Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 30. Sitzung / Seite 81

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Nunmehr liegen drei Rechtsgutachten über die Zulässigkeit des Vergabeverfahrens vor, wobei das Rechtsgutachten von Prof. Aicher davon ausgeht, dass eine Ungleich­behandlung der Mitbieter dann nicht ausgeschlossen werden kann, wenn EADS bei geringerer Bestellmenge den Einzelstückpreis in einem Ausmaß erhöht, das zu einer Umkehr der Bieterreihung führen würde.

Eine Einsichtsbemerkung des Leiters der Gruppe Feldzeug-/Luftzeugwesen im BMLV vom 25. Juni 2002 lautete wie folgt: „Zufolge der festgestellten annähernden Gleich­wertigkeit der Angebote und der gegebenen Erfüllung der Anforderungen für die Luft­raumüberwachung in Österreich wird vorgeschlagen, dem Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem GRIPEN von SAAB/Bae, den Vorzug zu geben“. Dieser Einsichtsbemerkung schlossen sich der Leiter der Beschaffungsabtei­lung und der Generaltruppeninspektor in vollem Umfange an.

Finanzminister Karl-Heinz Grasser lehnte noch am 25.6.2002 den Ankauf von (wört­lich) Kriegsgerät ab, beugte sich aber den Spitzen der Regierung und der Parlaments­klubs mit den Worten „ich versuche daher, die beste einer nicht so guten Lösung mit auszuarbeiten“. Die „beste einer nicht so guten Lösung“ bestand in der Entscheidung für den Abfangjäger „Eurofighter“, das teuerste und bisher nur als Prototyp in Verwen­dung stehende Kriegsgerät.

„Der Preisunterschied zwischen Gripen- und Eurofighter macht nur 3 Prozent oder 75 Millionen Euro aus“, verteidigte Grasser diese Entscheidung („Neue Kronen-Zeitung“ vom 4.7.2002).

Laut Verteidigungsminister Scheibner sollte die Lücke zwischen dem Auslauftermin der Draken, spätestens 2005, und dem Liefertermin der Eurofighter, ab 2007, durch die Anmietung deutscher Eurofighter geschlossen werden. Eine entsprechende Ersatz­lösung sei auch im EADS-Angebot vorgesehen.

Minister Herbert Scheibner beabsichtigte noch in den Vorbesprechungen des Minister­rates den Abfangjäger Gripen zu favorisieren. Aus einem Vorentwurf (Punkt 5) ergibt sich nachfolgender Inhalt: „Nachdem mir am 25. Juni 2002 die Unterlagen über die militärische Bewertung vorgelegt wurden, beabsichtige ich, die Typenentscheidung nach Kenntnisnahme durch die Bundesregierung zugunsten der von der Firma SAAB BAE Systems angebotenen Jas-39 Gripen zu treffen“. Am 2. Juli 2002 beschließt der Ministerrat den Eurofighter-Ankauf und Minister Scheibner ändert seinen Vortrag in wenigen Sätzen ab und beabsichtigt nunmehr, „nach Empfehlung durch die Bewer­tungskommission, die Typenentscheidung ... zugunsten der von EADS angebotenen Eurofighter Typhoon zu treffen.“

Der PR-Auftrag in Höhe von kolportierten 850.000 Euro des EADS-Konsortiums wurde großteils vom Werbeunternehmen des Ex-FPÖ-Geschäftsführer Gernot Rumpold und dessen Frau durchgeführt. Dieser stellte gegenüber der Öffentlichkeit klar, dass „wenn man in Österreich nicht mit einem Geldkoffer auftauche, gar nichts klappe“, und ver­glich die österreichischen Strukturen mit jenen von Uganda.

Bundesminister Platter bestätigte im Zuge der Budgetberatungen, dass auch durch das BMLV PR-Aktivitäten zur Bewerbung der Abfangjäger in Höhe von 500.000 Euro ge­setzt wurden.

Begründet wurde die Entscheidung für den Eurofighter Typhoon mit dem vom EADS-Konsortium angebotenen Gegengeschäften, wobei diesbezüglich festgehalten werden muss, dass ein mit 20. Jänner 2003 datierter Zwischenbericht des Wirtschaftsministe­riums dokumentiert, dass bisher kein einziges Gegengeschäft konkret vereinbart wurde. Um überhaupt nennenswerte Aufträge vorweisen zu können, versucht das EADS-Konsortium, Vertragsabschlüsse ab 31. Oktober 2001 als Gegengeschäfte zu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite