Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 80

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Differenz von einer Stunde mehr Unterrichtszeit pro Woche zum OECD-Durchschnitt hat, und nicht von sieben Stunden, wie es das Ministerium angegeben hat.

Frau Bundesministerin! Da setzt meine Kritik an: Wir haben immer wieder versucht, durch Anfragen im Budgetausschuss von Ihnen eine klare Antwort zu bekommen, woraus diese falsche Berechnung resultiert. – Sie haben die Antwort nicht geliefert. Es wird wirklich Zeit, dass Sie endlich die Karten auf den Tisch legen. Ihre Zahlen sind unrichtig! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn man die Zahlen weiter betrachtet und überlegt, was diese Stundenkürzung be­wirkt, dann wird man bemerken, dass Österreich nach der Stundenkürzung eine Unter­richtsstunde pro Woche unter dem OECD-Schnitt liegt. Das könnte man natürlich auch so im Raum stehen lassen und sagen, auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es vielleicht nicht an. Man sollte aber noch tiefer schauen, und dann wird man sehen, dass sich Schulsysteme doch wesentlich voneinander unterscheiden.

Österreich hat ein Schulsystem, das nach wie vor dadurch gekennzeichnet ist, dass de facto die ausschließliche Unterrichtsform der Normunterricht ist, also Unterricht, der für alle in Klassen gemeinsam angeboten wird. Wenn man aber Länder wie Finnland be­trach­tet – darauf komme ich noch, Kollege Amon –, dann wird man feststellen, dass ein nicht unwesentlicher Teil des Angebotes eben nicht innerhalb dieses Normunterrichts stattfindet, sondern dass es zusätzliche Angebote, Förderangebote gibt, die für Teile der SchülerInnen einzeln oder in Kleingruppen abgehalten werden.

Diese Stunden werden nicht in die Berechnung miteinbezogen. Wenn man da Ver­gleiche anstellt, muss man also sehr vorsichtig sein, um die Lage auch fair zu beleuch­ten. (Abg. Amon: Herr Kollege Brosz, unser Förderunterricht wird nicht miteinbezo­gen!)

Ich nenne Ihnen nur einen Wert dazu: In der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ findet sich auch eine Statistik über Nachhilfe durch LehrerInnen und Angebote an lernschwache SchülerInnen. – Ich hoffe, diese Statistik ist gültiger als das andere, was Sie der OECD geliefert haben. 32 Prozent der SchülerInnen in Österreich bekommen diese Sondermaßnahmen-Unterstützungen. Im OECD-Durchschnitt beträgt der Wert für Nachhilfe 68 Prozent gegenüber 32 Prozent in Österreich – gemeint ist Nachhilfe durch LehrerInnen in der Schule, nicht private Nachhilfe –, und in Finnland beträgt er 93 Prozent.

Daran sieht man einfach den massiven Unterschied: Dort ein System, das sehr stark auf individuelle Förderung aufbaut, hier ein System, wo das nicht so ist. Wenn man diese beiden Elemente zusammenzieht, nämlich weniger Unterrichtsstunden auf der einen Seite, keine Fördermaßnahmen auf der anderen Seite, dann sieht man erst die Dramatik, die diese Ihre Maßnahme mit sich bringen wird. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Krainer.)

Da dies heute wahrscheinlich die letzte Möglichkeit hiefür ist, bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rücknahme der Stun­denkürzungen durch Aufhebung der Wochenstundenentlastungs- und Rechtsbereini­gungs­verordnung 2003

Der Nationalrat wolle beschließen:

 


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