Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 28. Sitzung / Seite 239

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Sollten Sie wieder anmerken, Sie würden den Antrag nicht kennen, ein kleiner Hinweis: Der Antrag wurde auch im Ausschuss eingebracht. Dort haben wir die originelle Be­merkung gehört, dass die Regierungsparteien über diesen Antrag nachdenken müssen, und sie haben ihn daher vertagt. Der Antrag auf Abschaffung der Studienge­bühren sollte Ihnen also bekannt sein.

Herr Präsident! Erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit aber noch eine Anmerkung: Ich rede in Niederösterreich oft mit unseren Gemeinderäten, teilweise auch mit denen von anderen Fraktionen. Wenn man diesen erzählt, dass die Regierungsparteien in den letzten vier Jahren im Parlament keinem Antrag, den die Oppositionsparteien ein­gebracht haben, zugestimmt haben, glauben sie das gar nicht. Jeder Gemeinderat in Niederösterreich, selbst in Gemeinden mit einer ÖVP-Dominanz, gegenüber der sich jene im Nationalrat noch bescheiden ausnimmt, hat ein demokratischeres Verständnis von Anträgen als die ÖVP-Fraktion hier im Parlament! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Bemerkenswert dabei ist, dass das in der letzten Periode, in der Sie als Klubobmann agiert haben, zu einer besonderen Blüte gekommen ist. Seit ich hier bin, haben Sie die Anträge, die wir eingebracht haben, nicht einmal angeschaut. Wir werden also gerne der Forderung nach mehr Zeit nachkommen. Es wird uns auch freuen, wenn Sie unsere Anträge zumindest inhaltlich einmal anschauen, bevor Sie sie ablehnen, was Sie sowieso immer machen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber jetzt zum Antrag und zum Bericht zur sozialen Lage der Studierenden. Da die De­batte von den Regierungsparteien hier forciert worden ist, möchte ich ein paar Bemer­kungen dazu machen.

Es gab einen Bericht zur sozialen Lage der Studierenden. Was hat die Frau Bildungs­ministerin daraus gemacht? – Es wurde eine Presseunterlage daraus, auf der steht: „Aktiver in Studium und Beruf“. So wurde er umformuliert. Wenn man dann hinein­schaut, kommt man drauf, dass das nicht die einzige Umformulierung ist, die vorge­nommen wurde.

Zunächst die Anmerkung, dass natürlich all jene, die nach Einführung der Studienge­bühren nicht mehr studieren, an der Befragung nicht teilnehmen konnten, weil sie keine Studierenden mehr waren. Also jeder Vergleich mit jenen, die nicht mehr studieren, und dem, was die gemacht haben, ist hinfällig, denn sie sind einfach nicht berücksich­tigt. Aber lassen Sie mich an drei Beispielen aufzeigen, wie unseriös das Bildungs­ministerium mit den Daten dieses Berichts, die sie selbst erhoben haben, umgegangen ist.

Da findet man auf Seite 2 die Befragung, was die Einführung der Studiengebühren be­wirkt hat. Sie zitieren aus dem Bericht zunächst richtig – es ist also sozusagen eine Halbwahrheit –, dass 56 Prozent der Studierenden auf Grund der Studiengebühren ihr Studium beschleunigen wollen und 47 Prozent ihre Rechte an den Universitäten stär­ker betonen. Das sind also zwei Punkte, die man nicht negativ darstellen müsste.

Wenn man weiterliest, weiß man, welche nächsten drei Punkte als wesentlich genannt werden: Erhöhter finanzieller Druck – ein solcher wird von immerhin 44 Prozent der Studierenden angegeben –, höherer Zeitdruck – diesen empfinden ebenfalls 44 Pro­zent – und eingeschränkter Lebensstandard. – Davon, Frau Bildungsministerin, findet sich kein Wort in Ihren Presseunterlagen! Sie haben die negativen Auswirkungen der Studiengebühren völlig verschwiegen! Das ist das Erste, was an dieser Presseunter­lage unwürdig war. (Zwischenruf des Abg. Zweytick.)

 


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