Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 207

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Der Nachwelt erhalten bleiben wird auch ganz sicher ein quasi beispielloses Brecht­sches Lehrstück darüber, wie sich eine bereits marginalisierte Partei genussvoll öffent­lich weiterhin selbst zerstört, eine FPÖ, deren Klubobmann gestern über die APA dem wirklichen und dem unwirklichen Parteiobmann ausrichten lässt, dass er schon an sie appelliert, mit ihm zusammenzuarbeiten. – Na ja, dies ist wirklich ein Glanzstück der politischen Kultur, gar keine Frage. Es ist Ihr Versuch, innerhalb der Regierung Opposi­tion zu spielen, ganz eindeutig gescheitert.

Was Ihnen jetzt noch überbliebe, um nämlich nicht das Gesicht vor Ihren nur mehr we­nigen Wählern zu verlieren, wäre, ganz einfach morgen gegen diese soziale Unreform zu stimmen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ihr habt es gut, dass es keinen Spargel mehr gibt!) Ansonsten können Sie sich ganz sicher bei der nächsten Wahl die Atomisierung Ihrer Partei abholen. Unser Schaden soll es ganz sicher nicht sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Kanzler wird in die Geschichte eingehen als einer, der jetzt von den WählerInnen wegen krass und klar gebrochener Wahlversprechen geklagt wird, und dieser Kanzler ist auch einer, der öffentlich Wasser predigt, aber selbst den Politikerpensionswein trinken wollte.

Diese Regierung hat Pensionsüberlegungen angestellt, die dazu geführt haben – lesen Sie nach in der Focus-Studie, die im April veröffentlicht worden ist! –, dass nur noch 4 Prozent der jungen Menschen unter 30 in diesem Land daran glauben, dass es in Zukunft noch gesicherte Pensionen geben wird. 4 Prozent – das sind vier, aber ich traue Ihnen ohnehin nicht zu, dass Sie bis vier zählen können, das macht aber nichts. Sie haben es damit wirklich geschafft, den Generationenvertrag nachhaltig ad absur­dum zu führen. Aber jetzt weiß ich wenigstens, warum Sie das Wort „nachhaltig“ in Ihrer Regierungserklärung haben. Daraus lässt es sich wohl ableiten. (Neuerlicher Bei­fall bei der SPÖ.)

Die Kanzlerpartei wird sich aber morgen bei der Abstimmung über die Pensionsreform als so gelenkig erweisen, dass sie noch auf den renommiertesten Ballettbühnen Furore machen wird, wenn nämlich auf der einen Seite jene zwei Abgeordneten stehen wer­den, die noch vier abfedernde, abschwächende Forderungen erheben, und auf der anderen Seite jene Handvoll unter 35-jährigen Abgeordneten, denen gar nicht genug drübergefahren werden kann und die noch mehr Reformen wollen.

Ich bin schon gespannt, wer von Ihnen morgen nicht zustimmen wird, denn irgendje­mand wird ja nicht zustimmen können. Ansonsten würden Sie ja das, was Sie in der Öffentlichkeit sagen, nicht einmal mehr ansatzweise ernst nehmen.

Ich will auch noch kurz den Vizekanzler erwähnen, dem ganz sicher in allen Zirkuszel­ten der Welt ein ehrendes Angedenken erhalten bleiben wird. Er hat akrobatenhaft alle Gesetze der Schwerkraft potenziert. Er hat ein unvergleichliches Beispiel im Umfallen geliefert.

Was von dieser Regierung Schüssel II bleibt, ist außer Schall und Rauch der Beginn der Demontage dieses angesehenen Sozialsystems. Sie haben aber auch dem Anse­hen der Politik in der Bevölkerung mit Ihrem ewigen Hin und Her, mit Ihrem Zwist und Ihrer Zwietracht, mit Ihrer Art, wie Sie über alle Kritik und alle Kritiker drüberfahren, und mit Ihrem Hochmut, wie Sie mit den Sorgen der Bevölkerung umgehen, ganz nachhal­tig Schaden zugefügt. (Beifall bei der SPÖ.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Abgeordnete, ich darf Sie um den Schlusssatz bitten!

 


 


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