Für mich ist allerdings die Tatsache besonders verwunderlich, dass 14 Tage später, nämlich am 24. September, wir alle gemeinsam, also auch wir von Seiten der SPÖ, eine Entschließung eingebracht und dieser geschlossen zugestimmt haben, die zum Inhalt hatte, dass – und das möchte ich jetzt vorlesen – der Nationalrat die Ankündigung der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur begrüßt, bis zum Jahr 2006 das freiwillige Nachmittagsangebot für Schüler um 10 000 Betreuungsplätze zu erweitern, und ersucht, möglichst rasch eine österreichweite Bedarfserhebung für schulische Nachmittagsbetreuung durchzuführen. (Rufe und Gegenrufe bei der ÖVP und der SPÖ.)
Präsident Dr. Heinz Fischer: Meine Damen und Herren! Wir nähern uns wieder jenem Geräuschpegel, der am Beginn der Sitzung zu einer Ermahnung geführt hat. Ich bitte Sie um ein bisschen Konzentration!
Am Wort ist die Rednerin! – Bitte,
Frau Kollegin. (Weitere Rufe und
Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Am Wort ist Frau Abgeordnete Schasching!
Abgeordnete Beate Schasching (fortsetzend): Danke Herr Präsident. – Was mich in diesem Zusammenhang ganz besonders erstaunt, das ist der Umstand, dass jetzt plötzlich eine Bedarfserhebung betreffend 10 000 Plätze für die Nachmittagsbetreuung in den Schulen durchgeführt wird. Wir stimmen dem zu beziehungsweise haben dem zugestimmt! Ich frage mich allerdings, wer diese Bedarfserhebung jetzt durchführen soll. Die Frau Bundesministerin hat sich nämlich vor 14 Tagen geweigert, eine aussagekräftige Zahl zu nennen, beziehungsweise gesagt, dass sie nicht kompetent sei, uns hier Auskunft zu geben.
Frau Bundesministerin! Bitte schön, wer soll denn das machen? Wie lange wissen Sie denn schon, dass in diesem Bereich ein Bedarf besteht? Ist es nicht schon seit langem allerhöchste Zeit, in diesem Bereich tätig zu werden? Es ist nämlich von uns nicht erst vorgestern erfunden worden, dass in diesem Bereich Bedarf gegeben ist. Ganz im Gegenteil! Wie lange wollen wir da überhaupt noch zuschauen? Wie lange wollen Sie überhaupt noch zuschauen, bis wir diesem Bedarf an Nachmittagsbetreuungsplätzen in Schulen und, so wie wir meinen, ganztägig geführten Schulen in Österreich endlich entsprechen können?
Frau Bundesministerin! Ich frage Sie daher: Was ist in der ÖVP mit dieser Debatte los? In der steirischen ÖVP konnten wir nämlich in der letzten Zeit sehr wohl sehr vernünftig und, wie ich meine, auch ideologiefrei debattieren. Ich bin auch sehr froh über die Debatten mit dem Landesgeschäftsführer der steirischen ÖVP Dr. Andreas Schnider, der sehr vernünftig und klar sagte, dass ein pädagogisches Grundkonzept ausgearbeitet werden müsse, welches genau festlegt, wie Kinder in der Schule den ganzen Tag optimal betreut werden.
Frau Bundesministerin! Bitte beenden Sie
einmal das Chaos innerhalb der ÖVP in Sachen Debatte um die Schule! Setzen Sie
sich, bitte, mit diesen vernünftigen Menschen zusammen, damit wir gemeinsam zu
dem Entschluss kommen können, diesem positiven Konzept der ganztägigen Schule – und
zwar der Ganztagsschule mit einem pädagogischen Grundkonzept – zuzustimmen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Ich bestehe darauf, dass diese Form der Schule, die wir uns als Sozialdemokraten wirklich schon seit langer Zeit vorstellen und sehr wünschen, auch ideologiefrei geführt wird. Es geht nämlich in diesem Zusammenhang um die Qualität von Bildung und Ausbildung. Es geht darum, dass wir auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, insbesondere auf die Bedürfnisse der Kinder, die den ganzen Tag in der Schule verbringen sollen und auch wollen, aber auch auf die Bedürfnisse der berufstätigen