en. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Die Serienbriefe haben wir auch gekriegt, die Sie diktiert haben wahrscheinlich! – Abg. Dr. Brinek: Die stammen alle aus einer Werkstatt!) Es sind keine Serienbriefe. Es sind Briefe von Frauen, die ihre Briefe an die Redaktion von „WOMAN“ und an die Wiener SPÖ-Frauen geschickt haben, und der Herr Bundeskanzler wird sich nachher davon überzeugen können: Es sind keine Serienbriefe. Sie alle werden sich davon überzeugen können.
Die Frauen schildern ihre individuellen Lebensläufe und wie sich die Pensionsreform auf ihre Pension auswirken wird. Ich möchte Ihnen einen dieser Briefe zu Gehör bringen – oder vielleicht auch mehr, wenn es sich ausgeht. Der Herr Bundeskanzler kann dann vielleicht ... (Abg. Rossmann: Sagen Sie auch die obszönen Absender dazu!) Bitte? Obszöne ...? (Abg. Rossmann: Obszöne Absender!) Es sind keine obszönen Absender, es sind wirklich seriöse Briefe, Herr Bundeskanzler.
Ich zitiere also aus einem dieser Briefe:
Herr Kanzler! Ich bin 30 Jahre alt. Ich habe zwei Kinder und bin arbeitslos. Leider bin ich nicht mit einem reichen Mann verheiratet. – Meine Anmerkung dazu: Die Bemerkung der zuständigen Frauenministerin ist bei den Frauen wirklich verheerend angekommen.
Weiters heißt es in diesem Brief: Ich kann
mir nicht leisten, eine Privatpension zu bezahlen. Ebenso kann ich es mir
nicht leisten, meine Kinder in Privatunterricht zu geben. Wissen Sie, mit wie
viel Geld ein „normaler“ Mensch leben muss? Ich glaube, Sie haben von
Österreich keine Ahnung. Für mich gibt es keine Arbeit, wie soll ich dann länger
arbeiten? Reden Sie mit Menschen! Wir brauchen keine Abfangjäger, wir brauchen
Arbeit, Bildung und Pension. Zerstören Sie nicht den sozialen Frieden, denn
sich die Menschen erarbeitet haben. Ich möchte wissen, was Sie Christ sind. Sie
können die Menschen nicht aushungern. Wir werden uns wehren – mit
Sicherheit. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Da ist die Lösung, von
der die Pensionsreform ...! Die Pensionsreform wird Arbeit
schaffen! – Abg. Dr. Brinek: Schwache Analyse und keine
Lösung!)
Nächster Brief: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr beschäftigt. Ich habe zwei Kinder, bin seit 1966 als Hauswartin tätig, um mein Kind selbst zu erziehen. – Übrigens: Diese Möglichkeit für Alleinerzieherinnen, als Hauswartin einen Job zu finden, haben Sie ja auch abgeschafft.
Weiters heißt es in diesem Brief: Ich
musste im Winter um vier Uhr früh aufstehen und 1 000 m2 Schnee
schaufeln. Es sind vier Wohnhäuser mit je sechs bis sieben Stockwerken. Ich habe
mit 900 S vor 37 Jahren begonnen, heute habe ich zirka
11 000 S. Wenn ich mit 60 Jahren 2004 in Pension gehe, nach
46 Jahren Arbeit, bekomme ich minus 15 Prozent. Da frage ich
mich ... (Abg. Dr. Brinek: Dann klären Sie sie auf!) Sagen
Sie minus 10 oder 12 und sagen Sie, für wie lange das gilt, und rechnen Sie
sich aus, wie viel hier überbleibt. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Da hat die Arbeiterkammer falsch gerechnet!)
Für diese herzlose Politik findet sie ein
Wort, das ich nicht zitieren will, um keinen Ordnungsruf zu bekommen. –
Und weiter heißt es: Ein drittes und zweites Standbein zu schaffen kann ich in
einem Jahr nicht mehr. Mein Sohn hat studiert, meine Tochter einen Beruf
erlernt. Ich leben heute alleine und möchte nicht von der Fürsorge abhängig
sein. Ich denke, dass ich darauf nach 46 Jahren Arbeit ein Recht habe: auf
eine kleine Pension, aber nicht auf minus 15 Prozent und die
Sozialfürsorge. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Kriegt sie
ja nicht, minus 15 Prozent!)
Herr Bundeskanzler! Ich möchte Ihnen nicht mehr vorlesen. Ich möchte Sie aber bitten, sich einzelne dieser Briefe auszugsweise zu Gemüte zu führen. Ich denke nämlich oft, wenn ich Sie reden höre, mit Überzeugung reden höre, dass Sie tatsächlich nicht Be-