Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 194

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schaft verschandeln, indem da irgendwelche Träger aufgestellt werden, sondern in Wirklichkeit auch diejenigen, die die Skipisten bewirtschaften – und wesentlich mehr Leistungen übernehmen als bloße Beförderungsleistungen. Und daher verdienen sie auch unser besonderes Augenmerk.

Nur zur Größenordnung, damit alle wissen, wovon wir hier reden: Es geht um rund 3 200 Seilbahnanlagen, um rund 23 000 Hektar Pistenflächen, die zu bewirtschaften sind. Dahinter stehen 250 Seilbahnunternehmen mit all ihren Arbeitnehmern, und da­hinter stecken weiters Umsätze in Höhe von nahezu 1 Milliarde €, die da getätigt wer­den.

Dazu noch ein kleines Detail: Mehr als 30 Prozent aller europäischen Wintersportler nützen österreichische Seilbahnen. Das ist, wie ich meine, ein sehr großer Erfolg auch dieses Wirtschaftszweiges. Wir dürfen allerdings nicht so tun, als gäbe es keine Probleme in diesem Bereich, als wären die Seilbahnunternehmen sozusagen alle hochweis, würden ökonomisch hervorragend funktionieren. – Dem ist nicht so!

Allein im Jahre 2003 werden die Seilbahnunternehmen rund 530 Millionen € inves­tieren, das ist mehr als die Hälfte des Umsatzes. Und sie tun das nicht nur singulär in diesem Jahr, sondern haben bereits im vergangenen Jahrzehnt sehr viel investiert: in Beschneiungsanlagen, in Komfort, in Sicherheit – und sie haben daraus nicht uner­hebliche Probleme, denn wir müssen auch sehen, dass die laufenden Kosten in der Seilbahnwirtschaft enorm steigen. Auf der einen Seite sind das hohe Personalkosten, weil moderne Anlagen in diesem Bereich personalintensiver sind und nicht Personal einsparen – Gott sei Dank! –, und zum Zweiten sind es zum Beispiel Nacht­betriebs­zeiten bei Beschneiungsanlagen, welche die Kosten in die Höhe treiben.

Das heißt, es gibt eine Schere zwischen enormen Kostenaufwendungen im laufenden Betrieb und bei den Investitionen und auf der anderen Seite nicht wirklich besonders stei­gerbaren Umsätzen. Es wird in Komfort investiert, das liefert jedoch nicht unbedingt mehr Gäste, sondern diese werden dann lediglich bequemer transportiert. Das heißt, wir haben es in den letzten Jahren in diesem Bereich – und da sind die Bundes­regierung sowie die betroffenen Regionen aufgerufen, etwas zu tun – mit eklatant sinkenden Eigenkapitalquoten zu tun.

Sehr viele Unternehmen in der Seilbahnwirtschaft verwenden inzwischen ihr gesamtes Jahresergebnis für den Zinsendienst, was beispielsweise in der Schweiz dazu geführt hat, dass dort bei den Seilbahnunternehmen etliche Investitionen auch in die Sicher­heit, in den Komfort, Modernisierungsinvestitionen et cetera nicht mehr durchgeführt werden können, obwohl die Schweizer – im Unterschied zu Österreich – ihre Seilbahn­unternehmen massiv durch Förderungen von Bundesseite unterstützen. Die Probleme haben sie aber letztendlich nicht ganz gelöst.

Zu den Vorschlägen, die manchmal bezüglich Seilbahnwirtschaft kommen: Na sollen sie halt an die Börse gehen, wie das ja auch amerikanische Seilbahnunternehmen getan haben!, ist zu sagen: Bei der Struktur der heimischen Unternehmen ist dieser Weg nicht gangbar. Das heißt, es bleibt ein Weg, den man gehen könnte, ja den man gehen muss, nämlich zunehmende Kooperationen und Zusammenschlüsse dieser Un­ternehmen. Experten schätzen, dass es zu einer 30-prozentigen Kosteneinsparung kom­men könnte. Da sind aber sowohl die Bundesregierung aufgerufen, etwas zu tun – auch Herr Staatssekretär Kukacka –, um eben in diesem Bereich einen Dialog zu fin­den, als auch die Regionen, die sich dessen bewusst werden sollten, welche Bedeu­tung die Seilbahngesellschaften, die Liftgesellschaften für die Region haben. Ganze Re­gionen würden – um das ein bisschen dramatisch auszudrücken – aussterben, zu­mindest in Bezug auf den Wintertourismus, wenn dieser Wirtschaftszweig nicht ge­geben wäre.

 


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