Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 18

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Ein Verwirrspiel um die „Übergangslösung“. Sowohl Verteidigungsminister Scheibner, als auch sein Nachfolger Platter werden nicht müde zu betonen, dass eigene Abfangjäger für eine öster­reichische Luftraumüberwachung notwendig seien. Nun ist es plötzlich kein Problem, für die Jahre 2005 bis 2007 den österreichischen Luftraum mit im Ausland geleasten Flugzeugen zu überwachen.

Ein Verwirrspiel um die „Wirtschaftsplattform“. Quasi als „Trick Nummer 17“ zauberte Bun­deskanzler Schüssel im letzten Wahlkampf die Idee einer „Wirtschaftsplattform“, die zustande zu bringen er sich bemühen werde, aus dem Ärmel. Diese, so wollte der Kanzler die Öster­reiche­rinnen und Österreicher glauben machen, werde sich aus freundlichen Unternehmern zusammensetzen, denen es ein Anliegen ist, Österreich diese Kampfflugzeuge zu schenken.

Diese „Wirtschaftsplattform“, ließ vergangene Woche Wirtschaftsminister Bartenstein die Öffent­lichkeit wissen, sei eigentlich nur so eine Idee unter vielen, quasi „Gerede“ gewesen. Eine „Wirt­schaftsplattform“ gebe es allerdings insofern, als jene Firmen, die von den Gegengeschäften profitieren, ja Steuern bezahlen. Wofür es allerdings an sich keiner „Wirtschaftsplattform“, son­dern nur der Einhaltung der Steuergesetzgebung bedurft hätte. Man habe nun die günstigste Finanzierungsform gewählt – nämlich sich entschieden den Steuerzahler zur Kasse zu bitten. Offenbar war mit der „Wirtschaftsplattform“ also die Gemeinschaft der Steuerzahler gemeint.

Ein Verwirrspiel um die Gegengeschäfte. Selbst wenn man sie militärisch nicht bräuchte, müsste man Abfangjäger kaufen – aufgrund der „tollen“ Gegengeschäfte, so die Befürworter dieser Beschaffung. Das Zwei-, wenn nicht Dreifache des Kaufpreises könne man auf diese Weise lukrieren. Dies wird von Experten wie Universitätsprofessor Streissler nicht zu Unrecht als „Voodoo-Ökonomie“ bezeichnet. Wären die Gegengeschäfte so lukrativ und arbeits­platzschaffend, wie von Bartenstein und Co. behauptet, läge nichts näher als 180 oder 360 Euro­fighter zu kaufen, um damit Österreichs Wirtschaft zum Boomen zu bringen und die nicht benötigten Flieger mit Gewinn zur Budgetsanierung weiterzuverkaufen.

Ein bezeichnendes Licht auf das Verhältnis dieser Bundesregierung bzw. des Bundeskanzlers zum Geld des Steuerzahlers wirft folgendes Detail: Im Zuge der Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der SPÖ zum Ankauf von Kampfflugzeugen begann Bundeskanzler Schüssel am 26.2.2003 einen Satz mit den Worten „Weil die Gripen etwas billiger in der Anschaffung sind,....“. In einem Brief an Verteidigungsminister Platter weist der Geschäftsführer von Saab am 15. Mai darauf hin, dass 18 Gripen um rund 500 Millionen € billiger wären bzw. dass auch ein Angebot von Saab (in Kooperation mit der schwedischen Regierung) aufrecht sei, bei dem 18 Gripen um unter eine Milliarde € zu haben wären. Nach Ansicht der SPÖ immer noch zuviel für unnötige Kampfflugzeuge. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber, dass Bun­des­kanzler Schüssel eine mögliche Ersparnis zwischen 500 Millionen und einer Milliarde € als „etwas billiger“ abqualifiziert.

„Nicht eine der Behauptungen der Regierung stellt sich heute als wahr heraus“, schreibt der bereits zitierte Kommentator in „Die Presse“ zum Eurofighter-Deal, der seinen Artikel mit dem Satz „Lügen haben kurze Beine“ beginnt. Die SPÖ unternimmt mit dieser Dringlichen Anfrage trotzdem nochmals einen Anlauf und bietet der Regierung, insbesondere Verteidigungsminister Platter, die Chance, den Österreicherinnen und Österreichern reinen Wein einzuschenken.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Landesverteidigung folgende

Anfrage:

1. Warum haben Sie das Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüber­wachungs­flugzeugen als Teil des Budgetbegleitgesetzes 2003 eingebracht, obwohl dieses – nach An­gaben der Bundesregierung – keine budgetären Auswirkungen auf die Budgets 2003/2004 hat?

2. Der Beschaffungsvorgang inklusive Typenentscheidung wird gegenwärtig vom Rechnungshof ge­prüft. Garantieren Sie hier und heute vor dem Nationalrat, dass Sie das Ergebnis dieser


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