Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 195

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gehen in die Debatte ein.

Es gibt von jeder Fraktion eine Stellungnahme von je 5 Minuten, gereiht nach dem Stär­keverhältnis der Fraktionen. Kollege Großruck erhält daher als Erster für 5 Minuten das Wort. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Kein Vierzeiler, bitte!)

 


19.00

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Zum Schluss erst. Am Anfang eine Frage an die Opposition: Was ist der Unterschied zwischen Napoleon und der Opposition? (Abg. Brosz: Der Bildungssprecher der ÖVP ...!) – Für Napoleon hat es nur ein Water­loo gegeben, meine Damen und Herren! Sie haben heute Nachmittag bei der Dring­lichen Anfrage eines erlebt, und Sie werden weitere erleben, wenn Sie so eine Op­positionspolitik machen wie heute Nachmittag. (Beifall bei der ÖVP und den Freihei­tlichen.)

Meine Damen und Herren! Sie sollten natürlich schon auch die Verordnungen zur Kenntnis nehmen, die die Frau Ministerin herausgegeben hat, dass es zu einer Stun­denkürzung gekommen ist, lieber Herr Kollege Brosz! – Es ist Ihr legitimes Recht, permanent zu fragen und zu bohren. Es wird sich aber nichts daran ändern, dass das durch Untersuchungen nachgewiesen ist – ob es die der OSCD ist, deren Zahlen Sie jetzt anzweifeln (Abg. Brosz: OECD!), oder ob es andere Untersuchungen in Öster­reich sind. – Ich erwähne nur drei davon:

Erstens die Studie von Christiane Spiel: Die Bildungspsychologinnen Christiane Spiel und Petra Wagner vom Institut für Psychologie der Universität Wien haben festgestellt, dass bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 39,5 Stunden die Schüler heute mehr arbeiten müssen als ein Angestellter oder Arbeiter und dass viele Schüler noch darüber hinaus arbeiten müssen. Im Extremfall habe sie sogar Wochen­arbeits­zeiten von über 75 Stunden. (Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn übernimmt den Vorsitz.)

Die zweite Studie: Ferdinand Eder ist bereits 1995 zu dem Schluss gekommen, dass Schülerinnen und Schüler in der Volksschule mehr als 37 Stunden arbeiten, in den Hauptschulen über 50 Stunden, in den Gymnasien 54 Stunden und in den BHS sogar 61 Stunden. – Das ist mehr als das Eineinhalbfache der Zeit, die ein Arbeiter oder ein Angestellter arbeiten muss.

Die dritte Studie ist vom Institut Dr. Brunmayr: Er hat das Befinden der Schüler unter­sucht und sagt, 53 Prozent der Schüler klagen nachdrücklich über zu wenig Freizeit. Bei den Lehrlingen sind es nur 28 Prozent. Er sagt wörtlich, er halte als Jugendexperte eine Verringerung der Wochenstundenanzahl seit mehr als zehn Jahren für höchst notwendig.

Es ergeht also von allen Experten ein klarer Auftrag: Liebe Frau Bundesministerin! Tu etwas! Nimm deine Arbeit so wie immer ernst und mach etwas für die Schüler! Redu­ziere die Stunden, damit die Belastung wegfällt! Sie von der Opposition kommen hier heraus und kritisieren, bringen Studien, legen Ihre Meinung dar, das ist legitim (Abg. Brosz: OECD-Studien haben wir zitiert!), aber nehmen Sie zur Kenntnis, dass alle Experten sagen, unsere Schüler gehen zu lange in die Schule, haben zu viele Stun­den, und die gehören reduziert. – Das ist jetzt passiert, zum Wohle der Schüler! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich darf Ihnen noch Folgendes sagen – die Frau Bundesministerin hat es ja erwähnt –: Gerade heute berichtet der „Standard“ über ein „hervorragendes Zeugnis für das öster­reichische Bildungswesen“. Wissen Sie, was herausgekommen ist? – Das IFES-Institut, von dem man nicht sagen kann, dass es regierungsnah ist – wir wissen, wo es hingehört –, hat in einer Untersuchung festgestellt, dass die Zufriedenheit der Öster­reicher mit dem Bildungswesen bei 79 Prozent der Befragten durch einen Einser oder


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