sind nicht die jungen Leute – das muss gesagt sein. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn man schon über die Ungerechtigkeiten spricht, dann muss auch auf ein Thema einge­gan­gen werden, das völlig vergessen worden ist, das immer wieder in irgendeiner Form ange­schnitten wird, aber bis jetzt noch nicht ernsthaft angegangen worden ist, nämlich auf die Politi­ker­pensionen.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind die Vorschläge, die vorliegen, nicht mehr als Kosmetik. Wir ha­ben leider hier im Saal immer noch ein lebendes Beispiel dafür sitzen: 12 800 € Gehalt und Pen­sion! – Herr Stummvoll, ich möchte Sie fragen, ob Sie wissen, wie hoch die durch­schnittli­che Pension einer Frau ist. (Abg. Sburny begibt sich zum Platz von Abg. Dr. Stummvoll und platziert eine mit Euro-Scheinen gefüllte Schachtel mit einer auf seine Pension bezogenen Auf­schrift neben ihm, die dieser sodann an die Abgeordneten der Grünen retourniert.) – Diese be­trägti 680 €. Wenn man diesen Betrag mit der vorher genannten Zahl vergleicht, dann beträgt diese das Achtzehnfache!

Ich frage mich, warum es nicht möglich war, bis zum heutigen Zeitpunkt, bis zu dieser Reform und der sie kennzeichnenden raschen Durchpeitschungsmechanik durch das Parlament eine ernsthafte Politikerpensionsreform vorzulegen. Es tut mir sehr Leid, dass ein Vorschlag für eine solche Reform bis jetzt noch nicht von Ihnen gekommen ist. (Beifall bei den Grünen.)

Eine der weiteren Ungerechtigkeiten betrifft wieder einmal die Frage: Wie wirkt sich diese Bud-getreform, die Struktur des neuen Budgets auf die Einkommenssituation, auf die Einkommens­ver-hältnisse von Frauen aus? – Die Zahlen sind bekannt. Wir wissen, dass eine immense Sche­re zwischen Männer- und Fraueneinkommen existiert, und die Frage ist durchaus berechtigt: Wie wirkt sich das vorgelegte Budget auf die Frauen aus, und wie wirkt sich die Steuerreform auf die Fraueneinkommen aus? – Das ist eine sehr ernste Situation.

 


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