Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 220

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20.52

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein wesentlicher Grund dafür, warum die SPÖ die­ses Gesetz ablehnt, ist die Einführung der Studiengebühren auch für die Fachhoch­schulen. Da wir die Studiengebühren an den Universitäten nach wie vor ablehnen, wer­den wir das konsequenterweise auch im Fachhochschulbereich tun, da doch die Fach­hochschulen die Zugänglichkeit erhöhen sollen und das hier im besonderen Maße gilt.

Ich möchte mich auf einen besonderen Bereich konzentrieren, den Frauenanteil. Ich denke, dass gerade die Einführung der Studiengebühren eng damit im Zusammenhang steht, da wir doch wissen, dass an den Universitäten die Einführung der Studiengebüh­ren sehr wohl dazu geführt hat, dass diejenigen, die neu an die Universitäten kommen, eine andere soziale Zusammensetzung haben. Davon sind in besonderem Maße Frauen aus bildungsferneren Schichten, aus einkommensschwächeren Schichten be­troffen. Und Sie tragen natürlich durch diese Maßnahme nicht dazu bei, das angeblich gemeinsame Ziel, den Frauenanteil auch an den Fachhochschulen zu erhöhen, zu erreichen.

Es war am Anfang der Erfolgsstory Fachhochschulen so, dass der Frauenanteil beson­ders niedrig war. Er ist bei einem Viertel gelegen. Mit einem sehr wichtigen Schritt im Entwicklungsplan 2, nämlich in den Kriterienkatalog die Erhöhung des Frauenanteils aufzunehmen, ist es gelungen, da auch tatsächlich weiterzukommen. Das wollen wir natürlich auch anerkennen. Während im Jahr 1994/1995 der Frauenanteil bei rund 25 Prozent gelegen ist, liegt er im Jahr 2002/2003 bereits bei rund 37 Prozent, was ein Fortschritt ist, aber – ich glaube, darauf können wir uns einigen – ein langsamer Fort­schritt.

Der Grund für diesen Anstieg war noch dazu nicht jener, dass man besonders ge­worben und Frauengewinnungsprogramme gemacht hat, sondern dass es strukturelle Änderungen gegeben hat, Angebote gemacht wurden, die eher in die traditionellen frauenspezifischen Bereiche hineingehen, was im Grunde in Ordnung ist, aber ein Schritt ist und nicht der einzige bleiben soll.

In den technischen Bereichen haben die Frauen tatsächlich erfreulicherweise aufge­holt, sind jetzt auf einem Stand, der zwar höher ist, aber der uns nach wie vor nicht zu­frieden stellen kann. Das heißt, wir müssen auf mehreren Ebenen ansetzen, um in den nächsten Jahren wieder einige Schritte, einige nachvollziehbare und größere Schritte weiterzukommen.

Zum einem müssen wir in den Bildungsbereichen, die dem Fachhochschulbereich vor­gelagert sind, also in den Schulen, ansetzen, was die Berufsorientierung eben in den Schulen betrifft. Dort muss Ermutigung stattfinden, müssen Mädchen dazu ermutigt werden, auch in Berufsfelder hineinzugehen, die eben nicht die traditionell frauenspezi­fischen sind. Es müssen aber auch Buben ermutigt werden können, in traditionell mäd­chenorientierte Berufsfelder hineinzugehen. Nach dem Muster von „Töchter können mehr“ kann eine derartige öffentliche Kampagne unter dem Titel „Söhne können mehr“ gemacht werden.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Frage der Ersteinreichung. Diesbezüglich könnten wir uns vorstellen, dass in Hinkunft die Bewilligung der Mittel damit in Zusammenhang ge­setzt werden soll, ob es Frauengewinnungsprogramme gibt, ob diese eingeplant sind. Dann kann man jenen den Vorzug geben, die derartige Programme aufweisen können.

Ein weiterer wichtiger Punkt wäre, dass dort, wo besonders niedrige Frauenanteile ge­geben sind, Evaluierungen stattfinden sollen und auf Basis dieser Evaluierungen Krite­rien ausgearbeitet werden, wie der Frauenanteil zu steigern ist. Selbstverständlich muss man auch weiterhin darauf schauen, in welche Bereiche Frauen hineinwollen und


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