Befristung aufgehoben. Das ist ein notwendiger Schritt; er verhindert eine Diskriminierung, die gedroht hätte, würden wir heute diesen Schritt nicht setzen.
Das Ziel ist natürlich, Jugendliche vom Lehrgang weg auf eine Lehrstelle zu bekommen. Wenn dies aber nicht möglich ist, dann soll unserer Auffassung nach ein Auslernen im Lehrgang möglich sein, wichtig sein und damit auch Sicherheit für die Jugendlichen verbunden sein, dass sie fertig lernen können.
Zur Lehrstellensituation. Wir wissen, dass wir mehr Lehrstellensuchende als vorgemerkte Lehrstellen beim Arbeitsmarktservice haben, und wir wissen, dass wir weniger offene Lehrstellen haben. 14,3 Prozent mehr Lehrstellensuchende und 19,8 Prozent weniger offene Lehrstellen gegenüber dem Vorjahr zeigen eine alarmierende Entwicklung.
Sehr verehrte Damen und Herren! Dies zeigt auch in einer gewissen Weise, dass der Markt seiner Verpflichtung nicht nachkommt, weil eben zu wenige Lehrstellen angeboten werden, und dies trotz vieler Anstrengungen auf verschiedensten Ebenen. Im Besonderen möchte ich von dieser Stelle aus einmal die Wirtschaftskammer loben, die Lehrstellenbörse der Wirtschaftskammer, bei der Arbeitgeber ihren Lehrstellenbedarf melden können. Das ist sicherlich eine wichtige und notwendige Einrichtung im Hinblick auf mehr Information und auch Verbesserung von Chancen.
Was ich aber in diesem Zusammenhang kritisieren möchte, ist, dass manchmal die Anforderungen der Betriebe schon sehr hoch sind. Ich habe mir diese Lehrstellenbörse durchgeschaut. Es findet sich zum Beispiel ein niederösterreichischer Lehrbetrieb, der sagt, die Voraussetzung dafür, einen Lehrling zu nehmen, ist, dass er schon den Führerschein haben und über 19 Jahre alt sein muss.
Ein anderer Betrieb in der Brigittenau in Wien meint, er nehme nur jemanden mit überdurchschnittlicher Einsatzbereitschaft, der auch bereit ist, in der Freizeit zu arbeiten, der auch bereit ist, am Sonntag zu arbeiten. – Das ist ein Friseurgeschäft in der Brigittenau.
Sehr verehrte Damen und Herren! Da ist vielleicht eine kleine Korrektur notwendig. Es ist sicherlich nicht der Sinn einer Lehrstellenbörse, solche Job-Angebote zu verbreiten.
Oder: In Innsbruck meint ein Betrieb, er nehme nur einen Bürokaufmann, der konflikt-, routine- und stressresistent ist. – Wobei man diskutieren kann, was bei einem Jugendlichen „routineresistent“ bedeutet. Ich weiß es zum Beispiel nicht, aber vielleicht kann einer meiner Nachredner hier noch aufklärend wirken.
Ein anderer Betrieb im ersten Bezirk, eine Rechtsanwaltskanzlei, nimmt nur weibliche Bewerberinnen und schließt ausdrücklich männliche Bewerber aus. Man kann dazu stehen, wie man will.
Noch ein Beispiel: Ein großes Hotel im ersten Bezirk am Ring sagt, es brauche einen Hotel- und Gastgewerbeassistenten, aber er soll Matura haben. Ohne Matura keine Chance. – Also das ist eine Entwicklung, die man sich vielleicht anschauen sollte.
Und zuletzt: Im 15. Bezirk gibt es einen Metallbetrieb, der eindeutig sagt: Alle können zu mir kommen, nur keine türkischen Staatsbürger. – Das ist die Meinung, die dort vorherrscht.
Ich meine, positiv ist das entsprechende Stellenangebot, aber negativ sind manche Anforderungen von Arbeitgebern an junge Menschen, die auch dazu führen können, dass man Leute eher abschreckt und dass man nicht im Dienste der Sache tätig ist.
Das wollte ich nur aufzeigen. Im Grunde werden wir von der SPÖ dieser Vorlage zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
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