Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 155

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Ich möchte auch noch in Erinnerung rufen, dass neben den angekündigten vermehrten Nachmittagsbetreuungsstellen – angekündigt durch die Frau Bundesministerin, unter­stützt durch einen Entschließungsantrag hier im Parlament ... (Abg. Dr. Jarolim: Aber nur angekündigt! Das ist das Problem!) – Nein, Sie haben nicht zugehört, Herr Ja­rolim! Sie haben wieder einmal nicht aufgepasst. Es werden 10 000 Betreuungs­plät­ze geschaffen, und es wird jetzt schon in den höheren Schulen – zum Beispiel in den AHS – in mehr als der Hälfte der Gymnasien eine Nachmittagsbetreuung angeboten.

Wogegen ich aber ganz sicher auftrete, ist die Hypothese, dass einzig und allein in einer Ganztagsschule pädagogische Qualität angeboten werde. Das stimmt nicht! Diese Behauptung ist unhaltbar. Das ist zwar eine Form, in welcher man Qualität an­bieten kann, aber auch die verschränkte Form, wie sie die Tagesheimschule bietet, kann zu höchster pädagogischer Qualität führen. Machen Sie also nicht eine Schulform schlecht, wenn es nicht gerechtfertigt ist! (Beifall bei der ÖVP.)

Ihre Hypothese stimmt also nicht!

Was auch noch wichtig ist: In verschiedenen Zeiten und Regionen haben Kinder und Eltern unterschiedliche Bedürfnisse. Was etwa für ein Kinderbetreuungsangebot in Nie­derösterreich, beispielsweise in Frauendorf an der Schmida, passt, muss nicht für Kin­der und Eltern in Wien/Favoriten passen.

Übrigens habe ich gehört, dass in Neulengbach bei den Kindern von Frau Kollegin Schasching die Verhältnisse besonders gut sind: 70 Millionen Schilling wurden in der letzten Zeit in Turnsaal, Schule und Kindergarten investiert. Ich glaube, dass das ein herzeigbarer Weg und ein gutes Modell ist.

Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft sehr viel Phantasie in die Nachmittags­be­treuung werden investieren müssen (Abg. Dr. Jarolim: Wenn Sie sie haben! Das ist das Problem!) und dass in Kooperation mit den örtlichen Vereinen und mit den Verbänden unter Nutzung freier Raum- und Personalressourcen – etwa in den Kin­dergärten, in den Musikheimen und so weiter – Kinderbetreuungs-Einrichtungszentren oder -Cluster, wie immer Sie es nennen, geschaffen werden.

Ich bin sicher, dass die Bürgermeister, die Gemeinden, die Landesschulräte volle Akti­vität entwickeln werden, weil sie Interesse daran haben, dass junge Familien mit ihren Kindern in den Gemeinden bleiben und nicht weggehen, damit das Leben in den Ge­meinden nicht verarmt.

Worauf ich noch eingehen möchte, das ist der Hinweis der Kollegin Schasching, dass ein positives Lernklima gefordert sei. Dazu darf ich sagen: Ja, das fordern wir auch, aber das muss eben nicht nur in den ganztägigen Schulformen gewährleistet sein, sondern auch in einer zum Beispiel die Aggression stark reduzierenden Form des Wechsels von Schule beziehungsweise Lehrpersonen am Vormittag und freizeit­päda­gogischer Betreuung am Nachmittag. Also auch da lässt sich die These, das Lernklima sei nur in ganztägigen Schulformen gut, nicht aufrecht erhalten.

Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft, wenn es um das praktische Gelingen geht, gemeinsam an einem Strang ziehen werden. Die Frau Bundesministerin hat es gesagt, und es ist Ziel dieser Bundesregierung, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern. Das heißt: Es sind kindgerechte Betreuungsnagebote zu schaffen, und es ist gleich­zeitig das Recht auf Teilzeit bis zum Eintritt der Kinder in die Schule zu fordern.

Da braucht es auch eine neue Kultur der Kooperation in den Betrieben. Es kann nicht heißen, man erwartet vom jeweils anderen Partner, dass er ein kinder- und familien­gerechtes Modell der Arbeitszeit hinlegt und sich zum Beispiel alle Teilzeitbeschäftigen wünschen, nur am Vormittag zu arbeiten.

 


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