Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 81

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Die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird aufgefordert, die Wo­chenstundenentlastungs- und Rechtsbereinigungsverordnung mit sofortiger Wirkung aufzuheben.

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(Abg. Großruck: Da werden sich die Schüler freuen!) – Die Schüler werden sich über diese Maßnahme mit Sicherheit auch nicht freuen. Sie können mir dann noch „vor­hüpfen“, worin die Entlastung besteht, wenn man musische Gegenstände und Turnen kürzt. Ob das eine Entlastung der SchülerInnen ist, die dann genau das, was schon jetzt als Zusatz da war, nicht mehr bekommen werden, das werden wir erst sehen! (Abg. Großruck: 60 Stunden in der Woche für einen HTL-Schüler!)

Ob es eine Entlastung der SchülerInnen ist, wenn die Lernarbeit zunehmend in den privaten Bereich verlagert wird, in das Nachhilfewesen, wenn Sie nur den Unterricht kürzen, aber die Anforderungen gleich bleiben, das wird erst die Realität zeigen, Herr Kollege Großruck!

Zum Kollegen Amon, denn das finde ich schon bemerkenswert. Wir waren gemeinsam in Skandinavien – damals war Kollege Niederwieser noch nicht Bildungssprecher, son­dern Wissenschaftssprecher, daher war er nicht dabei. Wir waren in mehreren Schulen und haben überall gesehen, dass das gemeinsame Mittagessen und die Unterbre­chung ein Standard des Schulsystems ist, dass dort der Unterricht nicht um 12 Uhr aus ist, sondern danach weitergeht, und zwar in allen Schulen, die wir besucht haben. (Abg. Dr. Fasslabend: Vertrödelte Zeit!)

Das Missverständnis ist, dass Sie so tun, als hieße Ganztagsschule, dass die Schüler­Innen bis 19 Uhr oder 20 Uhr in der Schule sitzen. Das ist ja nicht unter Ganztags­schule gemeint, sondern die Unterrichtszeit dauert dort bis in den Nachmittag, bis 15 Uhr oder 16 Uhr. – Das versteht man unter ganztägigen Schulformen.

Das ist nicht nur eine unterschiedliche Form der Betreuung, bei der die Eltern eine Betreuungsmöglichkeit bekommen, wenn sie am Nachmittag nicht auf ihre Kinder schauen können, sondern der Unterricht unterscheidet sich wirklich fundamental: Es gibt Unterbrechungsformen, es gibt andere Stundeneinheiten, es gibt die Möglichkeit, nicht in 50 Minuten-Blöcken 6 Stunden hintereinander zu arbeiten, sondern nach einer intensiven Lernzeit Mittagspause, Betreuungszeit und andere Formen einzubauen, und das ist das, was wirkt.

Über die Ganztagsschule noch ideologisch zu streiten und zu sagen, es sei das „linke Bild“, das da geprägt wird, halte ich schon für ziemlich schwierig. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass Herr Dr. Haider – nicht der aus Kärnten, sondern der Leiter des PISA-Zentrums Österreich – unlängst bei einer Diskussion beim „Standard“ – bei der Diskussion war ich auch anwesend – darauf aufmerksam gemacht hat, dass er den Ausbau der Ganztagsschule massiv unterstützt. Kollege Gusenbauer hat das damals in der Diskussion auch gefordert. (Abg. Dr. Niederwieser: Selbst in Bayern! – Zwi­schenruf des Abg. Broukal. – Gegenruf des Abg. Amon.) – Sie waren nicht dabei! Ich war dabei und kann Ihnen sagen, dass es so war und dass das ein Modell ist, das bil­dungspolitisch de facto unumstritten ist.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch Folgendes sagen: Es ist ja interessant, dass Sie ausgerechnet im Zusammenhang mit dem ländlichen Raum immer davon spre­chen, wie gut dort die Hauptschulen funktionieren. (Abg. Hornek: So ist es!) – Das stimmt. Sie sprechen aber auch davon, dass das in den Ballungszentren ein Problem ist.

 


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