Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 138

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Was können wir in Österreich wirklich tun? Und nur so werden wir in der Europäischen Union auch glaubwürdig! Ich möchte das noch einmal betonen, wir stehen tatsächlich für eine Verbilligung der Schiene und für eine Verteuerung der Straße. – Sie machen im Moment das Gegenteil davon, und das machen Sie im Moment auch in Kärnten. Dort spricht man sich dafür aus, Mauten zu reduzieren, alles wegzutun, damit man möglichst billig durchfahren kann! (Abg. Wittauer: Das hat der Kärntner Landes­hauptmann sehr klar dargestellt! – Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.) Die Tauern Autobahn ist jetzt schon die billigste Straße im ganzen Alpenbereich – nirgend­wo kann man billiger über die Alpen fahren. Sie wollen es noch billiger machen!

Ich frage Sie: Was ist Ihre Antwort? Was sagen Sie den Leuten, die jetzt mit diesen Zahlen konfrontiert sind? Was sagen Sie ihnen? Sagen Sie: Weiter Straßen bauen, weiter die Schiene in Bedrängnis bringen!? – Das sind keine Antworten, meine Herren! Das sind wirklich keine Antworten. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Mitterlehner.)

Wir haben das heute nicht auf die Tagesordnung gesetzt, um Polemiken auszutau­schen, sondern wir wollen tatsächlich, dass jetzt etwas passiert! Wir haben uns auch etwas überlegt, und wir haben das schon so oft vorgeschlagen – aber Sie setzen sich mittlerweile seit Jahren immer wieder auf die falsche Seite: Sie setzen sich fun­damental und konsequent immer auf die Seite von billigem LKW-Verkehr. (Abg. Dr. Trinkl: Geh!)

So sagt zum Beispiel die Wirtschaftskammer oder der Kollege Mitterlehner unterm Strich immer quasi: Na ja, wir werden doch nicht auch der österreichischen Trans­portwirtschaft etwas antun! (Zwischenruf des Abg. Dr. Mitterlehner.) – Dieses Argu­ment betrifft genau jenen Bereich, wo wir auf europäischer Ebene gegen die Fräch­terlobby zu kämpfen haben – und das ist in Österreich genau dasselbe! Ich frage Sie: Wieso ... (Abg. Dr. Trinkl: Aber Arbeitsplätze wachsen nicht auf den Bäumen, Frau Kollegin!)

Dann nenne ich Ihnen einmal ein anderes Argument: Was glauben Sie, wie sich eine Zerstörung der Regionalwirtschaft auswirkt? Was glauben Sie, welche Auswirkungen billiger LKW-Transit auf die Regionalwirtschaft und auf die Arbeitsplatzsituation hat? (Abg. Steibl: Wie ist das jetzt, wenn die Züge stillstehen und MAGNA zum Beispiel alles auf LKW ...?)

Mich ärgert es wirklich jedes Mal, wenn Sie in der Diskussion immer wieder die Arbeits­plätze als Argument anführen. – Schauen Sie sich einmal an, was in Österreich tatsächlich Arbeitsplätze vernichtet: wenn Sie Strukturen zerschlagen, Regionalwirt­schaft zerschlagen! (Beifall bei den Grünen.) Das Joghurt in ganz Europa zum Dis­konttarif durch die Gegend zu chauffieren (Abg. Steibl: So ein Blödsinn!), das trans­portiert Arbeitsplätze von Österreich ins Ausland. Aber das haben Sie nicht begriffen, das haben Sie die letzten 15 Jahre noch nicht begriffen. (Abg. Steibl: Oja! Wir be­greifen ...!) Deswegen haben wir ja die Probleme! Deswegen schaut es so aus, wie es ausschaut! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wollen Sie tatsächlich das Gemüse von Italien nach Holland transportieren, um es dort zu waschen? Wollen Sie das wirklich? – Wenn nicht, dann sagen Sie nein und treten Sie für eine Erhöhung der LKW-Maut ein! (Abg. Dr. Mitterlehner: Die ist hoch genug! Wissen Sie überhaupt, wie hoch die ist? – Abg. Steibl: Dann sollen die Züge fahren, damit nicht die LKWs auf der Straße fahren müssen!) Es stimmt dezidiert nicht, dass es hier keinen Spielraum mehr gibt. Nützen wir die Spielräume aus, die wir noch haben – und dann reden wir über Verkehrswirtschaft, Regionalwirtschaft und Arbeits­platz­entwicklung!

 


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